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Rassismus

Eine Toggenburger Beiz will "keine Neger bedienen"

Eine Gruppe von Asylbewerbern entfernte in der Region unheimische Pflanzen. Das anschliessende Feierabendbier wurde ihnen verwehrt, anscheinend wegen ihrer Hautfarbe.

Invasiv werden Pflanzen genannt, die in einer Region nicht heimisch sind und deshalb die natürliche Flora einer Region stören. Meistens muss dieses Unkraut von Hand ausgerissen werden – eine verdammt mühsame Arbeit. Eine Gruppe von Asylbewerbern nahm sich an einem heissen Freitag im Juni dieser Arbeit an und entfernte entlang der Thur in Toggenburg unheimische Gewächse. Zum Feierabend beschlossen die Unkrautvernichter einen Feierabenddrink in der "Traube" in Bazenheid zu nehmen, ein Teil der Gruppe war dort schon bereits eingekehrt. Dass die Wirtin der Landbeiz etwas dagegen hat, damit haben die Asylbewerber nicht gerechnet: Mit den Worten "Wir bedienen hier keine Neger" verweigerte die Wirtin den Asylbewerbern anscheinend die Bedienung, unter ihnen waren sechs schwarze Menschen.

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Nun wurde Geschichte publik, das Tagblatt berichtete am Wochenende erstmals über die Bewirtungspolitik der Traube. Auf Nachfrage des Tagblatts will sich das Wirtepaar an den Vorfall nicht mehr erinnern und auch gegenüber VICE sind sie für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dass sich die Wirtin der Traube wohl wirklich von schwarzen Menschen, die dafür sorgen, dass die schweizerische Flora erhalten bleibt, gestört fühlt, unterstreicht auch ein anderer Vorfall: Als die lokale SP-Gruppe für eine Podiumsdiskussion zur Rentenreform mit einem SVP-Vertreter einen Raum in der Traube reservieren wollte, sagte ihr die Wirtin ab. Der Grund: Politische Veranstaltungen seien in der Traube unerwünscht. "Das Einzige, was sie sich vorstellen könnten, sei etwas mit Leuten in Springerstiefeln", berichtete der SP-Sektionspräsident Stefan Diener über das Gespräch mit der Wirtin. Zuvor durfte die SP mehrmals Veranstaltungen in der Traube abhalten.


Das Toggenburg macht immer wieder wegen Rassismus Schlagzeilen:


Über das Wochenende verbreiteten sich die Aussagen der Wirtin auch ausserhalb der sankt-gallischen Landregion in den Medien und führten zu ersten Konsequenzen. Die Polizei möchte den Fall nun untersuchen und die Beteiligten befragen. Im Blick am Abend mutmasst der SVP-Politiker Naveen Hofstetter, ohne den Fall überhaupt zu kennen, dass die Asylsuchenden wohl selber schuld sein müssen und wahrscheinlich aggressiv aufgetreten seien. Im Dorf selbst dreht sich die Diskussion angeblich gar nicht mehr um den Fall selbst, sondern um eine missverstandene Aussage des SP-Sektionspräsidenten Diener, in der er behauptete, dass sich das Dorf "allgemein schwer tut mit dem hohen Ausländeranteil". Dementsprechend wenig stört sich zum Beispiel auch Hans Stadler, Präsident eines lokalen Kulturvereins, der auch Veranstaltungen in der Traube abhält, an den Aussagen der Wirtin. Er findet eher die angebliche Ortsunkenntnis des SP-Politikers Diener "unhaltbar".

Einzig auf Google scheint ein Shitstorm über die Beiz zu ziehen: Die Bewertung des Lokals sank in den Keller. Ob die Aussagen der Wirtin dem Lokal aber überhaupt schaden werden, ist fraglich. Gegenüber 20 Minuten meinte ein Dorfbewohner zum Vorfall: "Ich denke, dass solche Aussagen bei vielen Gästen der Traube gut ankommen."

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