Zwischen selbstgebranntem Schnaps und Venice Beach – Lea Santee im Interview
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Zwischen selbstgebranntem Schnaps und Venice Beach – Lea Santee im Interview

Wir haben Lea Santee Tiroler Klischees auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen lassen, über ihre Zeit in LA geredet und uns ihre neue EP 'Venice 2' etwas genauer angehört.

Lea Santee kommt ursprünglich aus Tirol und besteht aus den zwei Bandmitgliedern Lea und Manuel. Dort haben sie eigentlich eher im Bereich des Indie und des Folk angefangen. Als sich ihre beiden Bands aber damals auflösten, entschließen sie sich gemeinsam ein neues Projekt zu wagen, das sich ein wenig außerhalb ihres musikalischen Backgrounds befindet. Doch schon mit der ersten Single "Hopeless" landen sie in kurzer Zeit auf Platz 1 der HypeM-Charts. Kurz darauf werden die beiden von Ariel Rechtshaids Verlag (produzierte bereits für Usher, Madonna, Adele, und so weiter) nach Los Angeles eingeladen, um dort ihre beiden EPs Venice 1 und Venice 2 zu produzieren. Beim ersten Zuhören klingt Lea Santee nach sehr eingängigem Elektro-Pop, doch bei genauerem Hinhören, bemerkt man die emotionale Tiefe, die den Songzeilen innewohnen. Es ist ein nicht ganz einfacher Drahtseilakt, Melancholie mit Tanzbarkeit zu paaren, doch der musikalische Output der beiden lässt sich diese Problematik nicht anmerken.

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Wir haben uns mit den beiden kurz vor ihrem EP-Release getroffen, um nicht nur über ihre Zeit in LA zu reden und wie ihre Musik entsteht, sondern auch um dem Wahrheitsgehalt Tiroler Klischees endgültig auf den Grund zu gehen:

Noisey: Ihr bringt am 13. April eure neue EP Venice 2 raus, in welche Richtung seid ihr mit der Fortsetzung von Venice 1 gegangen?
Lea: Es ist als Anknüpfung gedacht, da ja beide EPs im gleichen Zeitraum in Venice entstanden sind. Vom Sound und auch von der Themenwahl beim Songwriting nimmt es die Motive seines Vorgängers auf.



Seid ihr denn zufrieden mit dem Endprodukt? Es ist ja oft nicht ganz leicht die Finger von seinen eigenen Projekten zu lassen.
Lea: Am Anfang waren wir auf jeden Fall schon zufrieden damit, aber je länger etwas fertig ist, desto öfter kann man sich das dann anhören und wirklich sagen, ob’s was geworden ist oder nicht.
Manuel: Im Großen und Ganzen jedoch, sind wir auf jeden Fall zufrieden. Beide EPs sind ja in Los Angeles entstanden, wie war es für euch dort aufzunehmen?
Manuel: Es war echt ein krass schön Erlebnis, mit den Leuten im Studio dort zu arbeiten, die alle wirklich gute und schon erfolgreiche Produzenten sind und auch diesen ganz anderen Vibe mitzubekommen, der dort in Venice vorherrscht. Wie genau unterscheidet sich denn der Vibe dort zu Wien, was ist anders?
Manuel: Jeden Tag Sonne. (lacht)
Lea: Es will einfach jeder etwas erreichen und ist motiviert an der Umsetzung seiner Träume zu arbeiten. So ein Umfeld beeinflusst natürlich den eigenen Ehrgeiz und hat uns ein wenig beflügelt.

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Gibt es etwas im Vergleich zu LA, das euch hier in Wien abgeht?
Manuel: Dass mehr Leute aus der Industrie da sind. In LA kannst du dich ziemlich schnell und easy mit ein paar Leuten aus der Industrie für gemeinsame Sessions zusammenschreiben.
Lea: Das funktioniert zwar in Wien und Österreich selbst schon auch gut, nur ist die Auswahl hier schlicht ergreifend begrenzt. Schwierig wird’s dann schon aus Wien heraus mit Leuten zu connecten, vor allem international.

