Wer sich noch richtig gut an Falco zu Lebzeiten erinnern kann, muss heute mindestens 25 oder älter sein. Also, für alle anderen zur Gedächtnisauffrischung: Wir reden von dem Typ, der als Erster deutsch rappte. Sein "Rock Me Amadeus" erreichte 1986 als bis heute einziges deutschsprachiges Lied die Spitze der US-Billboard-Charts. Weltweit über 60 Millionen Platten verkauft. Die Coolness in Person. Glorifiziertes national anthem. Austropopgott. Ein bissl wundert es, dass es nicht in jedem Studio, jedem Proberaum und jeder Musikschule des Landes ein Falco-Winkerl gibt. Im Februar hätte der Gute seinen 60er gefeiert. Weil er aber, wie wir wissen, an einem besseren Ort ist, machen seine Fans das für ihn. Es gibt im Fünften sogar eine Stiege, die nach ihm benannt ist. Aber wenn es einen Platz gibt, an dem Tribute-Nächte zu seinen Ehren passieren müssen, dann hier:
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Ganz Wien in einem Club
"Die Leute waren viel zu cool, um ihn um ein Autogramm zu fragen oder Ähnliches. Er fühlte sich wohl, weil er er selbst sein konnte, was auch immer das gerade hieß", sagt Conny de Beauclair, einer, der alles weiß. Klar, weil er seit Ewigkeiten hier arbeitet. De Bauclair ist ziemlich sicher Österreichs beliebtester Türsteher und außerdem Haus- und Hoffotograf der Diskothek.
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Zum 30-Jahr-Jubiläum veröffentlichte er einen monumentalen Bildband mit seinen wichtigsten Aufnahmen aus dem Untergrund und hat heute selbst schon Legendenstatus."Hätt ich gewusst, dass Falco einmal nimma ist, hätt ich ihn öfter geknipst. Aber ich hab als Freund respektiert, dass er auch mal in Ruhe gelassen werden wollte." Zwischen ihm und dem Künstler entwickelte sich eine symbiotische Verbindung. Als Falco den "Kommissar" und "Helden von Heute" aufgenommen hatte, ging er mit seinem Walkman gleich zu Conny und holte sein Feedback ein. Dieser begleitete ihn außerdem immer wieder als Bodyguard und auch privat trafen sie sich, lernten sogar die Familien kennen. Nach seinem Tod begleite Conny Falcos Mutter immer wieder zu dessen Grab, und weiß heute sicher die relativ besten Storys zu erzählen."Hätt ich gewusst, dass Falco einmal nimma ist, hätt ich ihn öfter geknipst. Aber ich hab als Freund respektiert, dass er auch mal in Ruhe gelassen werden wollte."
Weißer Sand, weiß wie Schnee
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Der Strizzi Hölzl spielte in der Anfangsphase des Lokals Bass bei Drahdiwaberl und begann irgendwann, selbst zu singen. Falco war da, und mit ihm "Ganz Wien": Sein erster Song, Hommage an die U4-Exzesse und Hymne an den Eskapismus. Hinter den Kulissen ging es ziemlich ab, vor allem im sogenannten U5. In einem der Lagerräume hatte sich eine kleine Parallelrealität zum großen Lokal etabliert, man war ganz unter- und außer sich, Jamsessions und arge Dinge. Heute befindet sich an dieser Stelle der Backstageraum. Die weitläufigen Gänge dort gleichen heute einem Musikmuseum, voller Referenzen und Bilder von früher. Das Lokal wurde vor der Wiedereröffnung 2006 umgebaut und neu ausgestattet.
Im U4 geigen immer noch die Goldfisch'
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"Dass es sich abspielt, dass die Post abgeht – dass die Goldfische geigen halt, das war seine Sprache". Weil heuer ein besonderes Jubiläum ist, wird die Band an drei Abenden auftreten. An den zwei Tagen vorm eigentlichen Geburtstag am 19. Februar (Sein Sternzeichen ist Wassermann: Die sind Individualisten. Außerdem lieben sie ihre Freiheit und haben oftmals eine exzentrische Art), sogar vor dem normalen Clubbetrieb und werden seinen Geist heraufbeschwören. Der Reinerlös der Abende wird dann an die Drogenprävention gespendet. Wie sich viele alte Freunde hier liebevoll um den Erhalt seines Erbes kümmern und die Erinnerungen frisch halten, ist wirklich sweet.
Junge Römer
Und wenn man genau hinhört, findet man Falcos Echo in der zeitgenössischen österreichischen Musiklandschaft an allen Ecken. Nicht nur Maurice Ernsts Handbewegungen zeugen von gründlicher Auseinandersetzung mit dem Großen, auch in Bilderbuchs Texten wird ihm da und dort ein Denkmal gesetzt. Nazar, Bunny Lake und Peter Kruder haben seine Songs gecovert und remixt. Skero tritt mit Die Goldfisch' auf. Und Sony bringt bald ein neues Tribute-Album raus. Das Phänomen Falco lebt weiter, egal wie.Und was das U4 betrifft – es hätte das kleine Berghain von Österreich werden können. Vielleicht muss es auch erst mal (ganz) sterben, um wieder aufzuleben. Als geschichtsträchtige Location, die sich seit 1980 hält, dem Clubsterben trotzt und von einem großartigen Team geführt wird, möchte ich es aber nicht missen. Because es hätt' schon Flair.
"Und wer sich morgen noch erinnert, der war nicht dabei. Nur wir sagen's immer laut, doch es ist wirklich nichts vorbei." – Falco