Pressyes ist die Personifizierung des Sommers
Foto von Katharina Opara

FYI.

This story is over 5 years old.

Interview

Pressyes ist die Personifizierung des Sommers

Wir dürfen noch nicht ganz verraten, welcher bekannte österreichische Musiker hinter Pressyes steckt. Aber mit "Touch the Sky" können wir euch zumindest den ersten echten Sommerhit dieses Jahres vorstellen.

Ein bisschen Mysterium will sich René noch beibehalten. Auf den Pressefotos erkennt man ihn nur schleierhaft, aber Leute, die die österreichische Indie-Szene im letzten Jahrzehnt mitverfolgt haben, wissen, wer sich hinter dem Pseudonym Pressyes versteckt. Wir spoilern es noch nicht. (Mittlerweile darf man sagen, es handelt sich um René Mühlberger von den mittlerweile aufgelösten Velojet) Viel wichtiger ist, was René in den letzten Jahren gemacht hat. Er ist jetzt nicht nur Live-Gitarrist bei Clueso, sondern macht jetzt auch als Solo-Songwriter und Produzent sein Ding.

Anzeige

Das Ding nennt sich Pressyes und ist neben einem Outlet für seine psychedelischen Sommerhits – ihr wisst, was ich mein, wenn ihr euch "Touch the Sky" gleich hier als Premiere anhört – auch sein Produzentenname. Obwohl er nur mit Vintage-Equipment arbeitet (kein Gerät ist nach 1980 gebaut worden), schafft es René, moderne Sounds rauszuholen, die genau so gut von Kevin Parker sein könnten. Im ersten Interview als Pressyes erzählt er, warum das kommende Album nur in einer warmen Jahreszeit releast werden kann, wie ihm Meditation geholfen hat, von seinem gewohnten Songwriting abzukommen und warum er sich jetzt wieder als Kind fühlt.

Bei "Touch The Sky" hat Lisa Keiner Regie geführt und Andreas Zimmer von fizzymint das Animation Design durchgeführt.

Noisey: Was hast du in den letzten Jahren so gemacht?
Rene: Ich arbeite schon seitdem die letzte Band nicht mehr aktiv ist an dem Pressyes-Album. Ich hab ja nie aufgehört, Musik zu machen. Jetzt spiele ich Bass, Drums, Keys und so weiter selber und es dauert ein wenig länger. Dafür probiere ich aber auch viele neue Sachen aus. Das liegt auch daran, dass ich sehr verliebt in Sounds bin. Manchmal braucht das dann Wochen, bis ich den richtigen Schlagzeugsound aufgenommen hab. In den eineinhalb bis zwei Jahren hab ich ungefähr 30 Songskizzen aufgenommen und bin dann mit dem VW-Bus auf einen Bauernhof gefahren und hab dort im Bus geschlafen und sämtliches Equipment mitgenommen, um daran zu arbeiten.

Anzeige

Das ist ziemlich lange. Kannst du nicht aufhören, an den Songs zu arbeiten?
Es waren ja nicht konkrete acht Songs, sondern um die 30 Skizzen. Darum gab es auch immer etwas, das man aufnehmen kann. Ich hab auch immer wieder Geräte, mit denen ich etwas ausprobieren möchte. Durch meine Sammlerleidenschaft hat sich mittlerweile ein Areal an Vintage Instrumenten angehäuft. Wenn man mal um die 50 Pedals hat und 14 Synthesizer hat – und alles Vintage, also nichts, das nach 1980 gebaut wurde – dann kann man extrem lange herumprobieren. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich überhaupt etwas damit mach. Ich hab eigentlich gar keinen Plan gehabt. Nachdem die letzte Band irgendwann in Tiefschlaf ging, hab ich einfach weitergemacht.

Ist die letzte Band eigentlich richtig aufgelöst worden?
Es gab kein offizielles Statement. Es hat auch nicht wirklich ein Treffen gegeben, bei dem wir das ad acta gelegt haben. Nach der letzten Platte hatten wir das Gefühl, dass wir alles Angestrebte erreicht hatten nach vier Alben und Konzerten in sieben verschiedenen Ländern. Am Anfang war es recht schwierig, alleine im Proberaum zu sein. Ich dachte mir dann "Wow, jetzt rauchst du mit dir selber, geil." Aber es war auch irgendwie komisch. Es war zwar auch befreiend, aber es fehlt dann jemand, mit dem man sich austauschen kann. Ich lade dann immer wieder mal Freunde von mir ein.

Du hast eben dein Vintage Equipment erwähnt. Ist das eine Leidenschaft von dir?
Mit dem Studio hab ich jetzt mein Kinderzimmer wieder, das ich seit 20 Jahren nicht mehr hatte. Es ist mir wirklich abgegangen. Ich glaube, jeder Musiker tendiert dazu, ein Kind zu bleiben. Ich hab mir jetzt zum zehnten Mal ungefähr ausgesucht, genau das zu machen, was ich jetzt mache. Ich hatte drei Bands vorher und in sechs oder sieben anderen gespielt und jetzt mache ich wieder das selbe. Und das geile ist, dass es immer noch Spaß macht. Im Grunde ist es so, dass Pressyes weniger der Name einer neuen Band ist, sondern mein Produzentenname. Ich hab in den letzten Monaten mit ein paar Leuten in meinem Studio gearbeitet und gemerkt, dass dort meine größte Liebe im Moment ist.

