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Interview

"Wenn das hier der erste deutsche Rapsong war, darf man sich nicht wundern" – Platten hören mit BSMG

Megaloh, Ghanaian Stallion und Musa aka BSMG haben die wichtigsten Platten ihres Lebens mitgebracht. Und wir hatten auch noch ein paar Überraschungen parat.
Fotos: Grey Hutton | VICE

Deutscher HipHop ist in Gefahr! Inhaltsleere, Oberflächlichkeit und am Ende will jeder eh nur sein eigenes Hak machen. Wer rettet die Musik aus ihrer Stagnation im freien Fall? Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Oder ist es die Black Superman Gang, BSMG aka Brüder schaffen mehr gemeinsam? Das Berliner HipHop-Trio / Supergroup besteht aus den Rappern Megaloh und Musa und dem Produzenten Ghanaian Stallion, und sie glauben, dass es im Deutschrap noch Platz für Akronyme gibt. Ihr Album Platz An Der Sonne (der Titel ist eine Anspielung auf die deutsche Kolonialgeschichte) ist letzten Freitag erschienen und es geht um nicht weniger als das "Selbstverständnis der afrikanischen Identität in der Diaspora", "geschichtliche Aufarbeitung und Systemkritik". Solch schwere Kost verabreichen BSMG allerdings leicht verträglich. Ihre Single "Jesse Owens" mag nach dem tragischen Leichtathleten benannt sein, dem Hitler bekanntermaßen nicht zu seinen Siegen bei der Olympiade 1936 gratulieren wollte. Doch dahinter verbirgt sich ein erfrischender, tanzbarer Banger.

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Das liegt auch daran, dass die drei schon länger im Geschäft sind und ihr Handwerk beherrschen. Und was ist Schritt 1 zu hoher musikalischer Handwerkskunst? Richtig, gute Musik hören. Genau darum soll es auch heute im Interview-Raum von Noisey gehen, in den die drei nach einem langen Promo-Tag kurz vor Album-Release eintreffen – aber nicht mit leeren Händen: Jeder der drei sollte ein paar für ihn wichtige Alben zum Vorstellen mitbringen. Außerdem habe ich noch ein paar Platten mitgebracht, zu denen ich die Meinung der Künstler hören möchte. Ein wenig Klassenzimmer-Atmosphäre lässt sich dabei nicht leugnen. Sind jetzt alle da? Dann leg los mit dem Referat, Megaloh.


Noisey Shorties: "KitschKrieg übernimmt"


1. Snoop Dogg – Doggystyle

Megaloh: Ich hab hier zwei CDs dabei, die mir ziemlich viel bedeutet haben beim Heranwachsen mit HipHop. Und zwar ist das einmal Doggystyle von Snoop Dogg. Das ist sozusagen meine Bibel des HipHops gewesen, das Werk, das mich zum Glauben gebracht hat. Es war tatsächlich das erste Rap-Album, das ich mir angehört habe, das war '93, da war ich noch klein, aber das hat damals alle infiziert. Sogar meine Mutter fand Snoop Dogg cool, wahrscheinlich ohne auf die Inhalte zu achten. In meiner Schule, in meiner Klasse, alle haben's gepumpt. Man konnte dem gar nicht entkommen. Bei mir hat's dann gleich ausgelöst, dass ich Bock drauf hatte. Angeblich soll ja Daz Dillinger vom Dogg Pound viel von dem Album produziert haben, aber Dre hat den Credit bekommen.
Ghanaian Stallion: Krass, ist das so?
Megaloh: Hab ich gehört, ja. Genau weiß ich's natürlich nicht, gefährliches Halbwissen… Was ich besonders geil fand an der Platte, war, dass es so viele Funk-Samples gibt. Klingt wie Siebziger-Jahre-Funk, aber mit den Basslines und Drums auf harten Rap getrimmt. Das hat mich direkt dazu animiert, meine ersten Texte zu schreiben und seitdem hat's mich auch nicht mehr losgelassen. Seitdem hab ich Texte geschrieben und schreibe bis heute. Dafür werd ich Snoop Dogg immer dankbar sein, dass er mich direkt mit dem ersten Rap-Album reingeholt hat. Ich hab ja dann auch Jahre später Kurupt vom Dogg Pound kennengelernt, der war hier mit Ja Rule 'nen Film drehen und dann haben wir auch im Studio ein paar Songs aufgenommen. Coole Zeit.

