"Immer den Festival-Namen grölen!" – Auf ein Handbrot mit Gurr
Alle Fotos: Hakki Topcu

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"Immer den Festival-Namen grölen!" – Auf ein Handbrot mit Gurr

Wir haben Laura und Andreya von Gurr auf einen Snack beim Lollapalooza in Berlin eingeladen. Dafür haben sie uns spannende Geschichten über Dave Grohl und von ihren besten Festival-Ansagen erzählt.

Dieser Artikel wird präsentiert von SEAT Sounds. Er ist Teil des VICE Guides für Festivals , alle Texte findet ihr hier.

Wir wissen zwar nicht, woher die "Hand" in Handbrot kommt, aber das Handbrot hat sich in den letzten zehn Jahren zur Mutter aller Festival-Delikatessen gemausert. Kein Wunder: einfaches Rezept, leckere Zutaten, kompaktes Format und genug Energie, um euch durch die nächsten fünf bis acht Stunden Tanzen, Moshen, Schreien, Klatschen und Ausrasten zu bringen. Das Handbrot kommt mal fleischig, mal vegetarisch daher und sieht eigentlich immer genau so aus:

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Handbrot Käse-Schinken, Lollapalooza-Festivalplaner, Handbrot Vegetarisch (v.l.n.r.)

Natürlich gab es auch beim Lollapalooza Festival 2018 in Berlin den hell leuchtenden Handbrot-Stern am Fressbuden-Himmel. Und weil wir wissen, wie man sich bei Musikerinnen beliebt macht, die gerade eine kräftezehrende Show gespielt haben, haben wir Andreya und Laura von Gurr kurzer hand (wow) auf ein stärkendes Handbrot zum Gespräch geladen. Dabei ging es neben dem Essen um gute Festival-Ansagen, Dave Grohl, Festivals der Zukunft und den Nachfolger zum Gurr-Debüt In My Head.

Noisey: Wie schmeckt euch das Handbrot?
Laura Lee: Mega gut! Wir haben bisher nur gefrühstückt, dann die Show gespielt und jetzt Interview-Marathon. Daher kommt das gerade sehr gelegen mit deinem Handbrot.

Essen und Catering als Band bei Festivals allgemein, was bevorzugt ihr da?
Andreya Casablanca: Heute war es ganz gut, aber als ich angekommen bin, war gerade Frühstücksende, da habe ich nur noch so Reste abgegriffen. Ich bin seit zwei Monaten Vegetarierin und versuche, das durchzuziehen. Als ich jetzt gerade das eine Handbrot mit Fleisch gesehen habe … Ich habe so Hunger und dachte kurz, ob ich mit dem Vegetarismus brechen soll. Aber NEIN! Nein, ich machs nicht.

Andreya Casablanca

Sorry, ich hätte direkt zwei vegetarische Handbrote holen sollen. Ist ja echt egal, ob da nun Fleisch drauf ist oder nicht. Seid ihr mit eurem Auftritt heute zufrieden?
Laura: War sehr schön! Die Sonne hat geschienen, dabei ist ja schon September. Außerdem ist es unser letzter Festival-Auftritt des Jahres gewesen. Deswegen waren wir ein bisschen sentimental und haben noch mal so alles gegeben, was noch übrig war nach 25 Festival-Shows. Es war ein perfekter Abschluss für diese Festival-Saison.

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Was war denn euer bestes, schönstes oder sonderbarstes Festival-Erlebnis aller Zeiten
Laura: Dieses Jahr bei Rock Am Ring habe ich Dave Grohl getroffen und mit ihm geredet. Er ist so nett und so cool. Danach habe ich zwei Stunden lang geweint. Ich habe einfach noch nie so einen berühmten Menschen getroffen. Er ist mega auf dem Boden, so wie man ihn auch sonst immer wahrnimmt. Er hat direkt mit uns gequatscht und meinte, er würde sich wünschen, seine Tochter wäre so cool wie wir. Das war richtig schön. Er ist irgendwie authentisch cool geblieben. Und er hat bei fucking Nirvana gespielt, ich kann es einfach nicht fassen! Ich habe ihn dreimal umarmt und jedes Mal gedacht: "Krass, das ist einfach ein lebendes Mitglied von Nirvana."

Was ist als Band toll daran, ein Festival zu spielen, was ist nicht so toll?
Andreya: Es ist toll, dass man viele Bands sieht und auch backstage trifft, die man schon immer mal treffen wollte. Was nicht so geil ist, gerade bei einem vollen Festival-Sommer: Alle Festivals am selben Wochenende sind ja total weit weg voneinander, weil nicht zwei Festivals parallel an einem Tag laufen. Das heißt, man fährt dann oft mega verkatert sieben Stunden zum nächsten Ort und spielt dann noch mal. Das ist so ein bisschen die Downside … Aber auch echt Jammern auf hohem Niveau, weil es mega geil ist, dass man dann nach Hause fährt und ein paar Tage Zeit hat, bevor es dann wieder losgeht und man am Wochenende auf dem nächsten Festival feiern kann.

