„Wir sind stolze Zigeuner!”—Die Rap-Crew Gipsy Mafia im Interview

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Interview

„Wir sind stolze Zigeuner!”—Die Rap-Crew Gipsy Mafia im Interview

Von Abschiebung und Neonazis bis zu Sido und der eigenen, steinigen Biografie—Unser Autor im Gespräch mit Gipsy Mafia.

​Alle Fotos: Felix Huesmann ​

Die Brüder Ferid und Emrah waren noch Kinder, als sie während des serbischen Krieges nach Deutschland kamen. Als ihre Familie das Land wieder „freiwillig" verlassen musste, waren die beiden inzwischen Jugendliche geworden. Erst als sie zurück in Serbien angekommen waren, stellten sie fest, was es bedeutet, Roma zu sein und von der Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt und verachtet zu werden.

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Diese Erfahrungen verpacken Ferid und Emrah seit fast zehn Jahren in Rap-Texte. Als Buddy O.G. und Skill rappen sie mit Gipsy Mafia gegen Rassismus, Ausgrenzung und das System. Damit begeistern sie nicht nur Roma-Kids in serbischen Ghettos. Zusammen mit Ferids Freundin, DJ Koki, touren sie mit ihrer Musik auch durch Europa und spielen vor allem auf linken Konzerten und Festivals.

Um über die Runden zu kommen, haben die Brüder in Serbien erst in einem Zuliefererbetrieb für BMW und danach in einem deutschen Callcenter gearbeitet—für einen Bruchteil des Geldes, das sie in Deutschland verdient hätten. Outsourcing durch Abschiebung. Mittlerweile leben Ferid und Koki in Schwäbisch Gmünd. Durch ein europäisches Freiwilligen-Programm konnten sie wieder nach Deutschland ziehen. Emrah wartet im Moment noch auf sein Visum, um auch dauerhaft in das Land zurückkehren zu können, das die beiden Brüder und ihre Familie vor 13 Jahren nicht mehr haben wollte.

Vor ihrem Auftritt beim Roma-Kulturfestival Djelem Djelem in Dortmund haben wir uns mit den Dreien unterhalten.

Noisey: Emrah, Ferid, ihr seid 1991 als kleine Kinder nach Deutschland gekommen. Wie seid ihr hier aufgewachsen?

Ferid: Zuerst waren nur mein Vater und ich hier. Es hatte einfach die Kohle gefehlt, um die ganze Familie rüber zu holen. Wir sind mit dem letzten Geld rüber und in Marl gelandet, in 'nem Asylheim. Da waren bestimmt hundert Familien drin. Ein langer Flur und links und rechts Zimmer. Und eine Toilette und eine scheiß Küche. Ich hatte schon nach kurzer Zeit die Gelbsucht und bin im Krankenhaus gelandet. Da lag ich dann alleine, ohne die Sprache zu können. Auch wenn ich erst sechs war, da erinnere ich mich bis heute dran. In der Zeit ist meine Mutter dann mit Emrah und unseren Schwestern nach Deutschland gekommen.