Wir haben das neue Nicki-Minaj-Spiel gespielt, damit ihr es nicht müsst

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Wir haben das neue Nicki-Minaj-Spiel gespielt, damit ihr es nicht müsst

„Kaum war das Battle gewonnen, gab mir Nicki Minaj erstmal Props für meine Skills. Eine andere Frau, die an der Rapperin riechen wollte, zerstörte jedoch den perfekten Moment.“

Alle Fotos: Screenshots von „Nicki Minaj Empire"

Nicki Minaj hat nicht nur heute Geburtstag (Alles Gute Nicki!), sondern ist seit gestern neben Kim Kardashian eine weitere einflussreiche Frau mit eigener Handygame-App. In „Nicki Minaj Empire" kann man—ähnlich wie dem Kardashian-Game—das Leben der Minaj nachspielen und versuchen, ein großer Rapstar zu werden. So zumindest in der Theorie.

Aber als Journalisten interessiert uns natürlich mehr die Praxis als die Theorie und als Vice-Journalisten wiederum der Blickwinkel aus einer etwas anderen Perspektive. In diesem Sinne: Vorhang auf für Dominik, Praktikant bei Vice Sports und zu netter Mensch, um auf unsere Frage „Hey Dominik, hast du nicht Lust, zusätzlich zu deiner eigentlichen Arbeit für uns das Nicki Minaj Spiel zu testen?" mit Nein zu beantworten. Ein Erlebnisbericht:

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Der große Vorteil, den Nicki Minajs Spiel gegenüber dem von Kim Kardashian jetzt vor Spielbeginn schon mal hat: Die Gefahr in der virtuellen Welt Tyga über den Weg zu laufen, ist um einiges geringer. Meine Erwartungen sind groß, denn es gibt so viele Möglichkeiten, dieses Spiel zu einem Unterhaltungsinferno zu machen. Zumindest in meiner Fantasie, die während die App noch am Laden ist, Purzelbäume macht: Wird man mit Meek Mill zum Logopäden fahren können? Oder aus den medialen Scharmützeln mit Safaree Samuels eine richtige Schlammschlacht anzetteln können, wenn man das schon im eigenen Leben zu vermeiden versucht? Was sind die Möglichkeiten in Bezug auf Drake? Küssen? Fummeln? Kinder kriegen? Fragen über Fragen.

Nachdem die App fertig runter geladen war, fasste ich einen ersten guten Vorsatz für meinen Lebensentwurf als Nicki Minaj: nur noch wie damals auf Kanye Wests „Monster" zu rappen und keine weiteren Videos mit der NS-Optik von „Only" zu machen. Beim Öffnen stellte sich die Rapperin unter anderem als „Nicki the Ninja" vor und meinte anschließend, ich solle im Spiel der Boss sein. Ich grunzte ein Rick Ross'sches „Huh" um meine Bereitschaft zu zeigen und gelangte auf den nächsten Bildschirm.

Hier sollte ich nun meinen Avatar erstellen. Da sowohl die Auswahl an Frisuren und Kleidern es unmöglich machen, eine Figur nach dem Vorbild von Young Thug zu erstellen, wechselte ich das Geschlecht. Wenn schon, dann auch richtig. Und wenn mich der jüngste Erfolg von Desiigner und 22 Savage eines gelehrt haben, dann dass man als mehr oder weniger gute Kopie sehr wohl Hits machen kann. „Nicki MitArj" war geboren und bereit, die neue Queen of Rap zu werden.

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Die Storyline begann in einem New Yorker Backstage: Nicki Minaj steht neben meinem Avatar und meint, dass ich gleich den größten Auftritt meiner Karriere haben werde. Der entpuppte sich allerdings als herbe Enttäuschung: Zwar performten sechs Frauen „Super Bass", aber niemand twerkte und meine einzige Aufgabe, damit der Auftritt erfolgreich über die Bühne geht, war  schnellstmöglich auf blaue Sterne drücken, die meinen Energiebalken besorgniserregend schrumpfen ließen, aber wenig Spaß brachten. Dazu aber später mehr.

Nach der Show warteten bereits die Journalisten, die mir sagten, dass ich—zu Recht—großartig war. Kurz darauf holte mich die Realität allerdings wieder ein. Nicki MitArj fand sich plötzlich in einer relativ unprätentiösen Wohnung in Queens wieder. Es sollte aber noch viel schlimmer kommen: Ein Tweet verriet mir, dass die echte Nicki nach dem „Anaconda Incident" spurlos verschwunden sei. Heilige Makrele! Nach dem schweren Start wartete beim U-Bahnhof „Jamaica Station" noch mehr Ärger: Meine Erzfeindin Bitta Sweet forderte mich zum Battle. Der Spielmodus war im Prinzip derselbe wie auf der Bühne—mit dem Unterschied, dass man mittelprächtige Sprüche sammeln musste. Punchlines, wie „Sweet? More like sour" und „Swagger" reichten für den Sieg.

Kaum war das Battle gewonnen, kündigte das Geräusch einer Peitsche die verschwunden geglaubte Nicki Minaj an, die mir erstmal Probs für meine Skills gab. Eine andere Frau, die an der Rapperin riechen wollte, zerstörte jedoch den perfekten Moment.

