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In Australien sind Hunderte Koalas getötet worden—zu ihrem Besten

Auch wenn man in der Öffentlichkeit wenig erfreut darüber war, dass 700 der putzigen Baumbewohner im Auftrag der Regierung eingeschläfert wurden, erklärte uns eine Expertin, dass man keine andere Wahl hatte.

Im Bundesstaat Victoria gibt es viel zu viele von den Kleinen hier. Foto von Erik Veland | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Vor Kurzem machte die Nachricht die Runde, dass im Gebiet um die Great Ocean Road im australischen Bundesstaat Victoria heimlich der Koalabestand dezimiert worden war. Die Öffentlichkeit war, wie zu erwarten, ziemlich niedergeschlagen darüber, dass in den letzten zwei Jahren im Auftrag der Regierung fast 700 dieser putzigen Tierchen eingeschläfert worden waren.

Koalaschützer verteidigen die Maßnahme allerdings—die Konsequenzen für die Population wären geradezu katastrophal gewesen, hätten die Behörden die süßen Beuteltiere nicht ins Jenseits befördert.

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„Ich war sehr froh darüber, dass die Regierung endlich etwas unternahm. Ich konnte nämlich nicht mehr untätig mit ansehen, wie die ganzen Tiere verhungerten", sagte Dr. Desley Whisson, eine Koala-Expertin der Deakin University, die bei der Bestandsregulierung mitgeholfen hatte. Dr. Whisson zufolge war die Aktion eine Gegenmaßnahme zum extremen Anstieg der Koalapopulation, die sich durch das Ausbleiben der Buschfeuer explosionsartig vergrößert hatte.

Als Folge der Überpopulation verhungerten die Tiere—viele der eingeschläferten Exemplare waren nur noch wenige Tage von ihrem sicheren Tod entfernt. Die Populationsdichte in dem Gebiet lag bei elf Koalas pro Hektar und war damit elf mal höher als die bestanderhaltende Dichte von einem Tier pro Hektar. Das Problem war dabei nicht, dass den Tieren die Nahrung ausging—sie sind in diesem Gebiet von heimischem Buschland umgeben—sondern mehr, dass sie sich auf eine Nahrungsquelle fixiert hatten und es nicht schafften, sich zu der nächsten zu begeben, sobald die eine erschöpft war. „Das Problem besteht vor allem in dem unkontrollierten Anstieg", sagte Whisson.

Sie wehrte sich auch gegen die Behauptung, dass die Maßnahme im Verborgenen durchgeführt worden sei. Es wurde vorab keine Pressemitteilung herausgegeben, da vor allem Umweltschützer befürchteten, dass die öffentliche Reaktion die Maßnahme vielleicht gestoppt hätte—„Lasst uns ein paar Koalas töten!" stößt als Aufforderung selten auf viel Gegenliebe. Die Tötung wurde nichtsdestotrotz in aller Öffentlichkeit durchgeführt. Laut Whisson waren in manchen Fällen sogar Touristen anwesend.

Der enorme Anstieg der Population ist vor allem eine Folge des Ausbleibens von Buschfeuern in ihrem natürlichen Lebensraum. Jedes Jahr werden keine Mühen gescheut, um Tiere, die von den Feuern betroffen sind, zu schützen und gesund zu pflegen. Das saisonale Ereignis spielt allerdings auch eine unglaublich wichtige Rolle in der natürlichen Bestandsregulierung.

Durch das Ausbleiben der Feuer bleiben einem eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder lässt man die Tiere qualvoll verhungern oder schläfert sie ein. Whisson erklärte außerdem, dass Koalas schwer umzusiedeln seien, da sie sich auf bestimmte Baumarten spezialisieren würden. Dementsprechend würde die Umsiedlung zu einer anderen Baumart „den sicheren Tod für das Tier bedeuten". Zoos kommen ebenfalls nicht in Frage, da diese nicht genug Raum für alle Koalas bieten können—außerdem machen sich die possierlichen Tierchen in Gefangenschaft selten gut.

„Es war das Netteste, was wir diesen Tieren antun konnten", sagte Whisson.