FYI.

This story is over 5 years old.

Features

HC Strache hat einen furchtbaren Musikgeschmack

Wir haben uns angeschaut, welche Songs Strache auf Facebook teilt.

Screenshot: VICE.

Wo man singt, da lass dich nieder—böse Menschen kennen keine Lieder. Hat meine schlesische Oma immer gesagt. Aber auch sie hatte nicht in allem Recht. Denn im Grunde mag eigentlich jeder Musik. Gute Menschen, schlechte Menschen, Menschen irgendwo dazwischen. Völlig egal, ob sie weit links oder weit rechts des politischen Spektrums stehen.

Womit wir dann auch gleich beim Thema wären. Auch HC Strache hört Musik. Sogar in der Öffentlichkeit. Das ist nur konsequent, basiert sein Erfolg ja unter anderem darauf, dass er sich als 44-Jähriger wie ein junger Mensch aufführt, der er maximal im System Politik noch ist. Er könnte halt problemlos der Vater von den Leuten sein, mit denen er im Praterdome oder der Passage säuft. Das sollte man nie vergessen.

Anzeige

Auch wir wissen nicht, welche Musik Strache privat hört. Aber wir wissen, welche Musik er auf seiner Facebook-Page teilt. Wir haben seinen Musikgeschmack anhand einiger Beispiele analysiert.

David Guetta—She Wolf (Falling To Pieces) ft Sia

„Freiheit" ist den Freiheitlichen als Begriff natürlich extrem wichtig. Nicht zufällig beschließt der Spitzenkandidat Vilimsky (das ist der mit dem ungeklärten Verhältnis zum Rassismus, den mit dem „Negerkonglomerat" haben sie in die zweite Reihe geschoben) seine Wahlkampfreden aktuell mit dem abgewandelten Adenauer-Zitat: „Es lebe die Freiheit!". Dass Strache das Video von Guettas „She Wolf" gefällt, ist dabei nur konsequent. Denn welch lameres Bild für Freiheit könnte es geben als einen Wolf? Das Tier, das bereits 2009 ironische Hipster-Shirts schmückte? Übrigens hat der Wolf dabei noch einen schönen Subtext: Das Tier symbolisiert Unabhängigkeit und Stärke, lebt aber eigentlich in einem streng ritualisierten Familienverband, in dem nur die Alpha-Tiere etwas zu sagen haben. Ein bisschen wie in Burschenschaften.

Andreas Bourani—Auf Uns

Die epischen Synthie-Streicher zeigen sofort, wohin es gehen soll: Vorwärts, allerdings nicht ohne die gute alte Zeit zu vergessen. We've come a long, baby. „Auf uns" ist ein Song wie eine FPÖ-Wahlveranstaltung: Männer, die es nicht leicht hatten, liegen sich in den Armen, Frauen stehen je nach Grad der Attraktivität am Rande des Publikums oder am Rand der Bühne. Andreas Bourani wäre gerne Grönemeyer, ohne allerdings dessen Ausstrahlung ins Bildungsbürgertum zu erreichen. Letzteres teilt er sich mit dem FPÖ-Chef.

Anzeige

30 Seconds To Mars—Closer To The Edge

Das Video zum Song von 30 Seconds To Mars beginnt mit Close-ups von Teenagern, die Dinge in die Kamera sagen, die Teenager eben so sagen: „There are so many moments you can share with someone. And you just feel like this moment will last forever"; „Fate has its tricky ways of throwing things in your way you never expected"; „My goal in life is: don't regret anything you do. Cause in the end, it makes you who you are".

Seriously, HC? Mit so etwas willst du assoziiert werden? Weiße Mittelklasse-Emo-Kids mit ihren First World Problems? Passt schon. Strache hat ja auch schon mal in einem Interview gesagt, dass er Coelhos „Der Alchimist" liebt. Case closed.

Fun—We Are Young ft. Janelle Monáe

Nein, ist er nicht. Sorry. Und ohne Straches etwas unterstellen zu wollen: Bei einigen FPÖlern möchte man gar nicht wissen, was sie sich unter „to set the world on fire" verstehen.

Lorde—Royals

Jetzt steht man halt vor einem Problem: Was macht man, wenn Strache einen eigentlich ganz vernünftigen Song teilt? Darf er das? Darf man das selbst okay finden? Gibt es einen richtigen Geschmack im Falschen? Und scheint die Sonne auch für Nazis? Die Antworten auf diese Fragen: Ja, Jein, meh, leider ja.

Man muss seine Meinung zu Lorde natürlich deswegen nicht ändern und kann ihr Album natürlich immer noch gerne hören. Vielleicht hilft es auch ein bisschen, dass „Royals" von einigen Seiten Rassismus vorgeworfen wurde.

Anzeige

Tiesto—Just Be

Billigst(!) produzierter, angetranceter Kram, der einem in den Vocals rät, sich ganz dem Moment hinzugeben und zu lernen, sich selbst zu lieben. Ja, sowas funktioniert in den Lokalen, in denen Strache Wahlkampf macht. Aber es bleibt halt billige Musik, die sich an den kleinsten gemeinsamen Nenner richtet. Ein bisschen wie die Plakatkampagnen der FPÖ: „Liebe deinen Nächsten. Für mich ist das ein niederländischer Atzen-DJ, der geschätze 22 Millionen Dollar im Jahr macht."

Linkin Park—Numb

Sollte es da draußen immer noch Linkin Park-Fans geben, schaut euch das bitte kurz genau an: Ja, das ist die Band, die ihr liebt. Eine Band, die von 44-jährigen Parteivorsitzenden auf Facebook geteilt wird. Eine Band, bei der unter dem Posting FPÖ-Wähler aus Wiener Neustadt „Coole Nummer!" kommentieren. How you've become so numb? Das solltet ihr euch selber mal fragen.

**

Jonas hat sein Politikwissenschaftsstudium auf Eis gelegt, um mehr twittern zu können - @L4ndvogt

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.


MEHR VON NOISEY

Warum hat Solange Jay Z im Fahrstuhl angegriffen? Wir haben nachgeforscht.

War Drakes Fusselroller-Manie schuld oder ist Jay einfach ein hinterhältiges Arschloch?

Ein Versuch, die Meme-Qualitäten von Drake zu beschweren

Drake the type of guy who farts in the toilet and flushs it. Warum ist er immer noch so populär?

Kay Ones Facebookseite ist ein Paradies für Social-Media-Berater

Jeder kann auf Kay Ones Facebookseite etwas lernen. Wirklich JEDER.