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4 Gründe, warum Xavier Naidoo nicht mehr im Fernsehen stattfinden sollte

Xavier Naidoo wird Juror in der neuen Staffel von 'Deutschland sucht den SuperStar'. Das ist eine ziemlich fragwürdige Idee, liebes RTL.
Foto: imago | Imagebroker, imago | Revierfoto

Es wirkt in dem Video, als stecke hinter Dieter Bohlens gebleichtem Dauergrinsen eine ehrliche Emotion. Vor der Felsenküste Mallorcas kündigt er auf Instagram den dritten Juror für die nächste Staffel seiner Castingshow DSDS an: Xavier Naidoo. Fünf Jahre habe er schon dafür gekämpft, sagt Bohlen, und Naidoo habe seiner Tochter sogar schon mal Happy Birthday vorgesungen.

"Ich-bin-kein-Antisemit-Naidoo" ergänzt damit die intellektuelle Elefantenrunde um Bohlen und dessen musikalischen Schützling und Gewinner der Show aus dem Jahr 2016, Pietro Lombardi. Damit holt sich RTL einen Castingshow-erfahrenen dritten Mann in die vierköpfige Jury. Naidoo saß 2010 in der Jury für die Auswahl zum Eurovision Song Contest. Seitdem war er bei The Voice of Germany, Sing meinen Song – Das Tauschkonzert, Xaviers Wunschkonzert Live und er moderierte die Echo-Verleihung 2017.

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Da reiht sich die Jurorenstelle bei DSDS, Deutschlands erster Fernseh-Castingshow, doch eigentlich wie von selbst ein oder? Nur so bedingt, wenn man mal betrachtet, womit der Typ in den letzten sechs Jahren neben seiner Fernsehpräsenz noch so aufgefallen ist. Bei RTL wurde wohl einfach vergessen, auf welchen Veranstaltungen Naidoo in der Vergangenheit gesprochen hat. Oder mit welchen Songs er zuletzt in der Öffentlichkeit stand.

Hier ist eine Liste der absoluten Scheißaktionen, mit denen Xavier Naidoo seit 2011 aufgefallen ist. Eine Liste, die uns, euch, RTL und vielleicht sogar den Poptitan selbst daran erinnern soll, warum Xavier Naidoo nicht mehr im Fernsehen stattfinden sollte.

1. Xavier Naidoo dachte, Deutschland sei ein besetztes Land

2011 antwortete Naidoo auf eine Frage im ARD-Morgenmagazin der Moderatorin: "Aber nein, wir sind nicht frei, wir sind immer noch ein besetztes Land, Deutschland hat keinen Friedensvertrag und dementsprechend ist Deutschland auch kein echtes Land und nicht frei." Dass er sich mit derartigen Aussagen in die gedankliche Nähe mit den sogenannten Reichsbürgern stellt, die Deutschlands Grenzen und das Grundgesetz nicht anerkennen, wollte er 2011 schon nicht wahrhaben. Dumm nur, dass dieses Kapitel damit noch nicht auserzählt war.

2. Xavier Naidoo glaubt an Verschwörungstheorien und tritt auf Veranstaltungen der Reichsbürger auf

2014 trat Naidoo am Tag der Deutschen Einheit auf einer Veranstaltung vor dem Bundestag auf, die auch von Reichsbürgern organisiert war. Auf seinem T-Shirt stand damals "Freiheit für Deutschland". Seine Besatzungstheorie von 2011 hatte er offenbar also nicht vergessen. Einmal in Fahrt gekommen, ergänzte er seine Verschwörungstheorie gegen den deutschen Staat. Auch die Geschehnisse vom 11. September 2001 entsprächen nicht der Wahrheit.

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Eine Meinung, die Naidoo 2015 in einem Interview mit dem Stern wiederholte. Zur Entscheidung auch auf einer solchen Veranstaltung aufzutreten, inspirierte ihn niemand Geringeres als Jesus. Der sei ja schließlich auch auf alle zugegangen. Warum er auf Veranstaltungen dieser Art aufgetreten ist, erklärte Naidoo 2015 in einem Interview mit dem SWR: "Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu 'Reichsbürgern'. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst."

