FYI.

This story is over 5 years old.

Bundespolizei

Mit Cola-Flasche: Polizeischüler in Eschwege sollen Kameraden vergewaltigt haben

Ein anderer Schüler soll derweil im selben Raum YouTube-Videos geschaut haben.
Bundespolizist, Symbolbild: imago | Hartenfelser

Ein Dreibettzimmer im Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei im hessischen Eschwege. Fünf junge Männer sitzen zwischen den Pressspanmöbeln, mindestens einer von ihnen ist minderjährig. An den Tag im Februar dieses Jahres wird sich der junge Polizeischüler wohl sein Leben lang erinnern: Zwei seiner Kameraden, einer 24, einer 22 Jahre alt, sollen ihn festgehalten und mit einer Cola-Flasche vergewaltigt haben. Die Flasche habe ihnen der vierte Schüler gereicht, während der fünfte unbeteiligt YouTube-Videos auf seinem Smartphone geschaut haben soll. Das berichtet die Bild-Zeitung.

Anzeige

Ein Sprecher der Bundespolizei soll einen entsprechenden Vorfall gegenüber der Zeitung bestätigt haben. Seelsorger betreuten derzeit das Opfer, der Leiter des Aus- und Fortbildungszentrum soll die zwei Beschuldigten suspendiert haben. Gegen sie werde strafrechtlich wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, gegen die anderen anwesenden Schüler nicht, schrieb eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Kassel auf Anfrage von VICE.

In den letzten Jahren wurden mehrere Fälle bekannt, in denen Kameraden und Ausbilder von Polizei und Bundeswehr junge Schüler oder Rekruten erniedrigt haben sollen.


Auch bei VICE: Unterwegs mit englischen Wehrmacht-Cosplayern


Beamte einer SEK-Einheit in Köln sollen vor drei Jahren einen Anwärter tagelang gefesselt und gemobbt haben. "Sexuell-sadistische Praktiken" sollen die Ausbildung von Kampfsänitätern in der Bundeswehrkaserne in Pfullendorf, Baden-Württemberg, geprägt haben, Ausbilder und Soldaten der Gebirgsjäger in Bad Reichenhall sollen einen Kameraden monatelang sexuell belästigt und diskriminiert haben. Die für Pfullendorf zuständige Staatsanwaltschaft Hechingen hatte keine Ermittlungen aufnehmen wollen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte nach Bekanntwerden beider Fälle an, mögliche Misshandlungen in der gesamten Bundeswehr untersuchen zu lassen. Die Feldstudie wurde bislang allerdings noch nicht in Auftrag gegeben. Das Verteidigungsministerium prüft noch ihre Umsetzung, wie ein Sprecher gegenüber VICE sagte.

Bewerber für die Bundespolizei müssen deutsch oder EU-Staatsbürger und gesundheitlich fit sein. Ein Mindestalter für die Bewerber gibt es nicht. In den Einstellungsvoraussetzungen heißt es: "Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind Werte, für die du jederzeit eintrittst." In dem Punkt müssen die mutmaßlichen Vergewaltiger aus Eschwege beim Einstellungsverfahren allem Anschein nach gelogen haben. Ihr Opfer will seine Ausbildung fortsetzen, schreibt die Bild.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.