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Noisey Blog

Wie du auf einer WG-Party die Musik übernimmst, ohne sie zu ruinieren

Wenn du jemand bist, der gerne die Musik übernimmt, solltest du das hier dringend lesen.
Ryan Bassil
London, GB

Photo by Jake Lewis

Wenn du eine Haus/WG-Party schmeißt, ist es extrem wichtig, dass du freundlich zu deinen Gästen bist. Als Willkommensgruß bietet sich etwas an á la „Hey, schön dass ihr das seid. Wollt ihr etwas zu trinken? Die Plastikbecher, die wir eben noch beim Spar geklaut haben, sind dort drüben. Alternativ könnt ihr auch Berge von Koks auf der DVD von Eiskalte Engel ziehen."

So einfach ist das in der Theorie. WG-Partys sind im Grunde easy und direkt. Solange du die Grundbedürfnisse der verschienenen Gäste (genug Platz, aber nicht zu viel; zwei Toiletten; ein vernünftiges Geschlechterverhältnis) befriedigst und nicht den ganzen Abend wie ein Irrer herumläufst, weil die Leute ihre Schuhe anbehalten und keine Untersetzer benutzen, ist alles cool.

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Die meisten Partys legen allerdings zu wenig Wert auf die Musik. Wenn es hoch kommt, schmeißen sie eine Spotify-Playlist zusammen—von einem Free Account natürlich, denn wer mag denn um 3:35 Uhr keine Trackshittaz-Werbung hören? Denn sie wissen, dass in 100% der Fälle selbsternannte Ritter in weißer Rüstung und mit iPhones bewaffnet zur vermeintlichen Rettung kommen werden. Es wird passieren, also kann man sich gleich seinen Frieden damit machen.

Ihr wisst eh, wie man diese Menschen erkennt: Sie sitzen in der Ecke, bis sie sich ganz sicher sind, dass sie die Party genau in diesem Moment retten, indem sie den aktuellen Song bei 1:41 abbrechen und reinhauen, was sie hören wollen. Wenn ihr nicht zu diesem Menschenschlag gehört: Scheißt drauf. Nehmt euch ein Bier, versucht euch zu entspannen und die Situation zu genießen. Ihr könnt eh nichts tun.

Wenn du allerdings einer dieser Amateur-Geschmackskönige bist, der sich ständig selbst zum Guide durch die musikalischen Höhen und Tiefen der Nacht ernennt, dann lies dir den Guide der selbsternanntesten Amateur-Geschmackskönige—also uns—genau durch. Das hier ist das absolute Basiswissen, wie man eine fremde Party nicht durch Inkompetenz zerstört.

Welche Musik soll ich spielen?

Photo by Tim Barber

Die erste und wichtigste Lektion: Niemals in der Geschichte der Menschheit ist jemals auf eine WG-Party gegangen, um neue Musik zu entdecken. Die feinen Nuancen und Verstrebungen deiner Plattensammlung sind hier völlig fehl am Platz. Eine WG-Party sollte immer als Greatest Hits-Set gesehen werden. Deine Aufgabe ist es, sie in einen Strom aus niemals versiegender Ekstase zu führen.

Mit dieser Info im Hinterkopf kann man sagen, dass es im Grunde nur drei Genres gibt, die man legitimerweise auf einer WG-Party spielen kann:

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HipHop: Neben verschütteten Getränken und dem einen Typen, der das Klo verstopft, ist der Moment, in dem der Beginn eines bekannten HipHop-Songs aus der Anlage dröhnt, eine Konstante jeder WG-Party. Für den Mensch hinter der Musik bietet sich eine ganze Reihe an klassischen Möglichkeiten: Man hat R. Kellys „Ignition (Remix)", mindestens drei Songs von Jay-Z und einiges an street poetry von Biggie. Spiel einfach einen dieser Songs an, und du wirst der Held sein; spiel drei hintereinander, und du wirst als Halbgott verehrt werden; spiel fünf, und sie werden dich für einen DJ von KissFM halten. Halt dich aber bitte verdammt nochmal an die Klassiker—niemand will, dass sich Lil Ugly Mane's Flow an sie heranschleicht, während sie gerade damit beschäftigt sind, sich ein Bier aus der Badewanne zu angeln und gleichzeitig das Gespräch zu der Brünetten nicht abreißen zu lassen.

Alternativ: Scheiß drauf und spiel endlich „Hey Ma".

House: House entstand vor dem Internet, und eigentlich findet fast jeder ein bisschen Spaß daran, sich nach vier Bier dem Four-To-The-Floor hinzugeben. Außerdem ist Frankie Knuckles für Ungeübte deutlich angenehmer als Footwork, also ist es völlig legitim, schamlos in den Backkatalog zu greifen. Du musst akzeptieren, dass auf einer WG-Party niemand wirklich zuhört. Also ist es bei 120bpm im Grunde absolut egal, was du spielst. Solange es irgendeinen Beat hat, wird dein Publikum glücklich sein, wie vor Aufregung überhitzte Welpen vor einer Schale Wasser.

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Disco: Disco ist super, weil es nostalgisch ist, irgendwie immer etwas mit Liebe zu tun hat und jeder Disco-Track bekannt klingt, wenn du jemals einen Disco-Track gehört hast. Disco hat irgendwie etwas Warmes. Wenn du in die Augen deiner Eltern siehst, weißt du, dass Disco an deiner Zeugung schuld ist. Und wenn sie in deine Augen schauen, sehen sie eine Disco, an die nur sie sich erinnern können.