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Noisey: Dein Lieblingstrack?
Megaloh: Ich glaube "Gz and Hustlaz", alleine wegen diesem epischen Intro. Dann kommt dieses Kinderlied-Sample und dann setzt einfach Mal einer der härtesten Beats der damaligen Zeit ein. Schon mies. Krasses Album.

2. Bone Thugs-N-Harmony – E. 1999 Eternal

Megaloh: Das zweite Album ist für mich eigentlich fast genauso wichtig und zwar ist das E. 1999 Eternal von Bone Thugs-N-Harmony. Das kam 1995 raus, also zwei Jahre nach Doggystyle. Es wird von mir selten erwähnt. Ich wurde auch in Interviews schon öfters gefragt, was ich so gefeiert habe und dann erzähl ich immer chronologisch von Snoop Dogg, dann East Coast und Wu-Tang und Jay-Z und irgendwie spar ich immer Bone Thugs aus. Vielleicht, weil es mich erstmal im Skill nicht so nachhaltig geprägt hat. Das Bedürfnis Doubletime zu rappen war dann nicht so stark, aber es gab auf jeden Fall so eine Phase von zwei bis drei Jahren, wo ich eigentlich nur das gehört hab. Auch so ein Album, wo ich jeden Song drauf cool fand. Das weckt natürlich Erinnerungen an damals, als man in der Schule war, scheiße gebaut hat, unbeschwerte Teenagerzeit – wo man natürlich damals schon gedacht hat, dass man die härtesten Probleme hat… Wenn ich mir dieses Album anhöre, muss ich unweigerlich an früher denken. Der Song "Crossroads" ist dann in so einer Remix-Version nochmal ein Welthit geworden, aber auf dem Album ist eine andere Version.
Ghanaian Stallion: "First of the Month" auch, wie krass das war.
Megaloh: Ja Mann, das war der Hit, der mich überhaupt zu Bone Thugs gebracht hat. Das war auch wieder so ein Ding, bei uns an der Schule konntest du dem nicht entkommen. Wenn du einen Song hörst, bevor du ihn hörst, weil alle ihn singen. Und dann hörst du den Song das erste Mal auf einer Party oder so. Dann musst du ihn einfach lieben. Aber ja "East 1999" großer Track, "Mr. Bill Collector" gefeiert, "Buddah Lovaz", "Mo Murda", echt nur Hits drauf. Die waren Schützlinge von Eazy-E. Damals, in meiner kindlichen Naivität… Ich muss mich outen, dass ich damals auch die Bravo gelesen habe (allgemeine Belustigung), zumindest hin und wieder in eine reingelesen. Und da gab es einen Artikel, ob die ihre Seele an den Teufel verkauft hätten. Und das wurde damit begründet, dass so Ouija-Board-mäßige Schriftzeichen und Totenköpfe im Artwork dabei waren. Und ich habe mich da auch ein kleines bisschen reingesteigert, weil die Jungs so krass gerappt haben und die Musik so erfolgreich war… (lacht). Ich war eine Zeit lang echt nicht sicher. Aber das hat sie auch nur interessanter gemacht.

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3. Bob Marley & The Wailers - Exodus

Ghanaian Stallion: Ich habe hier Mal drei Platten mitgebracht und die erste ist Exodus von Bob Marley. Eines der besten Bob Marley-Alben aller Zeiten auf jeden Fall. Reggae war sehr präsent in meinem Elternhaus, meine Eltern haben beide viel Reggae gehört und da lief das natürlich hoch und runter. Ich hab auch ziemlich viele Bob Marley-Platten zu Hause, aber Exodus habe ich jetzt ausgewählt, weil da sind Songs wie "Jamming" drauf, "Exodus" selber, "Three Little Birds", "Turn Your Lights Down Low" – alles Songs, die man halt kennt. Wenn die Musik angeht, fühl ich mich immer an früher erinnert und es macht ziemlich viel mit mir. Ich fühl mich gut dabei. Es gibt ja auch Bob Marley-Songs wie "No Woman No Cry" oder "Buffalo Soldier", die Leute, die sich mit der Musik viel beschäftigen, nicht mehr wirklich hören (können). Exodus ist da noch ein Zwischending. Da sind auch Hits drauf, die aber auch nicht soo ausgelutscht sind wie andere.

