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Verbrechen

Clan-Krieg: Das war die härteste – und dümmste – Verfolgungsjagd Berlins

Ein Mann wollte wohl die Leute abknallen, die auf seine Verwandten geschossen hatten. Er erwischte aber die eigenen Leute.
Ein rasendes Auto im Berliner Straßenverkehr
Symbolbild: imago | Rolf Kremming

In Berlin wurde im letzten Jahr so viel durch die Gegend geballert, dass es irgendwann schwierig wurde, den Überblick zu behalten. Trotzdem: Gleich nach der Hinrichtung des Intensivtäters Nidal R. am helllichten Tage war die Schießerei, um die es jetzt geht, wohl das Extremste, was im letzten Jahr passiert ist. Und wie sich jetzt herausgestellt hat, vielleicht auch das Dümmste.

Das ist passiert: In der Nacht zum 3. September, einem Montag, verließen zwei Mitglieder der stadtbekannten Großfamilie C. eine Sportsbar nahe dem Britzer Damm in Neukölln. Plötzlich eröffnete jemand aus einem schwarzen SUV das Feuer auf die beiden, die im Kugelhagel schwer verletzt zu Boden gingen.

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Der SUV brauste davon. Offenbar nahmen dann aber mehrere Familienmitglieder der Opfer die Verfolgung auf – nur dass sie sich in der Hektik augenscheinlich nicht absprechen konnten.

Wie die Berliner Polizei jetzt verkündet hat, ist es ihnen in der Nacht zum Sonntag gelungen, einen dieser Verwandten in Neukölln festzunehmen. Die Ermittler verhafteten den 42-Jährigen wegen versuchten Mordes, weil er während dieser Verfolgungsjagd mehrere Schüsse mit einer halbautomatischen Pistole aus seinem fahrenden Auto abgegeben haben soll. Allerdings: nicht auf das Auto, aus dem auf seine Verwandten geschossen worden war (der schwarze SUV) – sondern anscheinend auf ein ganz anderes Fahrzeug, in dem ebenfalls Leute aus seiner Familie saßen, die genauso auf der Jagd nach dem Drive-By-Shooter waren.

Wenn ihr das jetzt verwirrend findet: Stellt euch nur mal kurz vor, wie sich das für die Leute im vorderen Auto angefühlt haben muss! Eben seid ihr noch auf der Jagd nach einem Feind, und plötzlich fängt euer eigener Verwandter von hinten an, euer Auto mit Kugeln vollzupumpen. Keine gute Situation, so was!

"Der Vorwurf des versuchten Mordes bleibt natürlich trotzdem bestehen", erklärt ein Sprecher der Berliner Polizei gegenüber VICE. "Auch wenn er da irrtümlich auf die Falschen geschossen hat." Bei der Verhaftung des Mannes durchsuchten Spezialeinsatzkräfte in der Nacht zum Samstag neben seiner Wohnung auch noch zwei Gaststätten, um Beweismittel zu sichern.

Der Fahrer des schwarzen SUV soll allerdings auch nicht straffrei davongekommen sein: Laut der Berliner Staatsanwalt wurde bereits im Dezember ein 40-jähriger albanischer Staatsbürger verhaftet, der beschuldigt wird, auf die beiden Männer vor der Sportsbar geschossen zu haben. Dem 42-Jährigen, der zuletzt verhaftet wurde, wird das wohl kaum trösten – er muss sich jetzt wegen versuchten Mordes verantworten, obwohl er womöglich sogar auf das falsche Auto geschossen hat.

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