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Welcher Song passt zu welcher Schweizer Partei?

SP-Wähler sind ängstlich und SVPler extrovertiert, behauptet eine Studie. Wir haben uns auf die Suche nach dem passenden Sound der Parteien gemacht.

Mit dem Titel „Ängstliche mögen Sozialdemokraten“ betitelte die NZZ am Sonntag einen Artikel, in welchem über die Psyche der Schweizer Parteiwähler Auskunft gegeben wurde. Im Rahmen einer Studie wurden 2012 tausend Personen zu ihrem Wahlverhalten und ihrer Persönlichkeit befragt, um herauszufinden, ob zum Beispiel die Extrovertiertheit oder Gelassenheit eines Menschen mit politischen Präferenzen einhergeht.

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Laut den Verfassern der Studie, dem Berner Politikwissenschaftler Markus Freitag und Kathrin Ackermann, sei dies durchaus der Fall. SP-Wähler zum Beispiel seien verletzlich, sorgenvoll und etwas extrovertiert, während die SVP-Anhänger als gewissenhaft und extrovertiert, gleichzeitig aber auch als konventionell, man könnte auch sagen konservativ, eingestuft werden können.

Warum wir euch diese Neuigkeiten auf Noisey präsentieren, mögt ihr euch jetzt fragen. Nun: Nichts bildet unserer Meinung nach unsere Persönlichkeit wie auch unsere Stimmung besser als Musik. Und es gibt wohl auch nichts, was unser (Unter-)Bewusstsein mehr an- oder abspricht als Sound.

Deswegen haben wir uns die Frage gestellt: Welcher Song passt zu welcher Schweizer Partei? Mit welchem Stück Musik (und welchem Clip zur visuellen Ergänzung) könnten unsere Politiker ihre Schäfchen am besten abholen und mobilisieren?

SVP: Village People—„Macho Man“

Gewissenhaft, extrovertiert und konventionell seien die Anhänger der grössten Schweizer Partei. Was passt da besser als die Village People? Vom hart arbeitenden Büezer über den Soldaten, bereit fürs Vaterland zu sterben, bis zum indigenen Ureinwohner (Eidgenoss!), der von der Zuwanderung bedroht ist—Männer aus dem Volk machen sich starkt für Männer aus dem Volk. „To live a life of freedom, machos make a stand / Have your own lifestyles and ideals“ singen die aufrechten Disco-Bürger und machen damit klar: Wir lassen uns von niemanden was sagen, weder von Bundesbern oder der EU und schon gar nicht vom anderen Geschlecht.

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SP: Pixies—„Where is my Mind?“

Ängstlich schauen SP-Wähler in die Zukunft, sorgen sich um die Gesellschaft und haben doch das Gefühl, ihre Ansichten zum Wohle der Welt vertreten zu müssen. „Where is my mind?“ liefert die zugegeben nicht (oder zumindest nur in nihilistischer Form), aber der paranoid leidende Sound in Verbindung mit dem Sehnen nach Revolution trifft da gefühlstechnisch mitten ins Schwarze. Rabiat und fatalistisch zugleich kämpfen die Pixies zusammen mit Tylor Durden gegen das Kapital und fragen sich nach Seminaren zur richtigen Ausrichtung des Sozialismus und der fünfundzwanzigsten Abstimmung über ein Komma im Parteiprogramm: „Where is my mind?“

FDP: The Notorious B.I.G. (feat. Maze & Puff Daddy)—„Mo Money Mo Problems“

Geld passt zur FDP, natürlich, aber der Freisinn hat mit den Granden des Rap noch viel mehr gemein als Geschäftssinn und Grössenwahn. Die Attribute „kompetitiv“ und „gelassen“ schreibt die Studie den Liberalen zu. Wie könnte man da nicht an Gangsta-Beefs und exzessive Poolparties in Villen an der Goldküste denken? Und wenn man dann die Aussage, dass die Anzahl Probleme proportional zum Reichtum steigt berücksichtigt, dann wird klar: Kohle ist gut und geil, aber da man Probleme damit sowieso nicht lösen kann, behält man sie lieber für sich, als sie in Form von Steuern in den Sozialstaat zu stecken. Die wollen dann nur noch mehr.

CVP: Jimmy Cliff—„I Can See clearly now“

Die CVP, das sei die Kuschelpartei, meint die Studie. Lieber ist man ein wenig nachlässig, als dass man mit niemandem, egal ob von links oder rechts, kooperieren würde. Voller Optimismus also und entspannt schauen die Christdemokraten in den Wahlkampf, ein bisschen bieder, ein bisschen von gestern auch und singen hoffnungsvoll: „Here is that rainbow I've been praying for.“ Wobei sie damit wohl eher nicht den Regenbogen meinen, der jüngst auf Facebook so viele Profilbilder geschmückt hat…

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Grüne: The Passenger—„The Wrong Direction“

Die Aussichten der Grünen sind nicht rosig. Mehrere Umfragen sehen sie bereits als die grossen Verlierer dieses Wahlkampfs und vielleicht sieht es die Partei, die mit Abspaltungen unzufriedener Mitglieder regelmässig zu kämpfen hat, ja selber langsam ein. Offen und gelassen, voller intellektueller Neugierde seien ihre Mitglieder aber trotzdem, attestiert die Studie und so trällert man halt zu fröhlichem Folk-Schrummschrumm einer Akustikgitarre (weil auch ohne Atom-Strom klingend), dass man vielleicht doch hin und wieder den falschen Weg eingeschlagen haben mag.

GLP: Hurts—„Stay“

Auch die Grünliberalen müssen sich auf Verluste gefasst machen. Und zwar nicht nur prozentual, sondern auch personell. Was dabei am meisten „schmerzt“: Verena Diener, Zürcher Ständerätin und Aushängeschild der Partei, nimmt ihren Hut. Und so sehen wir vor unseren Augen Parteipräsident Martin Bäumle, wie er zusammen mit der "offenen und auch etwas nachlässigen" Wählerschaft Kollegin Diener bittet, doch noch etwas zu bleiben. Und so adrett gekleidet wie Hurts-Sänger Theo Hutchcrafft den Wahlsonntag voraussagt mit den Worten: „We say goodbye in the pouring rain and I break down as you walk away.“

BDP: AC/DC—„It's a long Way to the Top“

Nicht so wirklich greifbar soll die BDP sein. „Gettin' ripped off / Under-paid / Gettin' sold / Second hand That's how it goes“, krächzen die ehemaligen SVPler, verraten von den eigenen Leuten, doch überzeugt, ihren wahren Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Dafür arbeitet man hart, ackert sich bodenständig durch die Mühlen der Politik und versucht dabei bestimmt aufzutreten. Am Schluss bietet man dann aber doch, was alle hören wollen.

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