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Das perfekte Genre für's Zugfahren

Zugfahren kann ziemlich langweilig sein. Wir zeigen euch, wie ihr das notwendige Übel musikalisch gut überstehen könnt.

Foto: peters452002 via photopin cc

Jetzt mal ehrlich, es gibt nicht viele Sachen, die langweiliger sind als Zugfahren. Besonders in Österreich, wo es eh nur eine handvoll Zugstrecken gibt, ist sogar ein Zahnarztbesuch spannender. Man sieht immer wieder dasselbe. Also ich kenne kaum Leute, die zwischen mehr als zwei fixen Städten herumfahren. Außer vielleicht, die Familie ist so weit über Österreich verstreut, dass man von Wien aus nicht nur nach Linz, sondern auch mal nach Graz oder Innsbruck fahren muss. Das ist dann schon richtig multikurell. Für die meisten ist der Zug im Grunde genommen eh nur ein billiger und umweltfreundlicher Ausweg, um nicht mit dem Geld- und Spritschluckenden Auto fahren zu müssen.

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Dann gibt es aber auch wieder die Spezialisten, die einen Zug mit der Disko verwechseln und meinen, dass sie ihre unfreiwilligen Sitznachbarn volllabern müssen. Diese Menschen gehen mir auf die Nerven. Zuggespräche sind meistens eh nur oberflächlicher Smalltalk, den man sich genauso gut sparen kann. Ein viel besserer Zeitvertreib während dem nötigen Übel, um größere Strecken zurückzulegen, ist dagegen Musikhören. Wann hat man schon wirklich die Zeit dafür, bewusst Musik zu hören? Klar, beim Zugfahren. Darum haben wir ein paar Genres zusammengesucht, die dafür besonders gut sind.

ELEKTRONISCHE MUSIK

Nicht nur in rumpeligen, hüpfenden Zügen in irgendeinem dritte Welt Land ist Elektronische Musik ein interessanter Wegbegleiter, auch bei uns zeigt sie ihre Wirkung. Worin allerdings ein Unterschied besteht, ist die Genrerichtung. Während in Krisenregionen eher Dubstep und Drum 'n' Bass die Stimmung unterstreichen—aber auch entschärfen—ist es in der Alpenlandschaft eher empfehlenswert, auf Elektronische Musik mit Jazz- und Swingeinflüssen zurückzugreifen (und um auch gleich Jazz als Genre abzudecken).

HIPHOP

Wenn beim Zugfahren anstatt grüner Landschaften, die jedes Öko-Herz höher schlagen lassen, triste, leerstehende Gebäude mit schlechten Graffities und unnötigen, wahllos gesprayten Tags vorbeirauschen, braucht es schon härteren Shit. Ich meine aber nicht den YOLO-Swagger-Scheiß, der sich seit Money Boy breit macht. Ich meine Klassiker und ernstzunehmende Rapper, deren Musik mehr Inhalt hat als Bitches zu knallen, BlingBling zu tragen und Fuffies durch den Club zu schmeißen.

Wenn einem mal wieder der abartige, nach tschickstummel schmeckende Automatenkaffee serviert wird, in dem garantiert nicht einmal richtige Kaffeebohnen, sondern höchstens die Abfallprodukte deren Erzeugung drinnen sind, versichern Rapper einem glaubwürdig, dass das nichts ist im Vergleich zum Überlebenskampf im Ghetto.

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INDIE

Verregnete, trübe, suizidgefährdende Stimmung? Wenn man sich am liebsten in Embryonalstellung im Gepäckrack verziehen würde, hilft Indie Rock. Oder wenn da mal wieder dieser Suderant sitzt, der sich über alles und jeden, aber vor allem über die ÖBB aufregt. Komm schon, wir fahren alle aus demselben Grund mit der Westbahn—weil wir geizige Schweine sind, die sich keine Vorteilscard kaufen wollen. Es reicht schon, das selbst zu wissen. Da braucht es nicht noch einen Urwiener, der unsere aller Erkenntnis lauthals herumbrüllt. Danke dafür! Was hilft, ist feiner Indie Rock, der einen wieder an das Gute in der Welt glauben lässt. So utopisch das auch klingen mag, es funktioniert. Alles selbst ausgetestet.

METAL

Ihr seit unterwegs mit reichen Säcken, die einfach nur zu faul sind, um mit ihrem Ferrari die Strecke zurückzulegen, während ihr für das Ticket euer letztes Weihnachtsgeschenk von Mutti verkauft habt? Oder ihr seit gemeinsam mit einer Seniorengruppe unterwegs, die gesammelt einen Wienausflug macht und deswegen ganz aus dem Häuschen ist und sich vom einen an's andere Ende des Waggons zuschreit? Reißt euch lieber zusammen, schluckt alles an Wut runter was geht und haut euch Metal in die Ohren. Was schon beim Sporteln hilft, wenn es scheinbar nicht mehr weitergeht, bewährt sich auch beim Sitzen in der fahrenden Dose. Dann entgehen euch zwar so wichtige Gesprächsthemen wie die Faulheit der Ausländer oder was jetzt eigentlich genau der Unterschied zwischen Weingartenpfirsichen und normalen Pfirsichen ist, aber ganz ehrlich, auf solche Informationen könnt ihr getrost verzichten.

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POP

Was hilft bei kreischenden Girles, die gerade einmal ihren Sweet Sixteen hinter sich haben, Jared Leto megacool finden und die furchtbarsten Probleme auf der Welt haben, weil ihnen der Kajal verschmiert ist und Jared Leto ihre Gefühle nicht erwidert? Entweder ein wasserfester Kajal oder noch mehr Girlies. Wenn man Nerviges mit Nervigem unterstreicht, kann manchmal was ziemlich lustiges rauskommen. Vielleicht, weil die Überdosis an Hysterie und gleichzeitiger Naivität so überfordernd ist, dass das limbische System nur noch mit heftigem Lachen reagieren kann.

ROCK

Ihr hasst Zugfahren nicht nur so sehr, weil es strunzlangweilig ist und man immer nur dasselbe sieht, sondern-und vor allem-weil man sich im Zug einfach nicht bewegen kann und eine gefühlte Ewigkeit einfach nur dasitzt. Dann ist es an der Zeit, euch in Guitar-Hero-Zeiten zurückzuversetzen, eure Luftgitarre in die Hand zu nehmen (stimmen nicht vergessen) und eure Skills ein bisschen trainiert. Zugegeben, im Zug hat man nicht die größte Bewegungsfreiheit, um sein vollstes Potential ausschöpfen zu können, aber hey, genau das macht einen guten Luftgitarrenspieler aus—er kann auch unter den widrigsten Gegebenheiten eine souveräne Show abliefern.

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