Ist Satan immer noch cool? Wir haben Jugendliche gefragt
imago | United Archives International | Devin Pacholik

FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Ist Satan immer noch cool? Wir haben Jugendliche gefragt

"Musik und Kleidung sind die besten Ausdrucksformen für Satan. Hoodies und zerrissene Jeans." – Aha.

Satan ist der ultimative Influencer. Praktisch alle Weltreligionen haben eine Version des Teufels, dem Meister der Verführung und Sünde. Er war von Anfang an ein Liebling der Popkultur, mit Hauptrollen in frühen religiösen Schriften und Songs wie "The Devil Went Down to Georgia" von Charlie Daniels Band und DMXs "Damien". Auch wenn der Fürst der Finsternis nach wie vor seiner sündigen Arbeit nachgeht, könnte man meinen, dass er im digitalen Zeitalter etwas von seinem Fame eingebüßt hat.

Anzeige

Das Buch Satanic Panic: Pop-Culture Panic in the 1980's beschreibt wie Satan vor 40 Jahren die Jugendkultur infiltrierte. Seine größten Erfolge waren Koproduktionen mit Bands wie Iron Maiden, Def Leppard und Judas Priest. Gleichzeitig trugen auch Popstars wie Madonna, Cyndi Lauper und Prince zum Image bei, dass die sündige Jugend die Gesellschaft ins Verderben stürzen würde.

Die Satan-Hysterie ging sogar so weit, dass der Frontmann von Judas Priest, Rob Halford, sich vor Gericht zu den unterschwelligen Botschaften im Song "Better by You, Better than Me" äußern sollte, der auf dem Album Stained Class erschienen war. Das Verfahren untersuchte den Tod von zwei jungen Männern, die 1985 Suizid begangen hatten. Die Angehörigen waren der Meinung, dass sie dabei unter dem Einfluss von Judas Priests satanistischen Botschaften standen. Das Verfahren wurde eingestellt.

Satans Beziehung zu Musik reicht weit zurück. Die Orgel, die noch heute in vielen Kirchen zu hören ist, galt ironischerweise einst als das Instrument des Teufels. Satan hat sogar sein eigenes musikalisches Intervall, den Tritonus. Im 11. Jahrhundert wurde das sogenannte Teufelsintervall, das drei Ganztöne umspannt, vorübergehend verbannt. Sein teuflischer Klang findet sich jedoch in Songs wie "XYZ" von Rush oder "Black Sabbath" von Black Sabbath wieder.


Broadly-Specials: "Im Auftrag des Teufels: wie sich der 'Satanic Temple' für Abtreibungen einsetzt"

Anzeige

Die Anfänge der modernen Musik wurden immer wieder mit dem Bösen in Verbindung gebracht. Jazz und Blues, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in den Schwarzen Communities New Orleans verbreiteten, bezeichneten einige weiße Gruppen als Teufelsmusik. Wie die Dokumentation The Devil's Music: 1920s Jazz beschreibt, wurde "Jazz mit Bordellen und anderen Etablissements mit fragwürdigem Ruf in Verbindung gebracht". Die Navy ließ viele Jazz-Clubs schließen, weil sie um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Matrosen fürchteten.

Doch Jazz und Blues starben nie aus und wurden von Rock-Künstlern adaptiert. Die Jugend zog mit und sündigte fröhlich weiter. Auch Metaller stürzten sich auf das Tabu und entwickelten ganze Subgenres, die dem Fürsten der Finsternis huldigen. Bands wie Gorgoroth, Behexen und andere Black-Metal-Künstler halten den pro-satanistischen Trend bis heute aufrecht.

Heute zollen Rapper wie Lil Uzi Vert satanistischen Idolen wie Marilyn Manson und GG Allin Tribut. Uzi hat sogar einen Song namens "444+222" herausgebracht – verschiedene Quellen versichern uns, dass das 666 ergibt, also die Lieblingszahl von Beelzebub höchstpersönlich. Nicht zuletzt klingt sein Name wie "Luzifer", wenn man ihn schnell ausspricht. Auch der HipHop-Künstler SahBabii nutzt satanische Symbole, die aus unerfindlichen Gründen irgendetwas mit Protonen und Neutronen zu tun haben sollen.

Aber ist Satan nach so einer langen und anstrengenden Musikerkarriere überhaupt noch angesagt? Warum tritt er nicht mehr auf? Hat er eine eigene Streetwear-Marke? Um diese wichtigen Fragen zu beantworten, haben wir die Leute gefragt, die es wissen müssen: Junge Leute. Einen Monat lang habe ich verschiedene Konzerte in meiner Heimatregion Saskatchewan in Kanada (für mich auch ein Vorort zur Hölle, passte also gut) besucht und junge Leute gefragt, ob Satan immer noch cool ist oder nur was für lahme Menschen jenseits der 30. Hier sind die Ergebnisse meiner umfangreichen Studie.