3. Zusammen mit Kool Savas hat Naidoo männliche Homosexualität mit Kindesmissbrauch gleichgestellt

Auf "Wo sind sie jetzt?", einem Hidden Track des gemeinsamen Albums Gespaltene Persönlichkeit mit Kool Savas, singt Xavier Naidoo: "Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab und dann fick ich euch in den Arsch, so wie ihr's mit den Kleinen macht / Ich bin nur traurig und nicht wütend, trotzdem will ich euch töten / Ihr tötet Kinder und Föten und dir zerquetsche ich die Klöten / Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff / Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?".

Naidoo verknüpft hier in einer wilden wie widerlichen Aneinanderreihung Kindesmissbrauch, Kindestötung, Abtreibung und Homosexualität. Und nebenbei lässt er sein Publikum an seinen eigenen Gewalt- und Tötungsfantasien teilhaben. Für Dieter Bohlen bleibt er eine der "geilsten Stimmen". Ergibt dann eine "Hammerjury", "#vorfreudepur #mega".

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4. Naidoo kann es nicht lassen, mit seiner Musik Rechten und Verschwörungstheoretikern nach dem Maul zu reden

2017 veröffentlichte Naidoo den Song "Marionetten", der das Narrativ der Verschwörungstheorie und den bewussten Einsatz rechter Rhetorik fortsetzt. Darauf befinden sich Zeilen wie: "Alles nur peinlich und sowas nennt sich dann Volksvertreter / Teile eures Volks – nennt man schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter / Alles wird vergeben, wenn ihr einsichtig seid, sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig seid".

Zynisch gesagt, kommt hier zusammen, was zusammen kommen musste. Die Anti-Haltung gegenüber der Bundesrepublik und ihren politischen Vertreter- und Vertreterinnen wird kombiniert mit Begriffen wie "Volksverräter" aus dem Dunstkreis von Pegida und der AfD. Und wie schon in seiner Tirade gegenüber Homosexuellen, erklärt Naidoo auch in "Marionetten", dass er es offenbar OK findet, die Umstände auch gewalttätig zu verändern. "Marionetten" steht damit in einer Reihe mit dem 2014 erschienen Song "Raus aus dem Reichstag", wegen dem Naidoo Antisemitismus vorgeworfen wurde. Auch hier schon benutzte der Sänger wenig verklausulierte Chiffren wie "Baron Totschild" oder "Schmock".

Im Nachhinein beschrieb Naidoo bestimmte Zeilen in "Marionetten" als "missverständlich" und betonte die Wichtigkeit einer "freien, liberalen und demokratischen Gesellschaft". Es ist nur dumm, wenn er in denselben Zeilen dazu aufruft, eben diese demokratische Freiheit abzulehnen.

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Über diesen Typen freut sich Deutschlands Dieter also nun wie ein Schneekönig. Man könnte meinen, Deutschland sucht den SuperStar hat damit auch auf den Jurorensesseln das Level erreicht, das der Show gebührt. Die Quoten würden nach unten gehen und RTL sorgt mit Xavier Naidoo für einen richtigen Kracher. Nur schauen sich aber seit 2013 immer noch konstant zwischen vier und fünf Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen an, wie mehr und weniger talentierte Sängerinnen vor Publikum blamiert werden. Trotzdem haben sich in den letzten Jahren ähnliche Formate wie The Voice etabliert, die einen respektvolleren Umgang mit ihren Teilnehmern zeigen.

Dass RTL jetzt mit Xavier Naidoo mit der Konkurrenz mithalten will, ist vielmehr ein schlecht durchdachter Schnellschuss als als ein smarter Promo-Move. Es zeigt, dass es komplett egal ist, ob du dich mit deiner Musik an Neonazis herangewanzt hast oder in deinen Texten geprahlt hast, schwule Männer töten zu wollen. Selbst dann ist anscheinend Platz für dich im deutschen Fernsehen.

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