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Der Swindie Blog – Das ist meine Schwester Halina Larsson

Unser Blog über schwedischen Indie beginnt mit Halina Larsson. Wir haben dieselbe Mutter.

Wisst ihr eigentlich, dass Musik eines der größten schwedischen Exportprodukte ist? Natürlich wisst ihr es. Abba und Ace of Base belegen in der Liste der schwedischen Exporte den dritten Platz, gleich nach Waffen und so viel Wald und Papier, dass Schweden heute nur noch traurige drei Prozent des ursprünglichen Waldbestands aufweisen kann. Was Schweden aber wirklich interessant macht, sind die unzähligen Bands, die aus jeder zweiten Garage und jedem zweiten Keller schallen. Vielleicht ist die schwedische Musikepidemie eine Art genetischer Defekt, der die Leute aus dem Raum Göteborg und Stockholm besonders musikalisch macht? So wie manche Schweden immun gegen Aids sind oder diese Typen aus Nordschweden mit dem Macho-Gen, das sie davon abhält, Schmerz zu spüren. Vielleicht gibt es auch einfach nicht Sinnvolleres zu tun. Ich habe den größten Teil meiner bisherigen 29 Lebensjahre in Stockholm verbracht und ich kann dafür garantieren (?) und ich habe kein Aids.

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Um es auf den Punkt zu bringen: Viele dieser Swindie (Swedish Indie, ist klar!) -Bands sind unfassbar und – ich möchte hier nicht als Angeber wegkommen – die meisten von ihnen sind meine Freunde. Sie hören nicht auf, mit Emails zu schicken, mit der Bitte „irgendwas darüber zu schreiben“, was am Ende immer ungelesen in meinem Maileingang vergammelt und mich Morgen für Morgen mit Schuldbewusstsein überhäuft. Egal, ich habe endlich ein Heilmittel für mein schlechtes Gewissen gefunden: einen vierzehntägigen Swindie-Blog! Die Idee ist, über jeden talentierten Swindie-Künstler zu schreiben, über den ich stolpere, nicht nur meine Freunde. Da das nun klar ist, fange ich mit meiner Schwester an.

Sie heißt Halina Larsson und ich bekomme jedes Mal feuchte Augen wenn ihre Stimmbänder etwas auch nur im entferntesten Melodiöses ausstoßen. Ich habe bisher nie über sie geschrieben, weil es irgendwie nach Vetternwirtschaft riecht. Aber jetzt, wo sie mit der schwedischen House-Legende Alf Tumble zusammengearbeitet hat und die Single »The Right Words« gerade in diversen schwedischen Blogs gefeiert wird, hab ich meiner Meinung nach genügend Gründe, mich selbst zu Wort zu melden.

Hier erstmal das Video zum Song und ein Ausschnitt aus dem Gespräch, dass wir heute morgen führten.

Meine Kollegen aus dem Noisey-UK-Office finden, dass „The Right Words“ die schwedischste Musik ist, die sie je gehört haben. Greift dich das an?
Überhaupt nicht. Ich liebe schwedische Musik. Insbesondere The Tallest Man on Earth.

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Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Alf Tumble?
Er ist schon vor ein paar Jahren online auf eins meiner Lieder gestoßen und fragte mich damals, ob er es remixen könne. Es erschien dann auf Vinyl, auf dem britischen Label Centric.

Du hast mir diesen Remix gezeigt, als ich dich über Weihnachen in New York besucht habe. Wieso veröffentlichst du ihn erst jetzt? Etwa weil ich gesagt habe, es wäre ein Sommerhit?
Nein, es war eigentlich schon veröffentlicht als ich des dir gezeigt habe – als Remix meiner Single „Fires and French Horns“. Vor kurzem hat Alf sich entschieden, die Radioversion nochmal auf seinem eigenen Label zu veröffentlichen, mit einem passenderen Titel. Und das schwedische Radio scheint darauf abzugehen, genauso wie ein paar Journalisten und Blogger.

Wirst du mit Alf an einem gemeinsamen Album arbeiten?
Vielleicht irgendwann. Momentan hab ich einfach zu viele Projekte laufen. Ich konzentriere mich besonders auf meine neue Band Tórild. Mitglieder sind Brett Aveni und Chris Pennie, die The Dillinger Escape Plan gegründet haben, und ich. Wir waren gemeinsam auf Tour als wir beide mit Coheed and Cambria gespielt haben. Wir stellten fest, dass wir eine ähnlichen Musikgeschmack haben und experimentelle elektronische Musik machen wollten, also gründeten wir unsere Band. Im September veröffentlichen wir unser Album und dann spielen wir ein paar Konzerte in den Staaten.

Wie hat das mit deiner Karriere als Sängerin eigentlich begonnen? Lag es daran, dass ich auch Sängerin war und du alles nachgemacht hast, was ich gemacht habe? Genauso wie du ständig meine Vans und meine Jacke angezogen hast?
Das kannst du in einem Interview nicht fragen, jeder rafft dann, dass wir Schwestern sind.

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Das weiß eh jeder. Also, hast jetzt wegen mir angefangen zu singen oder nicht?
Na gut, das gebe ich zu. Du hast mich überzeugt, in den Gospelchor einzutreten als wir noch Kinder waren. Du Ankläger!

Das hatte ich fast schon vergessen. Wir haben damals kein Wort englisch verstanden und überhaupt nicht gewusst, dass alle Lieder von Gott handelten.
Und dann haben wir aufgehört als wir über das erste Mal sprechen sollten, als wir Jesus getroffen haben, mit beten und dem ganzen Scheiß.

Wie kommt es, dass du noch immer als Sängerin arbeitest?
Ich habe eine musikalisch geprägte Schule besucht. Danach bin ich in die USA gezogen um an der L.A. Music Academy zu studieren, habe als Background-Sängerin für Coheed and Cambria gearbeitet, begann professionell als Sängerin zu arbeiten und zog zuletzt nach New York, um an meinen eigenen Sachen zu arbeiten.

Du musst auf jeden Fall noch lernen, aufregendere Antworten zu geben, weißt du.
Ach komm, ich würde mit Sicherheit interessantere Antworten geben, wenn mich jemand anderes interviewen würde.

Ich werde diese Aussage veröffentlichen.
Tu das, ist mir völlig egal.

Du hast Joghurt auf deiner Bluse.
Mach mal Pause.