Angefangen hat eure Erfolgsgeschichte ja eigentlich in eurer Heimat Tirol. Wir haben uns mal ein paar typische Klischees rausgesucht und wollten wissen ob sie stimmen oder ob doch nur alles gelogen ist.
Manuel: Es stimmen alle. Auch das alle braungebrannt sind und Skifahren können?
Manuel: Und blond sind sie auch noch alle. Nein, das war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es kann irgendwie fast jeder Skifahren. Viele unserer Freunde haben auch so eine Skilehrerausbildung gemacht. Und dass die Tiroler Wien nicht mögen?
Manuel: Den kalten Wind mögen sie hier nicht.
Lea: ich glaub das liegt eher daran, dass die Wiener generell einfach ein wenig den Ruf weg haben, dass man sie nicht so mag.

Letztes Klischee – steht in jedem Haushalt eine Flasche selbstgebrannter Schnaps?
Manuel: Das könnte sogar wirklich sein.
Lea: Also nicht in jedem vielleicht, aber…
Manuel: Sicher in 80% der Haushalte

Fällt euch selbst noch etwas ein was typisch tirolerisch wäre?
Manuel: Also die Trachtenfeste und Lederhosen sind immer noch recht beliebt in der Gegend. Da wird das Brauchtum auf jeden Fall noch hochgehalten. Um weiterhin beim Thema Tirol zu bleiben, eure beiden musikalischen Beginne haben ihre Wurzeln dort. Wann habt ihr angefangen selbst in irgendeiner Weise Musik zu machen?
Lea: Also bei mir ist es so mit acht Jahren losgegangen mit dem Klavier spielen und dann nach und nach auch mit Gitarre und Songwriting, das Songwriting haben wir beide mit 15 begonnen.
Manuel: Ich hab erst als Jugendlicher angefangen. The Strokes waren damals meine Lieblingsband und die haben auf dem Nuke Festival 2005 oder 2006 gespielt. Das war so geil, dass ich danach fest entschlossen war mit dem Gitarre spielen anzufangen. Ab diesem Zeitpunkt hab ich jeden Tag fünf bis sechs Stunden gespielt und eigentlich nicht mehr aufgehört. Das Klavier kam dann später dazu.

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Könnt ihr euch noch an eure ersten selbstgeschriebenen Texte erinnern?
Lea: Ja, oh Gott eine meiner ersten Texte hieß "Life is good, don't break my heart". (lacht) Das hat mein 15-jähriges Ich damals produziert.
Manuel: Ich kann mich nicht mehr genau dran erinnern, aber es ging bei uns eher in die Richtung spontanes Rumprobieren im Proberaum mit der Band, ich hab damals noch in einer Indie-Band gespielt.

Indie ist ein gutes Stichwort, ihr kommt ja eigentlich beide eher aus dem Genre des Indies und des Folk, wie hat sich eure musikalische Entwicklung so entfaltet, dass ihr jetzt bei Elektro-Pop angekommen seid?
Lea: Ich hatte sehr lange eine R'n'B-Phase und bin dann in den Folk reingerutscht. Es haben sich damals Manuels und meine Band jeweils aufgelöst und er hat mich dann mal gefragt, ob ich Lust hätte über eine der Sachen die er produziert hat, zu singen. Ich war mir da am Anfang ein bisschen unsicher, weil ich mir das nicht sofort zugetraut habe. Ich komme ja aus einer ganz anderen Musikrichtung. Wir haben aber schnell gemerkt, dass das echt was werden könnte und hatten beide Bock auf ein neues Projekt. Deswegen gibt es jetzt Lea Santee.

Und wie läuft bei euch das Musik produzieren und der damit verbundene Kreativprozess ab?
Lea: Sehr unterschiedlich. Entweder ich sitz zuhause und spiel Klavier oder Gitarre und lass mir während des Spielens eine Gesangsmelodie einfallen zu der ich dann einen Text schreibe oder es entsteht zuerst der fertige Text und daraus dann der Gesang.
Manuel: Oder ich schick ihr etwas, das ich angefangen habe, es ist immer so ein hin und her.