4. Steel Pulse – Earth Crisis

Ghanaian Stallion: Dann hab ich noch ein Album mitgebracht von Steel Pulse, auch eine Reggae- Band. Das Album lief ziemlich oft bei uns zu Hause und ich hab die Platte dann irgendwann von meinem Vater bekommen. Ich bin ja nicht als DJ auf die Welt gekommen, und als ich dann irgendwann Mal durch seine Plattensammlung geschaut habe, habe ich gesehen, wie viele Schätze er da hat. Er hat mir dann auch ein Paar überlassen, unter anderem diese, die ich als Kind rauf und runter gehört habe. Da ist tatsächlich wirklich jeder einzelne Song ein Hit (singt kurz "Steppin' Out").

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Wenn ich den höre, kommen sofort Kindheitserinnerungen. Ist eine Band aus Birmingham, natürlich haben die ihre Roots auch in Afrika und in der Karibik… Kamen damals auf Elektra Records raus, kann ich wirklich jedem empfehlen. Wie der Titel auch schon sagt: Earth Crisis: Die haben sich natürlich damals auch viel mit Missständen auf der Welt auseinandergesetzt und da kommt ja auch die Brücke zu dem, was wir machen. Bis heute ist das für mich eine der wichtigsten Platten in der musikalischen Sozialisierung.

5. Boot Camp Clik – The Chosen Few

Ghanaian Stallion: Da wir uns aber natürlich nicht nur im Reggae wohlfühlen, sondern auch im HipHop, hab ich auch noch eine Platte mitgebracht von der Boot Camp Clik – kam 2002 raus. Es gab ja einige prägende HipHop-Formationen, Wu-Tang muss man da erwähnen, aber die Clique mit der ich am meisten geklickt hab, war tatsächlich die Boot Camp Clik (Gelächter). Eines meiner Lieblingsalben früher war von den Cocoa Brovaz, Tek und Steele, Smif-N-Wessun hießen sie damals noch, bevor sich die Waffenfirma darüber beschwert hat. Dah Shinin ist glaub ich in meinen Top 5 HipHop-Alben überhaupt. Aber die hab ich gerade nicht gefunden, deswegen musste die Boot Camp Clik repräsentativ dafür herhalten.

Auch andere Members waren bei denen wichtig, zum Beispiel Sean Price, der ja Megaloh sehr stark geprägt hat und mich auch, obwohl ich ja nicht rappe. Leider zu früh von uns gegangen, aber er hat dennoch viel Wertvolles hinterlassen und auch einige Rapper geprägt. Nicht nur in den Staaten, sondern auch hierzulande.
Megaloh: Auf jeden!
Ghanaian Stallion: Aber auch alle anderen Leute, die da mit dabei waren. OGC (Originoo Gunn Clappaz), also Starang Wondah, Louieville Sluggah, Top Dog. Und natürlich der Kopf des Ganzen, Buckshot. Die Clique ist von der Realness, von der Authentizität unschlagbar.

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6. Goodie Mob – Still Standing

Musa: Ein Album, das mich sehr inspiriert hat, war Still Standing von Goodie Mob. Kam 1998 raus und war für mich das erste Mal, dass ich wirklich Südstaatenrap gefühlt hab. Sie haben da viel Doubletime-mäßig gerappt, aber auch viel, viel gesungen. Man kann's nicht unbedingt mit Bone Thugs vergleichen, auch wenn die ja auch so Rap-Singsang gemacht haben. Goodie Mob hatte auch noch Mal gefühlt langsamere Beats, also in Anfängen auch das, was man heute als Trap versteht. Wenn man dann auch weiß, dass sie Teil der Dungeon Family waren, wo auch Leute wie OutKast und letztendlich auch Future drin waren, ist es glaub ich ganz logisch.

Ich bin auch heute noch großer Fan von Musik aus Atlanta und habe dann erst im Nachhinein verstanden, dass ich solche Musik schon früher mochte. Thematisch haben die dann auch schon ihren Struggle beschrieben, also auch inklusive Sklaverei und den Effekten davon, das war teilweise schon sehr spooky. Die Songs wie "Fly Away" und "Inshallah" waren immer sehr melancholisch mit viel Gesang über diese Thematik. Ich hatte das Gefühl, die waren Kinder von ehemaligen Sklaven, die diese Pain transportieren.

