Es ist ja gut, wenn gewisse Veranstalter ihre Sache sehr ernst nehmen und streng drauf achten, nur ja nicht allzu gefällig zu werden, Tracks zu spielen, die nicht in jedermanns Playlist aufscheinen oder unter dem Allerweltsbegriff "Techhouse" von der Technopolizei verhaftet werden. Als bekennender Anhänger der Vielschichtigkeit und Genregroßzügigkeit von Musikvorführungen bin ich der Auffassung, dass in letzter Zeit leider einfach immer mehr der Grundsatz des Ausgehens und der Partykultur missverstanden wird. Klar darf nicht alles in Beliebigkeit ersticken, doch auch nicht im Humorverbot. Mir wird vieles leider ab und an zu ernst dieser Tage und traurig sind die Anlässe allemal (siehe BPM)."Klar darf nicht alles in Beliebigkeit ersticken, doch auch nicht im Humorverbot."
Daneben gibt es natürlich noch die Minimal-Anhängerschaft, die den harten Neo-Analogtechno nicht versteht und am liebsten nach Rumänien fährt. Auch hier herrscht geringer Wille, soundmäßig auszuscheren. Karg wie die Höhepunkte dieser Musik sind auch die Toleranzgrenzen. Und House wurde in den letzten Jahren so sehr zerzaust, dass man schon fast Flüstergruppen bilden muss, wenn man echter Deephouse- (nicht peruanischer Panflötenhouse) Fan ist."Karg wie die Höhepunkte dieser Musik sind auch die Toleranzgrenzen."
Mit dieser Art Downbeat hat die neue Entwicklung wenig bis gar nichts zu tun. Im klassischen Sinne ist es ganz langsamer, minimaler, zwischen den Genres stehender Sound. Ein bisschen sphärisch, leicht ethno angehaucht und extrem entschleunigend. Crews wie Heimlich und – etwas gemischter – auch Zinnober begannen, mit ihren Festen anfangs kleine, gar nicht so hippe Locations und Bögen zu füllen.Ein bisschen sphärisch, leicht ethno angehaucht und extrem entschleunigend.
Dort sieht man Neo- und Ex-Hippies mit etwas Kleingeld oder viel großem, die für die großen Raves zu alt sind und eben Leute, die auch mit der Familie zum Essen kommen. Das gab es früher schon im erst legendären – dann zum Disneyland verkommenen – Cafe del Mar und jetzt eben bei Acid Paulis "Acid Sundays" im Heart of Ibiza. "Desert, Playa oder Bohemian Music" nennt man das teilweise dort und den Ursprung des "Hypes" findet man – erraten – auch beim Burning Man und seinen vielen Sub- und Daytime-Partys. Das Ganze war aber auch im Alpenraum früher schon einmal sehr populär – unter dem Begriff "Cosmic" fanden in den 90ern vor allem in Italien (und auch Innsbruck) schon viele große Events und Festivals mit ähnlich sphärischen Sound statt und erzeugten eine ganze Bewegung, die ja auch bis heute nicht verschwunden ist. Scheibosan und Makossa kennen das noch allzu gut, sie kommen quasi genau aus dieser Ära."Das gab es früher schon im erst legendären – dann zum Disneyland verkommenen – Café del Mar."
Und siehe da, auf einmal ziehen auch viele internationale Acts, die in anderen Genres groß geworden waren, nach: Hört man etwa in das neue Album von Marc Romboy, dann weiß man, wohin der Hase alsbald laufen könnte. Und viele andere werden folgen, so viel ist sicher."Man könnte nun die These aufstellen, dass ein Teil der jungen, partyaffinen Leute in Zeiten der totalen Beschleunigung genau nach dem Gegenteil sucht."
Wo viel Licht ist, ist aber auch Schatten und Rant. Der wohl meist gefürchtetste Mr. RANT aka MR C (the Shamen), giftelte unlängst gegen diese Art von Musik. Sie sei peruanischer Ziegenhirtenhouse und kann damit so gar nichts anfangen. Auch das kenne ich noch aus den Neunzigern, als die Technomushrooms gegen Kruder & Dorfmeister hateten, warum sollte das 2017 anders sein?
"Speziell in unserem Fall hatten wir einfach Lust, eine Veranstaltung zu machen, auf der die Musik, die wir im Club am liebsten hören, gespielt wird. Wir stecken in das Projekt sehr viel Herzblut und Mühe und sind überzeugt davon, dass das auch die Gäste jedes Mal mitbekommen. Deswegen kommen die Leute gerne. Dadurch, dass immer mehr Leute darauf aufmerksam werden, kommt es einem in Wien wie ein Boom vor. Schaut man aber ein wenig über den Tellerrand, bemerkt man, dass diese Art von Musik alles andere als ein Hype ist, sondern schon über lange Zeit als Strömung existiert, die parallel zu anderen Dingen koexistiert", sagt Oberst.Und auf die Frage, wo denn die Reise nun 2017 hingehen könnte, meint er: "Die BesucherInnen-Zahlen haben schneller als erwartet die Locations an die Grenzen gebracht. Aus Platzgründen so viele Leute abzuweisen, die augenscheinlich richtig bei uns gewesen wären, hat uns teilweise im Herzen weh getan. Das Fluc war also als logische Konsequenz die erste größere Veranstaltung und wir planen auch in den nächsten Monaten Projekte, mit denen es uns hoffentlich möglich ist, dass alle, die wollen, mal eine Heimlich-Party miterleben können."Schaut man aber ein wenig über den Tellerrand, bemerkt man, dass diese Art von Musik alles andere als ein Hype ist, sondern schon über lange Zeit als Strömung existiert, die parallel zu anderen Dingen koexistiert."
Doch wer Augen und Ohren offen hält, wird erkennen, dass wir auch regelmäßig kleinere, gemütlichere Veranstaltungen machen, um den Spirit in jedem Fall beizubehalten. Dass das Projekt nach nicht mal einem Jahr auch bereits international Aufmerksamkeit erregt, hätten wir auch nicht gedacht. Für uns aber auch ein Grund mehr, Heimlich im Jahr 2017 auch ein wenig aus Wien herauszutragen. Geografische Grenzen soll es bei uns im Endeffekt nicht geben. Wir möchten als Kollektiv vom Ort unabhängig agieren und versuchen, jeden Ort, den wir bespielen, in eine Heimlich-Erfahrung zu verwandeln."Nun, ob es in den kleinen Locations wirklich noch gemütlich sein wird, wird man sehen: Das heimliche Großwerden hat nämlich begonnen.**Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter."Geografische Grenzen soll es bei uns im Endeffekt nicht geben."