FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Wir haben die Zürcher LGBTQ-Community gefragt, welche Clubs und Bars sie meidet

Ein homosexuelles Paar wurde laut eigener Aussage aus dem Zürcher Nelson Pub geworfen. Jetzt fragen sich alle, ob die Limmatstadt homophob ist.
Alle Fotos zvg

Ist Zürich und sein Nachtleben homophob? Diese Frage schwirrt gerade durch alle Mainstream-Medien der Schweiz. Der Grund: Ein homosexuelles Paar wurde laut eigener Aussage​ aus dem Nelson Pub bei der Bahnhofstrasse geworfen, weil sie sich küssten. Die Betreiber des Pubs bestreiten dies natürlich.

Von der Geschichte darf man halten was man will—das schwule Paar posiert für den Blick​ wie Poster-Boys vor dem "Tatort" und das Nelson Pub wiederum ist nicht gerade als kulturell hochstehend bekannt.

Anzeige

Dass jetzt aber eine Homophobie-Diskussion um die Stadt Zürich und sein Nachtleben geführt wird, ist umso interessanter—diese gab es schon länger nicht mehr in grossem Stil. Was uns dabei wunder nimmt: Gibt es die Homophobie in den hiesigen Clubs und meiden Nicht-Heterosexuelle deshalb gewisse Läden? Diese Frage haben wir genau den Leuten gestellt, die sie beantworten können.

Milan (26)

"Grundsätzlich meide ich alle Clubs, in denen irgendwelche Aggro-Prolls ihr Unwesen treiben—dort hätte ich wahrscheinlich mal eher mit Homophobie zu kämpfen. Wobei ich einmal in so einem Club war und nicht blöd angequatscht wurde. Wäre aber vielleicht passiert, wenn ich einem Typen die Zunge in den Hals gesteckt hätte. Als gayfriendly empfinde ich eigentlich alle typischen Electroschuppen."

Anna (26)

"Ich geh in Zürich nur noch selten an Partys, die nicht als queer oder LGBT gelabelt sind oder mindestens gay, weil ich will, dass meine Freund*innen und ich frei feiern und flirten und knutschen können, ohne uns bedroht zu fühlen. Konkrete Clubs meide ich aber nicht.

Speziell im Niederdörfli habe ich öfters Probleme. Da habe ich mit einer Frau rumgeknutscht—nicht in einem ungewöhnlichen Masse oder so—und ein paar männliche Creeps sind uns starrend gefolgt. Das war voll unheimlich und eklig. Wenn ich mit Freund*innen unterwegs bin, die trans sind oder nicht klar als männlich oder weiblich gelesen werden, ist es aber noch viel viel schlimmer. Da erleb ich in der Zürcher Machtwelt mega oft mit, wie ihnen sehr direkt Hass entgegenkommt. Vom Exil gen Niederdörfli spazieren etwa, fühlt sich recht gefährlich an, selbst nur als Begleitung von Transmenschen. In so einer Ausgangswelt ist mir dann auch einfach nicht nach Tanzen."

Anzeige

Phil (27)

"Ich meide grundsätzlich Clubs und Bars nicht deshalb, weil ich mich aufgrund meiner Sexualität nicht wohl fühle, sondern weil ich entweder die Location schräg finde oder mir das Publikum nicht passt. Ich bewege mich von daher sowieso schon mal äusserst selten in Schuppen wie dem Nelson Pub oder ähnlichen Läden, sondern bin eher im Kreis 3, 4 oder 5 unterwegs, wo die Menschen schon von Grund auf einen eher lockeren Umgang mit LGBTQ pflegen. Beim Knutschen mit meinem Freund würde ich nach dem zweiten Bier dann sowieso mehr wollen. Und für Sex auf diesem versifften Klo vom Nelson Pub bin ich nun also wirklich zu alt."

Carlos (30)

"Für mich ist das schwierig zu sagen, da ich sowieso meistens nur an Orte gehe, an denen mir die Musik gefällt und in genau diesen Clubs wird die Toleranz sehr gross geschrieben. Ich meide also nicht wirklich gezielt eine Location oder fühle mich unwohl."

Chaowei (21)

"Ich muss sagen, in Zürich kann man eigentlich überall hingehen, solange man die richtigen Freunde dabei hat. Es ist halt abhängig davon, wie selbstbewusst man selbst wirkt. Dann wird man auch nicht dumm angemacht. Ich meide nur Shisha-Bars, weil dort sehr viele Homophobe rumchillen. Aber ich wurde auch schon mal im Moods an einer Partyserie angefickt, an die ich regelmässig gehe–und an der Street Parade, nur weil ich einen Rock anhatte."

Klaudia (25)

"Ich war schon einige Male mit meinen schwulen Freunden im Nelson Pub. Bis jetzt hatten wir aber immer viel Spass und nie Probleme. Persönlich bin ich sehr selten in Clubs unterwegs, ausser ich performe irgendwo. Ich ziehe kleine Spelunken vor. Da gibts meistens bessere Musik und coolere Leute."

Anzeige

Heitor (35)

"Ich habe Diskriminierung nie persönlich erlebt. Bei mir wagt man erst gar keine diskriminierende Action (lacht). Von dem her meide ich keine Clubs oder Locations—ich kenne so gut wie alle Löcher und Schuppen in der Stadt. Ich besuche nur die Clubs nicht, die musikalisch nicht meinen Geschmack treffen."

**

Noisey Schweiz hält dich auf Facebook immer aufm Laufenden.