Anzeige

Wie viele Songs werden letztendlich am Album sein?
Ich arbeite momentan an elf Songs. Nachdem ich ja einen Pool an Songs habe, hab ich die Songs ausgesucht, die das Sommergefühl für mich ausstrahlen und jetzt wirkt es ein bisschen so, als wäre es eine Singles-Collection und noch kein schlüssiges Album.

Stört dich das?
Nein, mich stört das nicht, weil ich gerne Frontalmusik höre, die auch etwas abgeht. Langsame und ruhige Musik hör ich ja eher weniger.

Hast du vor, dass du live damit auftrittst?
Das hängt davon ab, wann ich mit der Platte fertig bin. Ich bin nicht wirklich daran interessiert, in einer normalen Vierer-Konstellation zu spielen. Ich hab das ausprobiert und erkannt, dass ich das nicht mehr will. Ich schau mir ja auch viele Konzerte an und die Indie-Szene ist etwas, das sich für mich nicht mehr modern und spannend anfühlt. Mit den neuen Indie-Bands kann ich eigentlich nichts mehr anfangen. Mein Ding ist Psychedelik, die modern klingt und trotzdem retro. Es ist zwar keine HipHop-Produktion aber der Westcoast-Vibe ist etwas, das mich total berührt. Ich hab ja sehr viel HipHop gehört in den letzten Jahren.

Was genau meinst du mit Westcoast-Vibe?
Ich bin halt ein Sommermensch und wenn ich mit meinem 66er Bulli rumfahr, hör ich immer Musik. Die Idee ist, dass meine Musik modern und Vintage zugleich ist und es ein Sommeralbum wird, das ich gern hören würde, während ich mit dem Auto fahr. Und ich denke, das ist mir auf jeden Fall gelungen. Das kommt auch ein bisschen daher, dass ich ein extrem vergesslicher Mensch bin. Ich hab früher schon so geschrieben und jetzt auch wieder, dass ich nur an Sachen weiterarbeite, die mir selber im Gedächtnis geblieben sind. Das führt dann dazu, dass ich die hookigsten Sachen auswähle. Das sind oft die einfachsten Melodien, aber auch die schönsten. Mein Zugang ist ja auch, kein Album für die Ewigkeit zu machen, sondern eines, das sich diesen Sommer gut anfühlt. Ich hab einfach keinen Bock mehr auf Depression und Melancholie. Bands wie Alt-J schätze ich zwar sehr, aber ich komme gefühlsmäßig gar nicht mehr dort hin.

Anzeige

Gab's einen bestimmten Zeitpunkt, an dem du gemerkt hast, dass du keine Lust mehr darauf hast?
Nach der letzten Platte meiner vorherigen Band, die sehr melancholisch war und sehr viel Persönliches und Angst auch dabei hatte. Ich wollte das nicht mehr haben, auch weil ich mich als Mensch wohler gefühlt habe. Ich hab den Trost in der Musik nicht mehr gebraucht, darum hab ich nur noch Sachen gehört, die mir ein Freiheitsgefühl geben.

Wie viel Wert legst du auf Texte?
Weit mehr als früher. Fürs Texten brauche ich viel Zeit und ich hab mich lange davor gedrückt, die Texte zu schreiben. Lange Zeit hatte ich nur Pilot-Texte und irgendwann hab ich festgestellt, dass mein Gesang am besten funktioniert, wenn ich mir gar nichts überlege vorher. Also hab ich irgendwann drauf geschissen, mich hinzusetzen und den perfekten Text schreiben zu wollen. Jetzt ist es so, dass ich einfach etwas reinsinge und dann erst ein bisschen oder gar nicht nachkorrigiere. Dadurch wird es sehr bildhaft. Einen Song hab ich eingesungen, als ich Fieber hatte und dadurch entstanden auch wieder ganz andere Bilder.


VICE Video: Alex G ist ebenfalls ein Songwriter, den man im Auge behalten sollte:


Wenn ich mir die Songs anhöre, klingt es so, als wärst du gerade in einer Umbruchsphase, stimmt das?
Definitiv, ja. Witzigerweise ist das keine Emanzipation von meiner letzten Band zum nächsten Projekt, sondern eher als Person. Ich hab viel herumprobiert und wollte alles können, schaffte aber natürlich nicht alles. Dann habe ich festgestellt, was ich an mir mag und dass ich darüber singen kann. Ich bin sicher nicht das Sprachrohr einer Generation, das interessiert mich auch nicht. Es fordert einen Künstler schon sehr viel ab, es so zu drehen, dass es für einen selber wieder frisch ist. Gerade, wenn man schonmal vier Alben mit einer anderen Band gemacht hat. Dann hat man natürlich seine Abläufe. Ich könnte jetzt stundenlang reden, wie ich es geschafft habe, auf andere Gedanken zu kommen. Aber ich hab einfach viel probiert. Ich meditier regelmäßig und komm dadurch oft musikalisch wieder wo anders hin.

Kannst du schon sagen, wann das Album kommt?
Es wird relativ bald fertig sein, aber ich möchte es gerne in der warmen Jahreszeit releasen. Ich strebe einen Termin im Frühjahr an. Davor wird es noch einige Singles geben.

**

Folgt Noisey bei Facebook , Instagram und Twitter .