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Welcher Song ist deine U-Bahn-Linie?

Die U-Bahn ist der erbarmungslose Spiegel der Wiener Gesellschaft. Wir haben uns überlegt, welcher Song eigentlich welche Linie am besten symbolisiert.

So schaut das dann in Zukunft aus. Foto: Wiener Linien

Die U-Bahn ist der erbarmungslose Spiegel unserer Gesellschaft. Sie transportiert die schamlose Wahrheit von A nach B: Leute, die nach dem Fitnessstudio nicht geduscht haben; Halbstarke, die cool auf den Boden spucken; Leute, die Sexspielzeug (einen sadistischen Schwanzring oder dem Anusspreizer) in diesen auffällig/unauffälligen Sackerln unertappt nach Hause bringen wollen. Oder das Schlimmste: Kontrolleure. Aber natürlich hat sie auch romantische Seiten. Paare, die sich unsterblich ineinander verliebt haben und mittlerweile happily ever after in Korneuburg leben oder Menschen, die ihre verloren geglaubten Billa-Einkäufe wieder finden. Da wir den Untergrund Wiens aber dennoch tief in unseren Herzen tragen, haben wir jeder Linie einen Song gewidmet.

Die U1: PRINCE—„SEXUALITY“

Im Jahr 2010 hatte die Wiener U1 ihre 15 minutes of fame. Ein Paar hatte sich mehr oder weniger erfolgreich dazu entschlossen, die Wiener U-Bahnlinie als Plattform für ihre körperliche Liebe auszuwählen. Vielleicht, weil die U1 sechs Bezirke durchfährt und die Österreicher gerne „sex“ zu „sechs“ sagen. Aber wahrscheinlich eher, weil sie einfach verdammt blöd sind. Den Beiden sei Dank, dass die U1 endlich eine eigene Hymne hat: Prince—„Sexuality“. Weil: „U don't need no money, u don't need no clothes“. Selbst wenn sie keine Schwarzfahrer waren, waren sie immerhin Schwanzfahrer. „We live in a world overrun by tourists“: Das ist ein Satz den sich der Stephansplatz und die U1 tagtäglich zurufen würden—wenn sie könnten. „Sexuality is all I'll ever need“, denn die Stadt gehört dir.

Die U2: GLASS VAULTS—„NEW SPACE“

In der U2 neigt man zu Prüfungsangst, Angstschweiß, Angst-Darmorchester und weiteren Angst-verwandten Dingen. Ich werde nie verstehen, warum die Wiener Linien den Studenten da nicht entgegen kommen. Mit einem meditativen, Feng shui inspirierten Interieur würde die Fahrt zum nächsten Examen doch gleich viel harmonischer ablaufen. Aber auch an Tagen, an denen man nur zur Vorlesung oder zu einem öden Seminar muss, mangelt es oftmals an der überzeugenden Motivation. In so einem Fall empfehle ich euch, die Fahrt in der U2 zu nützen und euch die Glass Vaults anzuhören. Der Song schiebt einen nämlich von ganz alleine in die Uni. Das Video hat auch ein bisschen Natur drinnen. Ist doch was.

Die U3: THE MAMAS AND PAPAS—CALIFORNIA DREAMIN´"

Die U3 hat erst unlängst für Aufsehen gesorgt. Eine junge Hundebesitzerin hat sich mit einem Wiener der alten Schule angelegt. Sie, die sich von Österreich verarscht und beleidigt fühlt. Er, einer der sich offensichtlich gerne der Worte „Trampel“, „gschissen“und tieferem bedient. Zuerst hatte ich mir überlegt, dass vielleich ein Song von Slayer angebracht wäre. Aber weil nackte Menschen, die mit Blumen im Haar auf Wiesen herumspringen und ihren Körper zugunste des Friedens im Wind tanzen lassen sexier sind, als Menschen, die sich mit einem Brieföffner „Slayer“ auf ihre frisch rasierte Glatze ritzen, versetzen wir euch in die Zeit der Dauerwerbesendungen und der Hippies zurück. Wir sind für Frieden in der U3. Deshalb:

Die U4: THE ADICTS—WHO SPILT MY BEER"

Die U4 hat ein Problem in Form eines Typen der Frauen angräbt, um sie auf ein Bier einzuladen. Laut diversen Blättern fährt er den ganzen verdammten Tag von Heiligenstadt bis Hütteldorf und wieder zurück um seiner Mama zu erzählen, dass er für fünf Minuten eine Freundin hatte. Ich frage mich nicht nur, ob dieser widerliche Kerl Pendlerpauschale bekommt, sondern auch ob der sich beim Anblick von Frauen, die in Bier baden, einen runter holt. Deshalb haben wir „Who spilt my Beer“ von The Adicts aus (hehehe) Suffolk zum Song der U4 auserkoren. „“So I talked to Mabel, oh, oh, oh, oh, poor Mabel.“

Die U5: FALCO—„OUT OF THE DARK"

Bis vor einer halben Stunde hatten wir hier noch Roy Orbisons „She´s a mystery to me". Natürlich haben wir darüber geraved, dass die U5 eine geheimnisvolle Dame ist, über der ein ewiges Fragezeichen hängt. Schließlich dachten wir, dass die U5 nichts weiter als ein Untergrund-Mythos bleibt. Nun ist alles anders. Die U5 soll nun tatsächlich ein Teil des Wiener Transportsystems werden. Demnach die Baupläne nun ausgegraben und abgestaubt werden, haben wir es nachgemacht und Falco hervorgeholt. Der weiß nämlich, wie das ist, wenn etwas out of the dark kommt. Liebe U5: Willkommen im Licht.

Die U6: KURT SOWINETZ—ALLE MENSCHEN SAN MA ZWIDER

Die U6 ist die meist befahrendste und auch längste U-Bahnstrecke Wiens. Ihre Kennfarbe ist kackbraun. Außerdem hat sie mit der Thaliastraße die hässlichste U-Bahnstation, die ich jemals gesehen habe. Das ist aber auch nur meine subjektive Meinung. Plus: Keine andere Wiener U-Bahn stinkt so sehr zum Himmel. In der U6 liegt die grauenvolle Mischung aus Alkohol, Kebab, versifften Menschen, vollen Windeln, Zigaretten genauso in der Luft, wie im Fuhrpark des MA48. Die U6 riecht schlimmer, als die Toilette des Berghains kurz vor der Sperrstunde. So viel zum Thema kackbraun. Und weil die Menschen daran Schuld sind, dass wir so unerträglichen Gerüchen ausgesetzt sind und weil uns an wenigen Orten jeder, aber auch wirklich jeder so sehr auf die Nerven geht, wie in den öffentlichen Verkehrsmittel, ist das Lied der U6 die inoffizielle Bundeshymne Österreichs. „Alle Menschen san ma zwida." Word!

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