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Kurzerhand flüchteten die Nickis (also ich und die echte Nicki) in ein Piraten-Restaurant, wo „Nicki the Ninja" meiner Spielfigur den Durchbruch versprach, wenn ich mich bei einem Rapportal anmelden würde. Zu meiner großen Enttäuschung war es nicht Worldstar Hiphop. Viel mehr konnte man bei „Beatbox" seine eigenen Texte schreiben und—als richtig ambitionierter Spieler—tatsächlich auch etwas einrappen.

Das wäre mir allerdings zu viel des Guten gewesen. Wenn ich das könnte, wäre ich ja schließlich die nächste Nicki Minaj und nicht ein Avatar mit blödsinnigem Wortspiel als Namen. Also suchte ich mir erstmal ein Thema für den Song aus. Meine Wahl fiel—wie sollte es auch anders sein— auf „Wohlstand", denn „Drogen" und „Waffen" werden scheinbar erst mit einer geupdateten Version kommen. Daraufhin konnte ich mir Worte für meinen Text aussuchen. Es entstand ein lyrisches Meisterwerk.

Allerdings brauchte der Hit noch einen Namen. Ich dachte an gute Rapsongs der letzten Jahre und blieb bei „Codeine Crazy" von Future hängen. Da wusste ich auch, was es für eine erfolgreiche Single brauchte: Der Titel sollte fragwürdigen Drogenkonsum glorifizieren und gleichzeitig irgendwie nach Weltall und Mystik klingen. „Percocet Supernova"  erschien mir deswegen als angemessen.

Um den anstehenden Welterfolg zu feiern, musste neue Kleidung her. In einem Laden, der stark an Urban Outfitters erinnerte, wartete bereits eine reumütige Bitta Sweet auf Nicki. Nach einer Entschuldigung musste man ihr—die App ließ einem keine andere Wahl–das lyrische Meisterwerk „Percocet Supernova" zeigen. Sobald sie den Text in den Händen hielt, zeigte sich, dass ihr Vorname ein T zu viel enthielt: Denn sie klaute den Zettel mit meinen Lyrics. Die Vorstellung, dass ein Song von einer Nicki Minaj-Kopie kopiert wurde, führte mich wiederum zu philosophischen Gedanken über Kunst und zu der Frage, ob es irgendwo da draußen vielleicht auch einen 23 Savage gibt.

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Nachdem ich bei der echten Nicki den Diebstahl snitchte, wurde ich in ihr Studio eingeladen. Dort erklärte sie mir, dass alles nur halb so wild sei: Im Hiphop-Business ginge es ausschließlich um Plattenverkäufe. Als TV-Straßensound-Zuschauer war mir das natürlich nicht neu. Allerdings wusste ich nicht, wie ich mir einen Absatzmarkt schaffen konnte, schließlich fiel in dem ganzen Gespräch kein einziges Mal das Wort „Deluxe Box". Damit es überhaupt erstmal was zu verkaufen gab, musste ich beim Aufnehmen des Songs wieder—wer hätte es gedacht—blaue Sterne sammeln. Spätestens an der Stelle müsste das Game auch für Nicki Minaj-Fans brutal langweilig werden. Ich quälte mich trotzdem weiter durch.

Nachdem „Percocet Supernova" aufgenommen war, fehlte meinem Werk nur noch eine Hörerschaft. Anstatt mich als „The next big thing" in eine Snapchat-Story einzubinden, schlug Nicki Minaj allerdings etwas anderes vor: Man sollte auf einer Yacht die Werbetrommel für das Projekt schwingen—der Song entstammt ja schließlich dem Themenfeld „Wohlstand".

Auf hoher See kam man zum ersten Mal mit den anderen Usern in Berührung: Eine absurde Nicki Minaj-Version des „the Real Slim Shady"-Videos sozusagen. Da es mir wegen des Settings angemessen erschien, suchte ich mit einem Lil Yachty Adlib—leider ohne Erfolg—Anschluss.

Anschließend stand im Storymodus eine Clubshow an. Statt eines Drinks gab mir die Kellnerin dort allerdings nur einen Ratschlag: Ich bräuchte mehr Style, wenn ich nicht von der Bühne gebuht werden wollte. Die App schlug dafür eine Sonnenbrille vor—wahrscheinlich wegen der ganzen Blender um mich herum. Aber selbst das sollte nicht als Argument für Sonnenbrillen im Club reichen. Nicht mal in einer App.

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Von der Gage sollte man sich anschließend immer noch keinen Alkohol und Drogen, sondern eine Couch und einen Ghettoblaster kaufen, mit denen man das doch sehr spärlich eingerichtete Appartement (aka Loch) etwas aufbessern sollte. Machte auch Sinn: Schließlich steht die Wohnung während der Tour leer und so könnte man sie wenigstens als „Cosy Appartement" auf Air BNB anbieten.

Sobald die neue Einrichtung da war, wurde man zu einem Shooting gerufen. Auf der Bahnstation wiederholte sich die Geschichte. Man musste abermals an einem Rapbattle teilnehmen. Nur konnte man dieses Mal auch die  Mutter der Kontrahentin beleidigen, was im Nachhinein nach mehr Spaß klang, als es eigentlich war—Stichwort: „Sterne-Klicken".

Bei dem anschließenden Shooting endete das Spiel für mich: Denn das kräftezehrende Posieren kostete meinen Avatar sämtliche Energie, die nach all dem Sterne-Klicken noch übrigen geblieben war. An dieser Stelle gab die App zwei Optionen vor: Warten, bis man wieder Energie hatte oder einen in-App-Kauf. Ich wählte die Dritte, nämlich das Spiel enttäuscht zu verlassen.

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