"Österreicher haben einen Stock im Arsch" – Melik im Porträt
Alle Fotos: Samantha Tobisch

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"Österreicher haben einen Stock im Arsch" – Melik im Porträt

Der Rap-Debütant Melik über langweiliges Publikum, seine Zukunftspläne und – Überraschung – Bilderbuch.

Angefangen als Producer und Beatmaker schlich sich Melik in der jüngsten Vergangenheit immer öfters mit seinen Raptracks in unsere Timelines. Schon im Kinderzimmer hat er angefangen, seine eigenen Beats zusammen zu basteln, bis er als Producer von Shawn The Savage Kid bei Showdown Records unter Vertrag genommen wurde und das Dusty Crates-Kollektiv gründete. Seit einiger Zeit machen Melik und seine Homies wieder ihr eigenes Ding. Showdown ist Geschichte und zwischenzeitlich war auch eine Rolle als Protagonist in der Wien-Doku von Snoop Doggs Merry Jane-Reihe Wide World of Cannabis drin. Wir wurden von Melik auf ein paar triefend fettige Pljeskavice in sein Studio eingeladen, um mehr über ihn zu erfahren.

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In einer kleinen Wohnung mitten in der Leopoldstadt hat sich der kroatisch-stämmige Produzent eine stattliche Produktionshöhle eingerichtet. Schon beim Betreten seiner vier Wände wird man von Kreativität nur so erschlagen: Überall hängen Bilder, Tags verzieren quasi jeden freien Quadratmillimeter. Wir nehmen neben Melik und seinem DJ Kidkut Platz auf der ziemlich chilligen Couch. "Ich spiel euch erstmal etwas vor" ist einer der ersten Sätze, die wir von ihm hören. "Ich produce ja auch noch immer für STSK, mit dem hab ich momentan auch noch was am laufen. No homo", lacht er bevor er uns seine ersten eigenen Tracks um die Ohren haut. Dabei wühlt er sich aus einer Bibliothek aus Songs, mit denen er locker ein Doppelalbum füllen könnte.

Nachdem er bisher mit seinen Produktionen bisher eher im Background stand, wusste Melik anfangs nicht wirklich, ob er mit seinen Raps ins Rampenlicht will. Von der Producer-Rapper-Kombination hält er nicht viel: "Dieses Producer und Rapper-Game hat bisher nie wirklich gut funktioniert. Das hat vielleicht bei Huss & Hodn geklappt, aber sonst fällt mir da im deutschsprachigen Raum niemand ein."

Trotzdem hat er mit seinem Debüt "Was los" einen bemerkenswerten Start hingelegt und wie es aussieht, wird es mit Meliks Rapkarriere steil bergauf gehen. Er und sein DJ erinnern sich an eine Zeit, in der sie noch im Kinderzimmer ihre ersten Scheiben recordet haben: "Wir haben ja mit 15 schon ur whack gerappt und gefreestylt. Und es hat dann einfach extrem Spaß gemacht. Bei ein paar Bier sind wir dann draufgekommen, dass es weitergehen muss."

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Derzeit plant Melik seine erste EP. Die erste Single "30 Grad" ist eine Hommage an den heißen Wiener Sommer. Aber auch ein Album scheint in Aussicht zu sein: "Ich werd es dann so in drei bis vier Videos ankündigen. Material habe ich theoretisch schon genug, aber ich möchte, dass das Album perfekt abgestimmt wird." Am wichtigsten sei ihm dabei, dass das Album "Headphone-Musik" sei, also in einem Stück durchgehört werden kann, ohne dabei eine Nummer zu skippen. "Ich steh drauf, wenn ich auf dem BMX cruise und ein Album von vorne bis hinten durchhören kann. Es soll einfach zeitlos klingen. Die Singles werden dafür ein bisschen bounciger."

Inspiriert wird Melik vor allem von Jazz und ruhigem Rap, wie ihn beispielsweise Ivan Ave macht. Das Jazz-Gen hat Melik laut seinem DJ bereits in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater, der berühmte Jazz-Pianist Joe Meixner hat ihm dabei aber nur bedingt weitergeholfen. "Ich habe keine wirkliche musikalische Ausbildung. Mit zehn Jahren hatte ich mal ein paar Schlagzeugstunden, aber das war's dann irgendwann", erklärt Melik. "Meine Mutter liebt den Sound, den ich mache. Mein Vater hasst es. Aber es treibt mich dann auch irgendwie an, es meinem Vater zu zeigen."

Aber sein Privatleben trennt er strikt von seinem musikalischen Schaffen: Auf meine Frage, wie alt er denn eigentlich sei, möchte er mir keine genaue Antwort geben. "Mein Alter ist nicht relevant. In Wahrheit bin ich wahrscheinlich eh schon zu alt, um manche Sachen zu machen. Aber immer noch jung genug, um weiterzumachen", schmunzelt Melik.

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Zur österreichischen Musiklandschaft hat der Kroate eine gespaltene Meinung: "Die Szene in Wien ist für mich was ganz Eigenes. Ich hate sie nicht, ich liebe sie nicht. Man präsentiert sich hier auf der Bühne und das Publikum ist trotzdem immer lame. Die Österreicher haben einfach einen Stock im Arsch und schämen sich dafür, sich für andere Leute zu freuen. Ich komm aus Kroatien, dort freuen sich die Leute über jede Kleinigkeit."

Das stört ihn gerade deshalb, weil die Genrevielfalt hierzulande einiges zu bieten habe: "Österreich als Musikland ist momentan ziemlich fett. Schau dir Bilderbuch an, die sind für mich der neue Falco. Die sollen einfach genau so weitermachen wie bis jetzt. Auch die Mavi Phoenix. Die macht das echt ziemlich gut und ich feier ihre Attitude." Und auch für seine Rap-Kollegen hat Melik ein paar lobende Worte übrig: "Über P.Tah & Con zum Beispiel kann man auch ruhig mal ein gutes Wort verlieren. Er macht das richtig gut mit der Grime-Schiene."

Man kann sich jedenfalls sicher sein, dass Melik in Zukunft weitere Banger droppen wird. "Ich seh das hier nicht als Arbeit, sondern eher als Leidenschaft. Ohne Musik hätte ich kein Leben und auch wenig Passion für andere Sachen. Musik gibt mir einfach jegliche Art von Energie und ich könnte mir nicht vorstellen, ohne sie irgendeine Funktion auf diesem Planeten zu haben."

Sandro auf Twitter: @voriboy

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