Anzeige

Tanner Bolianatz, Drew Osborne und Bryson Bolianatz, Mitglieder von Unfazed

Tanner: "Ich denke, dass er immer noch für einige Menschen wichtig ist. Persönlich finde ich nicht, dass er besonders cool ist. Meiner Meinung nach ist seine Zeit vorbei. Wir läuten jetzt etwas Neues ein."

Drew: "Ich glaube, dass Satan immer noch da ist. Die Leute sind vielleicht nicht mehr so sensibel, daher ist es vielleicht mehr eine Art Witz geworden. Aber es gibt ihn noch und ich denke, er ist immer noch cool."

Bryson: "Keine Ahnung. Ich glaube, Satan wird immer ein Teil des Rocks bleiben. Aber es kommt drauf an, was du von Satan hältst. Wenn es um religiöse Ansichten geht, musst du das für dich selbst entscheiden. Wenn wir von Rock'n'Roll reden, ist er immer noch dabei, denk ich."

Fazit: Cool, aber mit Abstrichen.

Anna Dickson, Satan-Fan und Aliyaa Lerat, Teilzeit-Satan-Fan

Anna: "Definitiv immer noch cool – vor allem für Rock and Roll. Er ist immer noch großartig."

Aliyaa: "Ich würde mich persönlich nicht mit Satan anlegen. Aber zur Musik gehört er dazu. Also klar, warum nicht?"

Fazit: Cool.

Callen, Metallhead/Soulfly-Fan

"Normalerweise würde ich sagen, nein, Satan ist nicht cool. Bei einem Metal-Konzert ist das anders. Da ist Satan ziemlich cool. Das würde ich sonst nicht laut sagen, aus Angst, von einer Horde Christen verprügelt zu werden. Aber Satan ist wichtig für die Musik. Er verleiht ihr Charakter und sorgt für Schockmomente. Gelobt sei Satan."

Anzeige

Fazit: Cool, aber unentschlossen.

Mitchell, Emo-Kid bei einem Dashboard-Confessional-Konzert

"Gar nicht cool. Satan ist nur ein Idol für Edge Lords. Sie finden sich edgy, aber sie verstehen Satan gar nicht. Ich denke, dass frühere Generationen fehlgeleitet waren. Sie wollten cool sein, aber Satan ist nicht cool. Satan ist ziemlich krank."

Fazit: Uncool (Und das kommt von einem Dashboard-Fan).

Mackenzie McPherson und Jessi Lovelace, modebewusste Satan-Anbeterinnen

Mackenzie: "Satan wird immer cool sein, vor allem in der Musik. Musik und Kleidung sind die besten Ausdrucksformen für Satan. Hoodies und zerrissene Jeans."

Jessi: "Ja, natürlich. Er ist mein Fashion-Idol. Ich liebe Satan."

Fazit: Cool und modisches Vorbild.

Bonfice, Rapper (Foto mit freundlicher Genehmigung des Künstlers)

"Nein, ist er nicht. Wird er auch nie sein. Ich weiß, dass Satan gefährliche Dinge und Menschen mag, aber er spielt im Leben einer Person eigentlich keine echte Rolle. Außer die Person lässt es zu."

Fazit: Uncool.

Daina Salway, Justin-Bieber-Fan

"Ja, er ist immer noch cool. Ich denke gerne an Justin Bieber als den Teufel höchstpersönlich."

Fazit: Biebervelli durch und durch, also cool.

Magus Peter H. Gilmore, Hohepriester, Church of Satan (Foto von Dread Central)

"Satan ist ein mächtiges Symbol für die wenigen, die den Individualismus meistern, egal wie alt sie sind. Wenn du dich darauf einlassen kannst, stolz auf deine persönlichen Erfolge zu sein, und andere Sichtweisen tolerieren kannst, aber deiner eigenen Linie treu bleibst – gegen all den Druck, den Politik und Religion ausüben – dann ist Satan stets eine Inspiration für Stärke, Freiheit und Ikonoklasmus. Meiner Meinung nach ziemlich cool.

Fazit: Verdammt cool.

Schlussfolgerung: Nimmt man alle Antworten zusammen, kann man Satans Coolness-Faktor ausrechnen, indem man die Teufel-Hater gegen die Leute aufwiegt, die definitiv zur Hölle fahren werden. Insgesamt erhält Satan einen Coolness-Faktor von 67 Prozent. Wir runden das mal auf 66,6 ab. So oder so: Satan ist definitiv noch cool. Er ist vielleicht ein gefallener Engel, aber seinen Einfluss hört man noch heute in den Charts und in jedem Song von Taylor Swift. Künstler wie Drake behaupten vielleicht, dass sie nach Gottes Plan leben, aber der Teufel steckt im Detail.

Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.