Der Alltag Brooklyns aus einer MacGyver-Perspektive

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Der Alltag Brooklyns aus einer MacGyver-Perspektive

Der Fotograf Daniel Arnolds hat ein gutes Gespür dafür, großartige Gesichtsausdrücke, Kinder in Superheldenkostümen, niedliche Rentner und den chaotischen Alltag New Yorks perfekt einzufangen.

Alle Fotos: Daniel Arnold

Daniel Arnolds Arbeiten haben uns schon immer gefallen und wir hatten vergangenes Jahr auch das Glück, dass der Fotograf einige großartige Projekte für uns umgesetzt hat. Andere Straßenfotografen werden schon grün vor Neid, wenn sie bloß daran denken, wie viele bizarre Zwischenfälle und Begegnungen Arnold schon dokumentiert hat. Und immer wenn ich mich durch seine neuesten Schnappschüsse blättere, halte ich da einen quasi unendlichen Quell an großartigen Gesichtsausdrücken, Kindern in Superheldenkostümen, süßen Pensionisten und chaotischen Szenen des New Yorker Alltags in der Hand.

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Arnold nennt die Nassau Avenue in Brooklyn nun schon seit geraumer Zeit sein Zuhause. Und über genau diese Zeit veröffentlicht der Fotograf mithilfe des Pau Wau-Verlags nun ein neues Buch. Das habe ich mir zum Anlass genommen, um mit ihm über das Projekt zu reden.

VICE: Wie lange bist du jetzt schon auf der Nassau Avenue unterwegs?
Daniel Arnold: Ich bin da im Oktober 2012 hingezogen. 2003 lebte ich noch am Rand von Chinatown und lief an einem freien Tag über die Williamsburg Bridge rüber nach Brooklyn. Eigentlich wollte ich über die Brooklyn Bridge wieder zurückgehen, aber da ich mich in der Gegend nicht wirklich auskannte, bin ich natürlich direkt in die falsche Richtung gelaufen. So bin ich dann auch zum ersten Mal auf der Nassau Avenue gelandet. Aus irgendeinem Grund war ich mir sicher, dem Tod geweiht zu sein, denn ich erblickte dort direkt eines dieser sarkastischen Warnschilder, auf denen damit gedroht wird, alles zu erschießen, was der Wachhund übrig lässt. Das habe ich natürlich sofort geglaubt. Ich war eben jung und naiv.

Über welchen Zeitraum hinweg hast du die ganzen Fotos geschossen?
In dem Buch befinden sich Bilder aus rund fünf Jahren. Ich habe Pau Wau gut 500 Fotos gegeben und sie dann einfach machen lassen. Deren Büro befindet sich ebenfalls auf der Nassau Avenue und ich wollte, dass die Gegend dort genauso viel Einfluss auf das Endprodukt hat wie ich.

Warum fotografierst du immer noch mit analogen Kameras?
Seit einem Monat oder so zwinge ich mich sogar dazu, Digitalkameras zu verwenden. Ich will so herausfinden, ob mir das nicht doch irgendwie gefällt. Bis jetzt läuft das Ganze allerdings eher durchwachsen. Filmfotografie ist und bleibt meine große Liebe und ich fühle mich immer wie ein Trottel, wenn ich irgendetwas Cooles sehe und dann nur eine Digitalkamera in der Hand habe. Außerdem stehe ich auf Komplikationen. Ich finde es super, wenn die Dinge unmöglich erscheinen. Ein unwahrscheinlicher Erfolg ist so viel intimer und befriedigender. Dazu sehen digitale Fotos einfach nicht so gut aus wie analoge.

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Was mich beim analogen Knipsen jedoch richtig in den Bann zieht, ist das ganze Drumherum. Wenn man durch die Straßen läuft und nach außergewöhnlichen Dingen Ausschau hält, dann ist ein Bildschirm dein ärgster Feind. In einem solchen Szenario könnte die Kamera genauso gut bloß ein Handy sein. Wenn dir langweilig ist, schaust du dich schnell durch die Bilder und bist so abgelenkt. Bei der Analogfotografie gibt es hingegen keine „Fluchtmöglichkeit". Die Kamera kann nur knipsen und deshalb ist es möglich, sich wirklich auf den Moment zu konzentrieren.

Wieso eigentlich gerade Straßenfotografie?
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich bewusst für ein bestimmtes Genre entschieden habe. Das war einfach eine natürliche Entwicklung. Ich gebe meinem sozialen Umfeld eben nicht gerne vor, was es zu tun hat. Diese lockere MacGyver-Herangehensweise macht mir mehr Spaß, denn dabei achte ich bewusst auf meine Umgebung und versuche dann, alles zu einem neuen, interessanten Mix zusammenzubauen. Wenn sich Menschen unbeobachtet fühlen, dann verhalten sie sich natürlich—und das ist doch viel aufregender als alles, was ich mir irgendwie einfallen lassen könnte. Ich muss an dieser Stelle allerdings anmerken, dass ich doch ziemlich verrückte Träume habe.

Mehr von Daniel Arnolds Arbeiten findest du hier.

Pau Wau Publications ist ein unabhängiger Verlag aus New York, über den du hier alles erfährst.