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Frauen hatten also im Frühstadium ziemlich viel Kontrolle über ihre Schwangerschaften. Bemerkenswert ist auch, dass diese Haltung gleichzeitig einen leichteren Umgang mit Fehlgeburten erlaubt haben muss, die bekanntlich in den ersten drei Monaten häufig vorkommen. In den ersten Wochen kann vieles schiefgehen, vor allem ohne die moderne Medizin und Ernährung. Die mittelalterlichen Hebammen und Mediziner überließen es der Schwangeren, wie sie mit dieser riskanten Zeit umgehen wollte. Eine Abtreibung nach der Zeit, in der sich die Seele entwickeln soll, galt als Sünde und wurde in manchen Gegenden als Verbrechen eingestuft, doch eine strafrechtliche Verfolgung gab es im Mittelalter selten.Somit wäre die AfD noch nicht einmal "vormittelalterlich", was ihre Haltung zu Abtreibung angeht. Mehr zum AfD-Programm auf MOTHERBOARD
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Doch Gilly und ihre Schwestern bringen die Kinder eines Vergewaltigers zur Welt, und Cerseis Aussagen lassen vermuten, dass ihren Hofdamen dasselbe Schicksal droht. Warum? Warum gibt es den Mondtee nur für manche Frauen? Vielleicht findet sich eine mögliche Antwort auf diese Frage in gewissen mittelalterlichen und modernen Ansichten zur Empfängnis durch Vergewaltigung. Vor der modernen Medizin waren die Menschen lange Zeit überzeugt, Mann und Frau müssten beide einen Orgasmus haben, damit ein Kind gezeugt werden könne.Wenn eine Frau bei einer Vergewaltigung schwanger wurde, galt sie als Ehebrecherin. In anderen Worten: Wer schwanger wurde, dem musste es gefallen haben. Genau diese mittelalterliche Ansicht brachte übrigens der republikanische US-Politiker Todd Akin zum Ausdruck, als er 2012 behauptete, der weibliche Körper habe bei einer "richtigen Vergewaltigung" Wege, eine Schwangerschaft zu verhindern, sodass Empfängnis durch Vergewaltigung so gut wie nie vorkomme. Eine schaurige Kontinuität, die sich mit "Sie wollte es doch" zusammenfassen lässt.Auch die mittelalterliche Literatur lässt diese Haltung erkennen. In der vormodernen Geschichte der Lucretia wird die Römerin vergewaltigt und begeht daraufhin Selbstmord. In einer mittelalterlichen Version, The Fall of Princes von John Lydgate, bezieht sich ihre Scham spezifisch auf ihre eigene Erregung: "gegen meinen Willen folgte darauf Lust". Ihr Körper verriet sie, also nahm sie sich zur Strafe das Leben.Doch hier zeigt sich die mittelalterliche Literatur mitfühlender als so manche moderne Gesellschaft. In allen überlieferten Versionen von Lucretias Geschichte halten ihr Vater und ihr Ehemann sie für absolut schuldlos. Ihr Mann insistiert: "Er mag deinen Körper zwingen … doch ich weiß, trotz all seiner Kraft könnte er niemals deinen Geist brechen." Ihr Körper mag sie verraten haben, doch ihre Seele leistete bis zum Ende Widerstand. Sie hatte sich ihre Vergewaltigung nicht herbeigewünscht und ihre körperliche Reaktion darauf sagte nichts über ihre Absichten aus.Falls Sansa tatsächlich schwanger sein sollte, hätte sie als keusche Adlige im Mittelalter eine Wahl, zumindest zu Beginn ihrer Schwangerschaft. Ob sie das Kind zur Welt bringen und großziehen wollte wie Gilly, oder ob sie es abtreiben wollte, wie Cersei und Margaery und vielleicht auch Margaret Beauford, man hätte sie darin unterstützt. Doch ob die Fan-Theorie wirklich Hand und Fuß hat, werden wir erst in der nächsten Staffel erfahren.Falls Sansa tatsächlich schwanger sein sollte, hätte sie als keusche Adlige im Mittelalter eine Wahl, zumindest zu Beginn ihrer Schwangerschaft.