Nostalgie-Musik: Ein guter Anhaltspunkt ist immer, sich zu überlegen, was ein Song bei seiner Entstehung für jeden im Raum bedeutet hat und was er jetzt bedeuet. Zum Beispiel: Spiel niemals „Who Let the Dogs Out“ von Baha Men, weil das damals bereits Schwachsinn war und auch heute noch Schwachsinn ist. Schau lieber, dass du die Teile des Gehirns ansprichst, die mit den Songs damals glückliche Momente verbinden. Oder zumindest diese Teenager-Traurigkeit, die eigentlich auch irgendwie Glück ist. Mit anderen Worten: Es ist völlig OK, Jimmy Eat World zu spielen, solange du im Rahmen bleibst.

Oh, noch eine Sache: Entwickle ein Gespür dafür, wann es wieder OK ist, einen Smash Hit zu spielen. Musik, die vor drei Monaten herauskam? Spiel sie. Musik, die vor vier Jahren herauskam? Spiel sie ebenso. Zwischen diesen beiden Polen gibt es irgendein „uncanny valley“, das jede Party zerstört. Stell dir einfach kurz vor, jemand würde zum iPod greifen und hintereinander „Get Lucky“ und dann „Somebody That I Used To Know“ und dann „Call Me Maybe“ und dann „Harlem Shake“ und dann „Blurred Lines“ spielen. Das ist keine Nostalgie, das ist jenseitig.

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Oder du machst es dir einfach und spielst das hier. Wir sind uns zu 100% sicher, dass es die perfekte WG-Party-Playlist ist. Sie wird definitiv abgedreht werden, aber wir haben es immerhin versucht.

Wann sollte ich meine Finger vom iPod lassen?

Manche Partys haben ein sehr ausgefeiltes Set-Up (Traktors Controller on lock, Ordner nach bpm geordnet), andere haben eine iPod-Docking-Station. Egal, wie es vor Ort ausschaut—diese beiden Regeln gelten in jedem Fall.

Regel eins: Stille ist verboten. Das heißt, dass du immer einen neuen Song vorbereitet haben musst, niemals nach der Hälfte aufhören darfst und verdammt nochmal niemals einen fremden iPod von der Station reißt, um deinen eigenen anzuschließen. Niemand steht über dem Vibe, nicht mal du. Also eigentlich ganz besonders nicht du.

Regel zwei: Menschen kleben an der Anlage, als wäre es ihre Jugendliebe, die sie eiskalt abserviert hat und plötzlich wieder Interesse zeigt. Das heißt, dass sie den iPod niemals allein lassen werden, sobald sie die Kontrolle einmal erlangt haben. Wenn du sie höflich fragst, ob sie einen Song spielen, werden sie etwas á la „Ja, klar, nach diesem Song hier“ murmeln und solange ihr Zeug spielen, bis du entnervt aufgibst.

Deshalb: Lass sie. Du bist auf einer WG-Party, nicht auf einem Wunschkonzert. Lass sie spielen, was sie wollen. Du bist nicht der Boss.

Wenn du diese zwei Regeln—teile immer, ruinier niemals den Vibe—verinnerlicht hast, ist es Zeit darüber nachzudenken, wer das Recht hat, an die Anlage zu dürfen und—viel wichtiger—wer nicht. Der Bedroom Producer, der sein neues Opus Magnum ausprobieren will? Nope. Der Typ mit den großen Pupillen, der schon zweimal nach Hardstyle gefragt hat? Sicher nicht. Ein fröhliches Trio, das unbedingt „Roses" von Outkast hören und auf die Tanzfläche will? Klar! Die Goldenen Regel: Jeder, der etwas einbringt, das der Party fehlt—seien es Strohhalme, Rum oder Aaliyah—ist willkommen.

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Was sollte ich niemals tun?

  • „Warte mal auf den Drop“
  • „Spiel mal den Song, ich kenne die Band!“
  • „Bitte, das Geburstagskind will das unbedingt hören!“
  • „Oh Gott, kennst du die Live-Version davon? Warte, ich hab sie.“
  • Dich selbst als „der DJ“ bezeichnen
  • Glauben, dass du über dem Vibe stehst. Wir haben das zwar schon mal gesagt, waren aber auf genug WG-Partys um zu wissen, dass man das nicht oft genug sagen darf.

Was sollte ich am Ende des Abends tun?

Als wir gesagt haben, dass es nur drei legitime Genres gibt, die man auf einer WG-Party spielen darf, haben wir natürlich übertrieben. Fakt ist, dass das Ende einer Party immer eine fragile Sache ist: Die meisten Leute sind schon zuhause, die wenigen Reste klammern sich an die guten Erinnerungen der letzten Stunden und die Hoffnung, dass das Wochenende vielleicht doch noch nicht vorbei ist, und sie doch nicht alleine nachhause müssen. Es ist eine einsame Zeit, und wenn du niemand hast, der dich zuhause in den Arm nimmt, wird Musik das sein, das dich durch diesen Punkt des Abends bringt.

Ich habe einige Favoriten für diesen Moment—zum Beispiel „Can’t Do Without You“ von Caribou—ich bin mir aber sicher, dass du deine eigene Comedown-Playlist im Kopf hast. Bitte starte bloß nicht den General Levy-Megamix von vorne. Spiel etwas Gefühlvolles. Entweder das, oder du gehst einfach nach Hause, weil die Bewohner sowieso seit einer Stunde darauf warten.

Folgt Ryan auf Twitter: @RyanBassil

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