Überraschung, ich habe einen weiteren Grund gefunden, etwas über die 90er zu schreiben. Es ist aber nicht meine Schuld. Ja, ich bin in dem Jahrzehnt aufgewachsen und habe mehrere Spice Girls-Stickerhefte besessen. Ich habe auch meine Kindheitsfreunde dazu gezwungen, die Choreographie von „Bye Bye Bye“ auswendig zu lernen (denn hätten wir jemals JC Chasez getroffen, wäre das der einzige Weg gewesen, sein Herz zu erobern). Darüberhinaus, liebe Leute, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die Mode damals zeitlos war. Sie überdauerte alles.

Beispiel gefällig? Ich trage exakt dasselbe wie auf dem obigen Bild, während ich diese Zeilen schreibe.

Sämtliche (großartige) Videos der 90er-Jahre haben also die besten und strahlendsten Spring/Summer-Kollektionen vorhergesagt. Jetzt könnt ihr behaupten, die Modeindustrie sei eh so öde, dass es ein Anzeichen ihrer mangelnden Fantasie ist, dass gerade einmal 15 bis 20 Jahre alte Trends bereits neu aufgelegt werden. Ich sage euch, das ist Bullshit. Mode zieht ihre Inspiration immer aus der Vergangenheit. Sie lässt uns damit Styles, die wir beim ersten Mal vielleicht verkannt oder vollkommen verworfen haben, neu schätzen.

Also, ta-da, wenn ihr euch ein Video aus den 90ern lange genug anseht, werdet ihr das Geheimnis des Erfolgs der kommenden Saison entdecken. Oder einfach eine Rechtfertigung dafür, einen Leder-Catsuit zu tragen.

Wisst ihr, warum dieser Trend so super ist? Nicht nur, dass er uns das alle an Barbies Blütezeit in den 80er und 90er-Jahren erinnert. Wir können dabei auch das Leben von Aqua leben, indem wir uns die gesamte Herrlichkeit ihres Hits „Barbie Girl“ versinnbildlichen.

Hallo?! Look. At. This. Shit.

Knallige Farben, übergroße Accessoires, ein Look wie aus Plastik. Aquas Kostümbildner wie auch Jeremy Scott schenken uns die Barbie-Welten, die wir brauchen und jene, die wir verdienen.

Lam, Pucci, und Wu.

Derek Lam, Emilio Pucci und Jason Wu sind nur ein paar der Designer, die für ihre S/S-Kollektionen auf die Kühe gekommen sind. Oder besser gesagt jene, die endlich Legenden wie Shania Twain Tribut zollen, die 1995 in „Any Man Of Mine“ in Cowboy-Chaps rit

Ja, das ist eine WildlederWESTE, Motherfuckers.

COWBOY-CHAPS? Warum? Weil Shania Twain keine Mätzchen macht. Auch Jewel kennt da nichts. Ihre Jacke im Video zu „Who Will Save Your Soul“ könnte ganz leicht auch Teil der Chloé-Kollektion sein.

Gratulation übrigens an jene, die an diesem artsy Kamerawinkel beteiligt waren. Gesegnet seist du, 1996.

Topshop, Whyred, Margiela, Reformation.

Ja. Genau wie der Saturday Night Live-Sketch von damals. Topshop, Whyred und Maison Martin Margiela. Und Reformation. Und Toni Braxton in ihrem 1997er-Video zu „Un-Break My Heart“ (worüber wir bereits geschrieben haben, da wir wahre Kunst und die Hoheit von wahrem Style schätzen).

Außerdem – wieder einmal – Shania Twain, die mit ihrer Jeansweste noch einen drauf legt und ihr Outfit somit direkt aus unseren 2014/15er-Kleiderschränken stammen könnte.

Der Gürtel macht alles noch großartiger.

Donna Karan, Phillip Lim.

Als würde es uns überraschen. Als wäre mir dieser Gedanken nicht im Kopf herumschwirren, während ich begeistert auf das One Direction-Shirt starre, das ich gerade bestellt habe, und dabei das Wetter bitte, endlich besser zu werden, damit ich es auch tragen kann. Als hätte mich Shania nicht dazu inspiriert, meine Garderobe upzudaten. Als hätte ich mit nicht die Shows von Donna Karan und Philipp Lim angesehen und mir dabei gedacht, „ich kann das sowas von tragen.“ Als würde ich nicht – bis zum heutigen Tag – davon träumen, Britneys bauchfreies Top aus dem „Crazy“-Video zu finden.

Was bitte schreit mehr 90er als bauchfreie Tops? Ja. vieles. Aber bezogen auf den glitzernden, glücklichen, plastikummantelten, fast-schon-2000er-Anteil des Jahrzehnts? Nein, dann ist das bauchfreie Top göttlich. Und nun ist es zurück und sonnt sich in seiner ganzen Pracht.

Lacoste, Fay, Stella for Adidas.

Für jene von uns, die eine Vorliebe für stretchy Hosen haben, ist es eine gute Zeit zum Leben. Lacoste, Fay und Adidas by Stella McCartney haben mitgeholfen, Sportkleidung wieder zurück in den Mainstream zu bringen, sprich, wir können endlich wieder Sporty Spice aka Mel C und/oder Britney Spears im Jahr 1998 nacheifern.