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Also ist Lea eher für den Gesang und das Songwriting zuständig und du, Manuel, für das Producing?
Manuel: Ja, mir war es immer sehr wichtig, dass die Lea auch das singt, was sie fühlt. Texte, die von andere geschrieben wurden, würden einfach nicht so authentisch rüberkommen.
Lea: Es ist aber nicht komplett glasklar abgetrennt, wir helfen uns schon aus in den unterschiedlichen Bereichen und schauen uns da gegenseitig auf die Finger.

Macht ihr gerade für euch selbst noch Musik oder steckt ihr gerade eure gesamte Energie in Lea Santee als Projekt?
Lea: Ist auch unterschiedlich, es fließt schon viel Energie gerade in Lea Santee. Aber wir machen immer wieder Collaborations oder haben Sessions mit anderen Künstlern, einfach der Musik wegen. Wenn wir momentan andere Sachen schreiben oder produzieren, ist das für den Verlag von Ariel Rechtshaid, bei dem wir gerade gesigned sind. Wart ihr bei Ariels Verlag jetzt nur für die beiden EPs gesigned oder wie schaut da die Zukunft aus?
Lea: Genau, wir waren erstmal für Venice 1+2 an Bord seines Verlags. Der Rest steht aber noch in den Sternen.
Manuel: Für ein Album muss für uns eben das gesamte Setup stimmen. Wir wollen nicht ein Album releasen mit dem wir dann untergehen. Momentan veröffentlichen wir lieber Single für Single. Aber wenn man ein perfektes Label gefunden hat mit dem man arbeiten möchte, es im Studio gut zusammen passt und genug Budget für Produktion, Videodrehs und Promotion da ist, dann könnte das schon passieren. Die Releaseparty von Venice 2 ist ja am 11. April in der Grellen Forelle und danach seid ihr quer durch Europa auf Tour, von Konzert zu Festival. Spielt ihr denn lieber Konzerte oder Festivals?
Manuel: Ist beides cool, kommt natürlich immer auch auf die Leute an. Wirklich schön anzusehen war es beim Popfest oder beim Out of the Woods Festivals, wenn du siehst, dass die Crowd die Texte mitsingt und die Songs kennt. Es macht echt Spaß das zu erleben.

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Und abschließend generell noch einen Zukunftsausblick wie es bei euch weitergeht, abseits der Konzerte die ihr in nächster Zeit spielen werdet?
Lea: Also wir sind weiterhin fleißig am Musik produzieren. Für dieses Jahr wollen wir keine große Pause mehr und einfach weiter Content herausbringen.
Manuel: einen genauen Zeitpunkt kann man noch nicht verraten, aber man kann in nächster Zeit weiterhin Output von uns erwarten.

Wer sich von Lea Santees Talent gerne einmal selbst überzeugen möchte, kann das entweder am 11. April in der Grellen Forelle zur Releaseparty ihrer EP Venice 2 oder sie auf einem (oder mehreren) der Tourdates besuchen:

31.03. OKH, Vöcklabruck AT
11.04. Grelle Forelle, Wien
14.04. Kammgarn, Hard AT
19-21.04. Seazone Festival, Poznan PL
05-08.05. Sound City, Liverpool UK
09.05. Red Bull Music Festival, Wien AT
24.05. Kino Kesselhaus, Krems AT
26.05. Strawanzen Open Air, Westendorf AT
06.06. FluxFM Bergfest, Berlin GER
13-15.06. Spring Festival, Graz AT
13.07. Rock im Dorf, Schlierbach AT
20.07. Poolbar Festival, Feldkirch AT
28.07. Seewärts Festival, Chieming GER
08-11.08. Sziget Festival, Budapest HUN
12.08. Free Tree Open Air, Taiskirchen AT
25.08. Singoldsand Festival, Schwabmünchen GER

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