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So hat sich Armut also längst zum gesamtgesellschaftlichen Problem entwickelt. Deutlich macht das unter anderem auch die immer weiter abnehmende Wahlbeteiligung. Denn Menschen mit geringem Einkommen zeigen laut einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung weniger Bereitschaft, wählen zu gehen. Besonders drastisch zeigte sich das bei der diesjährigen Bremer Bürgerschaftswahl. Laut taz lag die Wahlbeteiligung im armen Stadtteil Blumenthal mit vielen Hartz-IV-Empfängern bei nur 31 Prozent. Im reicheren Villenviertel Bremen-Horn hätten 77 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei nur 50,2 Prozent. Robert Vehrkamp, Demokratie-Experte der Bertelsmann-Stiftung, sagte der taz daraufhin: „Nicht die Zufriedenen oder politisch besonders Kritischen verzichten auf ihr Wahlrecht, sondern vor allem sozial benachteiligte Menschen aus den Milieus der Unterschicht und der unteren Mittelschicht der Gesellschaft."Je ärmer und unzufriedener Menschen sind, desto seltener beteiligen sie sich also am politischen Leben. Dabei ist gerade ein freier und demokratischer Staat auf aktive Mitwirkung all seiner Bürger angewiesen—nicht nur auf die vermögenden und mächtigen, die die Politik in diesem Land ohnehin maßgeblich zu bestimmen scheinen.