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Anzeige ist raus! Kraftklub haben Ärger mit Chemnitzer Rechtspopulisten

Eine rechtspopulistische Wählergruppe hat den Kraftklub-Sänger wegen seiner Konzertansagen angezeigt. Jetzt muss sich die Staatsanwaltschaft darum kümmern.
Foto: imago

Am Montag teilten Kraftklub auf ihrer Facebook-Seite den Scan eines Schreibens der Polizei. Dieses teilt mit, dass Sänger Felix Brummer wegen Beleidigung angezeigt wurde. Laut Anzeigeschrift sagte Felix am 11. Juni bei einem Konzert in der KK-Heimatstadt: "Das geht raus an die ganzen Vollidioten, die sich 'ne ganze Weile (unverständlich) versammelt haben, von Pro Chemnitz oder von Pegida oder wie die alle heißen. Fick-Finger …", woraufhin das Publikum mehrfach "Nazis raus" skandiert haben soll.

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Es wäre nicht das erste Mal, dass Musiker vor Gericht landen. 2009 musste beispielsweise Sido wegen Beleidigung und Bedrohung 14.000 Euro Strafe zahlen. Bushido traf es gleich mehrfach. Als er 2011 einen Mitarbeiter des Ordnungsamts als "Vollidiot" bezeichnete, kostete es ihn 19.500 Euro. Die hohe Strafe wurde fällig, weil er bereits ein Jahr davor zwei Polizisten beschimpfte. Kosten: 10.500 Euro. Das hielt Bushido allerdings nicht davon ab, 2012 über Ex- Big-Brother-Kandidatin Ingrid Pavic herzuziehen. Mit 8.000 Euro Strafe geradezu ein Schnäppchen.


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Die Anzeige gegen Kraftklub kam vom Fraktionsvorsitzenden der Bürgerbewegung Pro Chemnitz, einer rechtspopulistischen Wählervereinigung, die unter anderem von Martin Kohlmann gegründet wurde. Dieser war früher als Stadtrat für die Partei Die Republikaner aktiv. Die Partei wurde von 1992 bis 2007 vom Verfassungsschutz beobachtet, der sie als Rechtsextrem einstufte. Bis heute werden einzelne Mitglieder vom Nachrichtendienst beobachtet.

Der DGB Region Südwestsachsen schreibt in seiner umfassenden Situationsansalyse zur rechten Szene in Sachsen:

"Im Unterschied zur NPD nimmt PRO CHEMNITZ zum Nationalsozialismus eine distanzierte oder schweigende Haltung ein. Mit der Rede vom 'Volkstod' oder den 'Völkermassen fremder Ethnien, die ins Land geholt werden' […], schließt PRO CHEMNITZ indes an die völkisch nationalen Diskurs der NPD an, die für ein 'Sachsen ohne Multi-Kulti' und den Erhalt der 'Heimat' eintritt. Vergleichbar mit anderen PRO-Bewegungen mobilisiert PRO CHEMNITZ für den Erhalt der 'deutschen Kultur', die Zurückweisung von MigrantInnen und gegen eine angebliche 'schleichende Islamisierung'."

Auf Noisey-Nachfrage zum aktuellen Stand in der Sache, teilte uns die Staatsanwaltschaft Chemnitz mit: "Da offensichtlich eine Strafanzeige erstattet wurde, wird die Akte der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden. Der zuständige Sachbearbeiter wird dann entscheiden, ob eine Anklage erhoben oder das Verfahren auf andere Weise beendet wird. Da der Vorgang hier noch nicht vorliegt, können keine Aussagen zu einem möglichen Verfahrensausgang gemacht werden. Das Gesetz droht für Beleidigung Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr an."

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