7. Gang Starr – Moment Of Truth

Musa: Das andere Album, was ich hier habe ist Moment Of Truth von Gang Starr – wegen dem Song "The Militia" eigentlich. Ich muss sagen, zu der Zeit hatte ich auch insgesamt nicht so viel Plan, habe HipHop natürlich mitbekommen, aber quasi über MTV, Viva und so und mich dann randomly irgendwie daran orientiert und irgendwas gekauft. Zu "The Militia" gab es ein Video mit Big Shug und Freddie Foxxx. Fand ich richtig geil damals, da habe ich mir das Album noch bei WOM angehört, gekauft und als für immer geil befunden. Songs wie "Above The Clouds" mit Inspectah Deck, eigentlich jeder einzelne Song…
Ghanaian Stallion: Das beste HipHop-Album aller Zeiten, meiner Meinung nach.
Megaloh: Echt?
Ghanaian Stallion: Für mich definitiv.
Musa: Guru war jetzt später auch nicht ein Favorite Rapper von mir, aber das Album klang einfach geil, wahrscheinlich wegen Preemo auch.
Ghanaian Stallion: Er hat auch übertrieben krass drauf gerappt und so viel Knowledge.
Musa: Ja Mann. Das waren so die ersten Alben, bei denen ich aufgewacht bin. Davor habe ich eigentlich nur Singles wahrgenommen, aber das war Rap, den ich richtig gefühlt habe.

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8. Sun Ra – Space Is The Place

Ghanaian Stallion: Sun Ra! Noisey: Genau! Die habe ich mitgebracht, weil ich spannend fand, dass ihr in Interviews ja auch regelmäßig betont, dass es bei euch nicht nur um die Musik geht, sondern dass ihr ein Movement seid. Dass ihr die Art und Weise wie Afrodeutsche wahrgenommen werden, verändern wollt.
Megaloh: Nicht nur afrodeutsch, sondern generell bei allem, was mit dem afrikanischen Kontinent zu tun hat, die eurozentrische Wahrnehmung ein bisschen zu verändern.

Das hat mich auf jeden Fall an Sun Ra erinnert, der mit seinen futuristischen Sachen ja auch etwas Ähnliches erreichen wollte.
Ghanaian Stallion: Also Afrofuturism ist auf jeden Fall so ein Begriff, der sehr stark mit Sun Ra in Verbindung gebracht wird.

Findet ihr, der Begriff funktioniert auch irgendwie mit BSMG?
Ghanaian Stallion: Ein Stück weit vielleicht schon. Also wir sind jetzt nicht so auf dieser Space- und Weltraumschiene wie er. Ich meine, der Titel Space Is The Place sagt ja schon alles. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir das so weit treiben, aber was wir auf jeden Fall probiert haben, ist das neue Afrika zu zeigen. In der Musik haben wir natürlich auch traditionelle Einflüsse drin, westafrikanischen Highlife aus den Siebzigern, auch durch den Gitarristen, der unter anderem auch auf "Jesse Owens" gespielt hat. Die spielen alle in traditionellen Highlife-Bands, aber wir wollten auf keinen Fall das klassische Kumbaya machen, was man heute mit Afrika in Verbindung bringt. Kein Schneidersitz und Akustikgitarre. Wir wollten zeigen: "Ey, vieles ist da nicht unterentwickelt und es gibt auch Modernität, vor allem in Großstädten. Da passiert ziemlich viel und da wollten wir nicht das klassische Bild reproduzieren, sondern auch moderne Einflüsse reinbringen. Aber Afrofuturism, glaube nicht, dass wir da reinfallen.
Musa: Das wird metaphysischer bei denen (lacht).
Megaloh: Ich muss gestehen, ich kenne den gar nicht. Der Name ist mir ein Begriff, aber ich bin da ziemlich ignorant und unbedarft. Aber muss ich mir geben. Klingt interessant.

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9. Missy Elliott – "I'm Really Really Hot"

Musa: Missy!
Ghanaian Stallion: Ich muss ja dazu sagen, ich bin riesengroßer Missy Elliott-Fan, anders als meine beiden Kollegen.
Megaloh: Nee, so kann man das jetzt auch nicht sagen! Fan, OK, ist zu viel gesagt. Aber sie hat auf jeden Fall ihren Credit verdient.
Musa: Ganz klar.
Ghanaian Stallion: Ich finde Missy jedenfalls super. Ich meine, sie und Timbaland waren ihrer Zeit so krass voraus mit dem, was sie gemacht haben – sehr spannende Künstlerin. Und auf jeden Fall eine Ikone, kann man nicht anders sagen. Sie und Timbaland haben sehr früh schon einen ganz anderen Sound verstanden und viel für Leute wie Neptunes oder auch den Trap Sound heute getan. Ich feiere sie.

