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Popkultur

Diese Pixel-Animation von "This Is America" ist aufwändiger als das Original

"Ich kann selbst nicht tanzen, aber wenigstens kann ich eine Animation aus dem Tanz machen."
Bild mit freundlicher Genehmigung von Pinot Ichwandardi

Selbst mit modernster Technik ist Animation ein unfassbar zeitraubender Prozess. Für Filme wie Ataris Reise und Die Unglaublichen 2 braucht es ganze Heerscharen von Menschen, die jahrelang mit Hochleistungsrechnern arbeiten. Bei einer einzelnen Person kann schon ein Kurzfilm Jahre in Anspruch nehmen.

Diese faszinierende Nachstellung von Childish Gambinos "This Is America" ist in monatelanger Arbeit auf einem uralten Macintosh entstanden. Und sie ist das Beste, was du heute im Internet sehen wirst.

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Der gebürtige Indonesier Pinot Ichwandardi animiert Gambinos hypnotische Moves auf einem Rechner, der älter ist als die Vertreter der Millennial-Generation. Seit zwei Monaten verbringt der New Yorker jeden Abend zwei bis drei Stunden mit "Pixelstricken", wie er seine entspannte Methode nennt. Mit einem Summagraphics Tablet aus den 1970ern und dem Programm MacPaint zeichnet er Frame um Frame von Gambinos Tanz auf einem Macintosh 128k, Baujahr 1984. Und weil er eine absolute Legende ist, überträgt er die Frames dann per Diskette auf einen Macintosh SE von 1987, wo er sie mit der Software MacroMind VideoWorks zum Leben erweckt. Man könnte das als künstlerischen Masochismus betrachten, aber Ichwandardi sieht sein Hobby ganz anders.

"Das ist wie Oldtimerfahren", sagt er gegenüber VICE. "Die Einschränkung an sich wird ein neuer Wert, daraus wird neue Kunst." Fehler wie ein Mangel an Speicherplatz würden dadurch zum Teil des künstlerischen Prozesses und seien "verziehen". "Der Vorgang ist die Story. Deswegen poste ich meine Fortschritte auch auf Twitter. Ohne diesen Vorgang ist es nur ein weiteres Pixel-Art-Werk, von einer modernen Maschine generiert."

In den zwei Monaten seit "This Is America" die Welt zum Aufhorchen brachte, hat Ichwandardi fast 500 Frames des Tanzes aus dem Video eingefangen, das sind 38 Sekunden Filmmaterial. Für jede Stunde, die er mit Animation verbringt, investiert Ichwandardi außerdem eine Stunde, in der er einfach nur die ruandisch inspirierte Choreografie von Sherrie Silver studiert, um sie originalgetreu zu imitieren.

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Seine Animation ist kein Remake des Videos, sondern lediglich eine 2D-Nachbildung des Tanzes. Das führt zu einigen Herausforderungen, Ichwandardi muss schätzen, was Childish Gambinos Füße gerade machen, wenn in einer Video-Einstellung nur sein Oberkörper zu sehen ist. "Nah genug dran", twitterte er dazu vergangene Woche.

Ichwandardi macht Filme, seit sein Vater ihm als Kind traditionelle Zeichentrickanimation auf Zelluloid beibrachte. Seit Mitte der 80er nutzt er dazu auch Mac-Rechner. Seine Sammlung von Vintage-Werkzeugen begann auf Flohmärkten in Kuwait, wo er mit seinen Eltern lebte, und endete auf New Yorker Märkten und eBay. Für Ichwandardi geht es dabei nicht nur um Nostalgie. Er möchte dem Internet – und seinen Kindern – etwas über angeblich veraltete Technik beibringen. "Unser Zuhause wird zu einem persönlichen Labor, einem Klassenzimmer für Kunst und Technik", sagt er. "Ich gebe unseren Kindern Zugang zu der alten Technik, und sie kommen mit ihrer eigenen Perspektive auf völlig neue Ideen."

Der Animator räumt ein, dass seine Nachbildung der kulturellen Bedeutung des Videos aus dem Weg geht. Er möchte keinen Abklatsch des Originals erschaffen wie Nicole Arbour. "Ich bin Vater von drei Kindern. Das Video hat ihre Aufmerksamkeit erregt, aber die Message und der Song an sich sind nichts für sie." Also hätten er und seine Frau sich eine Ablenkung für die Kleinen ausgedacht, die ihre Aufmerksamkeit auf einen kindgerechteren Aspekt lenkt: den Tanz. "Ich kann selbst nicht tanzen, aber wenigstens kann ich eine Animation aus dem Tanz machen."

Aus urheberrechtlichen Gründen wird Ichwandardi vielleicht nie das gesamte Video nachstellen. Wann auch immer er fertig ist, möchte er sein Werk eventuell als GIF ins Netz stellen. Im Moment hat er einfach nur Spaß daran, jeden Abend beim Pixelstricken zu entspannen.

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