Bonuspunkte gibt es, wenn ihr immer noch die Tanzmoves draufhabt und unendliche Props, wenn ihr auch versucht habt, eure Schuluniform wie die von Brit-Brit zu tragen. Apropos…

Olympia Le-Tan, Marc Jacobs.

Das führt mich zu meinem nächsten wichtigen Punkt: Britney Spears’ Musikvideo zu „Baby One More Time“ ist eines der größten Geschenke der Musik. Erstens wegen Britneys Feder-Haar-Accessoires, zweitens wegen der modernen Interpretation von einer möglicherweise ganz normalen Standard-Schuluniform (die übrigens in den meisten High Schools nicht unbedingt gerne gesehen ist, was ich aufgrund meiner eigenen Versuche, meinen Look in der neunten Klasse „lässiger“ zu machen, bestätigen kann). Das denkt Britney übrigens darüber:

Weniger langweilig sind die von der akademischen Welt inspirierten Spring/Summer-Trends, die uns Olympia Le-Tan und Marc Jacobs mit riesigen Rucksäcken auf den Laufsteg brachten. Wenn wir übrigens gerade von Federn reden…

Fendi, Givenchy, Valentino, Dsquared2.

Federn! Ein Accessoire, das wir alle aus TLCs „No Scrubs“-Video kennen, obwohl das eigentlich überraschend war, immerhin war die Kulisse des Videos ja die Zukunft und/oder das Internet. Und doch.

Mindestens so seltsam: Lisa „Left Eye“ Lopez’ Spitze, die natürlich fantastisch aussah, aber doch etwas deplaziert wirkte im World Wide Web

Vor allem nach diesem Outfit hier:

„Fuck your rules.”—TLC.

Und sie haben vollkommen recht. Schauen wir uns also die Federn in den Kollektionen von Fendi und Erdem an, die Spitze bei Givenchy und Valentino, die metallischen Stoffe bei DSquared2 usw an, kommen zu folgendem Schluss: TLCs „No Scrubs“ ist 2015 immer noch so wichtig, wie es 1999 war. Designer haben das endlich verstanden. Weiter geht’s.

Es ist eine Schande, dass wir nicht jeden Tag über „Never Gonna Get It“ von En Vogue reden. Also machen wir das doch einmal. Lasst uns zuerst die Person würdigen, die sich wahrscheinlich zu Tode schwitzte während dem Videodreh.

Und dann würdigen wir noch die vom frühen Motown inspirierten Kleider, die vermutlich Chanel mit seinen S/S-Teilen ehren wollte. (Und wenn schon nicht Chanel, dann ganz bestimmt Valentin Yudashkin.)

Ich habe keine Ahnung, worum es in Miley Cyrus „This Is What Dreams Are Made Of“ geht, also sagen wir, darum. Albträume sehen jedenfalls so aus:

Selfie

Valentino, Marchesa.

Was wäre der Sommer ohne die Festival-inspirierte Mode und/oder der Art und Weise, das 70er-Revival neu, frisch und aufregend erscheinen zu lassen. (Antwort: nicht Sommer.) Dieses Jahr sind es Valentino und Marchesa, die dem easy-breezy Moment der 70er Tribut zollen (verglichen mit der aufpolierten Disco-Ära der späteren Jahre), dem sich auch der Backstreet Boys-Katalog bedient.

BOOM, Kevins Traumfrau, wie geht es dir? Und wenn wir schon dabei sind, warum erweitern wir das Ganze nicht um den Rest der „As Long As You Love Me“-Besetzung, die jede einzelne Ästhetik von 1997 verkörperten.

So möchte ich einmal ausschauen. Grundsätzlich hätte dieser Text auch aus einem Foto und einer Liste von Designern bestehen können. Aber darauf geschissen, liebe Leute. Ich lehne es ab, in einem Internet zu leben, in dem nicht täglich En Vogue erwähnt.

Givenchy, Marant, Saint Laurent.

Leder im Frühling und Sommer?! Leute, kommt runter, ich bin hier nur der Messenger. Givenchy, Isabel Marant, Saint Laurent und das Outfit aus dem En Vogue-Video sind verantwortlich dafür, wenn ab Juni die Herzinfarkte-Rate in der Welt hochschnellt.

JK! Es ist natürlich die Schuld der Spice Girls. Die Spice Girls, ihr Video zu „ Say You’ll Be There“ und Victoria Beckhams Leder-Catsuit.

Abgesehen davon: Beobachtet die Power von Emma Buntons blauen Handschuhen und Mel Bs Leoparden-Bustier.

So, hier habt ihr es. Zehn der größten Trends dieser Saison kommen von Musikvideos aus den 90ern. Darüber habt ihr wahrscheinlich noch nicht so viel nachgedacht wie ich. Denkt daran, was auch immer ihr tragt, wo und wann auch immer ihr es gekauft habt – es liegt an den erwähnten Videos. Sogar „Barbie Girl“. Insbesondere „Barbie Girl“. Und diese Person:

Anna T Donahue träumt ständig von metallischen Stretch-Onesies. Folgt ihr auf Twitter.