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Laura Lee

Klingt ein bisschen nach Sommer-Paralleluniversum für Musiker, in dem sich mehr oder weniger alles jedes Wochenende wiederholt. Macht ihr etwas gegen dieses Gefühl? Ändert ihr euer Set von Festival zu Festival? Wie schafft ihr euch selbst Abwechslung?
Laura: Eins zu eins dasselbe Set spielen wir eigentlich nie. Wir freuen uns auch gerade sehr, die neuen Songs live zu spielen – wir arbeiten ja gerade am zweiten Album. Es hat diesen Festival-Sommer total Spaß gemacht, die neuen Sachen auszuprobieren. Da merkt man noch mal viel mehr, ob ein Song funktioniert oder ob er vielleicht noch etwas anderes braucht. Ich könnte aber nie jedes Mal die gleichen Ansagen machen und das gleiche Set runterspielen. Das passt auch nicht zu uns.

Wovon haben Festivals 2018 genug, wovon sollten sie mehr haben?
Laura: Ich wünsche mir mehr Gitarrenmusik. Sogar Rock Am Ring macht ja jetzt viel HipHop und Elektro. Casper hat das ja auch mega witzig kommentiert. Nun ja, ich wünsche mir aber einfach, dass es wieder mehr gute Gitarrenbands gibt. Und wenn auch Leute im Publikum Bock drauf haben, dann unterstützt das. Geht auf Konzerte, kauft Tickets! Das ganze Live-Ding ist mega wichtig für Bands.


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Ansagen bei Festival-Shows: Was sind eure Top 3 der Festival-Bühnenansagen, die man sich 2018 sparen kann?
Laura: Ich würde gar nicht sagen, dies oder das solle man nicht mehr machen. Eher, dass man macht, was man machen muss! Immer den Festival-Namen grölen! "Rock Am Riiiiing!", "Lollapalooooozaaaa!!", haha! Auch immer gut: "Wo seid ihr?!", "Macht mal einen Kreis!", "Hin-set-zen!!" … Und dann aufspringen!

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Man kann sich da natürlich immer drüber erheben und so, aber wir merken das ja auch immer wieder auf der Bühne: Wenn man so einen kleinen Auflockerer gemacht hat, sind alle danach glücklicher. Die Leute freuen sich, sie haben dann links und rechts von sich mal jemanden kennengelernt. Sorry, no offense, aber leider sind es viel zu oft Männer, die sich vor der Bühne zu viel Platz nehmen oder viel zu aggressiv sind. Dann merkt man, dass die Frauen oder angepisste andere Männer dann so zur Seite wandern. Das ist dann uncool. Aber sonst läuft immer alles gut.

Habt ihr so etwas wie eine Geheimwaffe auf der Bühne, wenn Leute, die euch noch nicht kennen, einfach nicht tanzen wollen?
Laura: Mein großes Idol Liam Gallagher hat neulich so etwas geschrieben wie: "Ich habe keinen Bock, eine Show zu machen. Wenn ihr eine Show sehen wollt, dann geht zu 'König der Löwen'. Ich spiele Musik." Natürlich wärmt man die Leute ein bisschen auf, aber ich fände es auch falsch, jetzt nur Entertainment zu machen, nur "Hände in die Höhe!" … Aber ein Trick sind zum Beispiel eigene Songs, die irgendwo wie irgendwas anderes klingen. Wir haben diesen Song, der ein bisschen nach "Hollaback Girl" von Gwen Stefani klingt. Das singen wir dann einfach mit den Leuten und es wärmt das Publikum gut auf. Wie ein kleiner Cheerleading-Song.

Aber wenn eine Band das nicht macht … Ich gehe auch zu Konzerten von Slowdive. Die spielen ihr Set einfach so runter, und das kann genauso geil sein.

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Was glaubt ihr, wie sehen Festivals im Jahr 2040 aus?
Andreya: Ich frage mich, ob es noch mehr Markenkooperationen geben wird. So wie sich Musik und auch die Medien ändern … Das gab es früher ja auch nicht so oft, dass Marken mit Künstlern kooperieren. Und ich frage mich, ob es dann auch noch so viele Festivals gibt. Weil es dann nicht mehr so viele Musik-Nischen gibt. Ich kann mir vorstellen, dass es sich in diese Richtung ändert.

Und außerdem ist dann alles cashless und man muss auch nicht mehr laufen.

Dass es dann vielleicht so Beförderungsbänder wie in Flughäfen gibt?
Andreya: Ja, genau! Solche Dinger.

Zum Schluss: Was steht bei Gurr als nächstes an?
Laura: Wir mischen gerade das zweite Album und drehen Videos dafür. Wir haben viel jetzt bei Festivals gefilmt, das wird auch alles in das nächste Video einfließen. Nächstes Jahr wollen wir dann neben Shows in Deutschland natürlich auch wieder viel im Ausland spielen. Wieder Amerika und so!

Danke euch für das Gespräch.

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