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Rechtes Internet

Thügida will #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz stören – und findet Treffpunkt nicht

"Wo seid ihr alle denn?" – "Ich seh nur bunt."
Screenshot: Twitter | KatharinaKoenig

Für Rechte ist Facebook das zentrale Instrument ihrer Rudelbildung. Da machen sie sich über die Posts von News-Websites her und spammen sie zu mit Deutschland-Fantasien und Ausrufezeichen. Auf ihren eigenen Seiten vergewissern sie sich, wie geil ihr weiß-deutscher Stammbaum sei. Und hier verabreden sie sich zum Demonstrieren. Doch der Montagabend hat gezeigt: Verliert sich das Rudel aus den Augen, kann auch Facebook nicht mehr helfen. Das wissen wir dank des Screenshots eines inzwischen gelöschten Posts, den die linke Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss aus Thüringen twitterte.

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Ursprünglich hatten die Betreibenden der Facebook-Seite "Wir lieben Sachsen/Thügida" zum Protest gegen #wirsindmehr in Chemnitz am Montagabend aufgerufen. Hinter der Seite steckt ein Verein, der vor zwei Jahren von mehreren, heute teilweise ehemaligen NPD-Mitgliedern mitgegründet wurde. Während Bands wie K.I.Z. oder Kraftklub ein Gratis-Konzert gegen rechte Gewalt und Rassismus gaben, sollten die Rechten unweit des Veranstaltungsortes gegen die Bässe und Gitarren anbrüllen. Dumm nur: Die Stadt Chemnitz hatte die Kundgebung von Thügida verboten, weil die angemeldete Fläche zum erweiterten Konzertareal gehörte. "Wir lieben Sachsen/Thügida" verkündete daraufhin, die Entscheidung gerichtlich anfechten zu wollen. Einige Nutzer und Nutzerinnen wollten sich deshalb zum inoffiziellen Gegenprotest treffen. Doch das war leichter gepostet als getan.

Vergeblich versuchten sie, sich auf einen Treffpunkt für ihre Aktion zu einigen. "Wir sitzen hier rum und sehen keinen", schreibt eine Person namens Moshpit, "wir haben auch alle gesucht" eine Frau mit dem Vornamen Nancy. Dann schlagen zwei Männer vor, die Gruppe solle sich doch am Bahnhof zusammenfinden. Doch auch das scheint nicht zu funktionieren: "Wo ist dieser Punkt verdammt", schreibt eine offenbar verärgerte Nutzerin, "ich seh nur bunt."


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Laut Angaben der Stadt Chemnitz besuchten 65.000 Menschen das Konzert. Der Journalist Felix Huesmann berichtete von "augenscheinlichen Rechten" am Gedenkort für den getöteten Daniel H.. Ansonsten war von den Rechten wenig zu sehen. "Wir werden den Rechtskampf gegen die Entscheidung der Stadt natürlich fortführen", schrieb die Gruppe "Wir lieben Sachsen/Thügida" am Dienstagmorgen auf ihrer Facebook-Seite. Daran haben wir keinen Zweifel. Nur: Andere kämpfen auch. Und je mehr sie sind, umso schwerer wird es den Thügida-Unterstützenden in Zukunft fallen, sich zu finden.

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