10. Brothers Keepers – Lightkultur

Noisey: Ich habe leider meine Brothers Keepers-Platte nicht gefunden, aber bekommt ihr als deutsche politische Supergroup eigentlich oft irgendwelche Brothers Keepers-Fragen?Megaloh: Erstmal weiß ich nicht, ob wir uns als politische Supergroup sehen, das hast du jetzt gesagt (lacht). Aber was ist denn eine typische Brothers Keepers-Frage?

Na ja, ob sie euch inspiriert haben oder so?
Megaloh: Klar, auf jeden Fall. Man muss die Referenzen ja auch offenlegen, wenn man über die Thematik redet. Da gab es einfach Alben vor uns, die von der Thematik her zumindest Überschneidungen haben. Da gibt es Brothers Keepers, Afrobs Made in Germany und auch Daniel X von D-Flame. Das sind auf jeden Fall die Alben, die man da definitiv nennen muss, aber ich würde trotzdem sagen, dass das, was BSMG macht etwas anderes ist. Wir haben einfach versucht aus unserem Ist-Zustand, aus der Liebe zur Musik, die wir teilen und aus unseren Einflüssen das Beste zu machen.
Ghanaian Stallion: Aber wir waren uns schon natürlich bewusst, dass es vorher Leute gab, die "Schwarz-Sein in Deutschland" oder was das mit sich bringt thematisiert haben, und auf die haben wir uns auch bezogen. Man sieht ja, dass auf unserem Album ein Interlude von Ade Bantu ist, einem der Gründer von Brothers Keepers. Mega und ich haben ihn auch letztes Jahr in Lagos besucht. Die Connection ist auf jeden Fall da und mit vielen Brothers Keepers-Members haben wir auch schon Musik gemacht. Samy, Afrob… Ich finde es gut, dass man die Referenz zieht und denen den Credit gibt. Auch, weil das Engagement damals nicht für alle ihre Karrieren förderlich war.

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Megaloh: Ich wollte den Leuten jetzt auch nicht den Credit wegnehmen – man muss die ganz klar nennen. Aber unser Album dreht sich jetzt nicht um die Situation von Deutschen mit afrikanischen Wurzeln in Deutschland. Das ist ja nur eine Randerscheinung. Eigentlich geht es vielmehr um ein Selbstverständnis der afrikanischen Identität, die quasi weltweit ist. Also in der Diaspora, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent. Geschichtliche Aufarbeitung und Systemkritik sind so die Felder, die wir versuchen, in eine zeitgemäße Musik zu packen. Wir sind alle in Deutschland beziehungsweise Berlin sozialisiert, also fließt das natürlich ein, aber es geht um ein generelles Ding, was alle betrifft. Man kommt in der Geschichte nur weiter, wenn man die Vergangenheit aufarbeitet und nicht unter den Teppich kehrt. Das versuchen wir auch auf der Platte zu machen.

12. G.L.S.-United – "Rapper's Deutsch"

Noisey: Was auch nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte ist, dass das hier der erste Deutschrap-Song überhaupt war.
Megaloh: Zeig Mal her. "Rapper's Deutsch"
Ghanaian Stallion: Thomas Gottschalk, Frank Laufenberg und Manfred Sexauer (Gelächter).
Musa: Wow, ich wusste das nicht!
Ghanaian Stallion: Bist du ganz sicher, dass das der allererste ist?

Noisey: Das ist ein Rapper's Delight Cover von 1980, es ist im selben Monat auch noch ein anderer HipHop-Track rausgekommen, aber das war so ziemlich der erste deutschsprachige Rap-Hit.
Musa: Hit, also meinst du die waren erfolgreich?

Noisey: Na ja, die waren ja relativ bekannte Moderatoren damals und die Platte findet man häufiger. Ich denke schon, dass die da einiges von verkauft haben.
Megaloh: Da liegt wahrscheinlich jetzt auch… Was ist ein guter Spruch? Da liegt der Hund begraben. (Gelächter)
Ghanaian Stallion: Was meinst du?
Megaloh: Na ja, weil hier ja sozusagen Rap in der öffentlichen Wahrnehmung belächelt wird. Das ist halt eine Satireveranstaltung, über die man sich lustig macht. Wenn genau das hier der erste deutsche Rapsong war, darf man sich nicht wundern.

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Platz An Der Sonne von BSMG ist jetzt draußen und HIER erhältlich.

Niklas bei Twitter: @fuckniklas

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