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New music

Die Beats der Zukunft kommen aus Zürich – Cella geht international

Der 20-jährige Produzent hat mit seinen Beats von Anfang an über die Landesgrenzen hinaus geschaut. Am Freitag erscheint seine Debüt-EP 'Prologue'.
Foto: Olivier Walther

2017 ist ein verdammt geiles Jahr für Musik in der Schweiz. In praktisch jedem Genre tun sich spannende Köpfe hervor, der Sound entwickelt sich weiter und internationale Ambitionen sind kein Wunschdenken mehr. Auch im elektronischen Beats-Bereich hat sich klammheimlich ein frischer Sturm zusammengebraut, der direkt über die Alpen hinweg in die ganze Welt hinaus windet: Cella. Der junge Zürcher Produzent veröffentlicht am Freitag seine erste EP Prologue und könnte damit seinen Durchbruch feiern.

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Höchstwahrscheinlich hörst du gerade zum ersten Mal den Namen Cella. Mit "Ethereal" hat der 20-Jährige bis vor kurzem nur einen Song veröffentlicht. Dieser ist aber direkt auf Spotifys Playlist "Bleeps & Bloops" gelandet – heute stehen über 200.000 Plays hinter dem Songtitel. Ein Traumeinstand. "Ich glaube, uns ist allen bewusst, dass wir mit Cella ein extremes Talent vor uns haben – also nicht einfach nur einen weiteren Act aus der Schweiz", sagt Uidá Dorian Santos, sein Manager und Betreiber des jungen Zürcher Labels Quartz Records, auf dem zum Beispiel auch Sensu releast. Und Uidá hat zweifelsohne Recht: Prologue ist vom ersten bis zum letzten Ton eine Platte, welche den Produktionen von Flume oder Cashmere Cat – um zwei grosse Namen zu nennen – in Nichts nach steht. Mal baut Cella Energie auf ("In My Head"), mal gibt er sich dem Verträumten her ("Knight"), mal liefert er den Sound für auf den Dancefloor der Zukunft ("Absence").

Doch nicht nur musikalisch überzeugt Cella auf ganzer Linie. Als ich Lukas Schnider, so Cella bürgerlich, zum ersten Mal treffe, beeindruckt mich vor allem sein uneingeschränkter Drang, Musik zu machen. "Ich habe mit Geige angefangen, dann bin ich durch Deadmau5 auf elektronische Musik gekommen und habe begonnen eigene Tracks zu produzieren. Je älter ich geworden bin, desto grösser ist der Drang geworden, Musiker zu werden", sagt Cella im Interview. Heute werde er schon fast hässig, wenn er ein paar Tage keine Zeit im Studio verbringe. So will er, sobald er seine Grafikerlehre diesen Sommer abgeschlossen hat, sich voll und ganz der Musik widmen. Diese positive Verbissenheit habe ich selten erlebt und sie könnte genau den entscheidenden Unterschied zwischen Schweizer Mittelmass und dem nächsten grossen Ding machen.

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Gleichzeitig beschränkt sich Cellas Talent keineswegs nur auf seine Future-Bass/Beats-Produktionen. Jede elektronische Stilrichtung interessiere ihn: "Ich habe auch noch einige Tracks, die voll dieser Four-to-the-Floor-Züri-Techno-Sound sind und die ich noch veröffentlichen möchte", verrät er. Ausserdem nimmt er das Visuelle für seine musikalischen Projekte in die eigene Hand. Das Artwork für Prologue etwa stammt aus seiner Feder.

Jetzt müssen eigentlich nur noch die nächste Prise Glück und Genius dazukommen. Einerseits ist es extrem schwer, aus dieser Schwämme an Produzenten, welche dem Schema Flume folgen – für was sich Cella selbst auch schuldig spricht – herauszustechen. Es ist diese Gratwanderung, die Cella meistern muss, aber derer er sich durchaus bewusst ist: "Auf der einen Seite hast du Tracks, die vielleicht nicht viel Neues bringen aber bei den Leuten besser ankommen. Das Zeug auf der anderen Seite, was mega crazy ist und noch nie gemacht wurde, verstehen sie dann aber vielleicht einfach nicht und finden es deswegen nicht geil."

Auf der anderen Seite muss ein grosser Fisch bei seinem Sound anbeissen. Wenn weiter so viele Musik-Blogs und -Plattformen den Zürcher Produzenten hypen – zuletzt waren es FAMEmagazine, Brooklyn Radio und Complex – sollte das aber früher oder später passieren. Aber die Zeit hat Cella, und die Suche nach seinem Sound sei auch noch nicht abgeschlossen.



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