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Die ARD-Doku 'Rechtsrockland' zeigt, wie wichtig Konzerte für die Neonazi-Szene sind

Rechtsrock, Liedermacher, Black-Metal und Kampfsport: Rechtsextreme sind erfolgreich wie seit den Neunzigern nicht mehr.

Ostritz, ein kleine Grenzstadt im Osten Sachsens. Es ist der 20. April 2018, die Wiesen strahlen kräftig grün, Vögel zwitschern, die Sonne scheint, es ist das perfekte Landidyll. Doch schon schallt kehliges Männergrölen durch die Landschaft: "Antifa, Hurensöhne!"

Die neue ARD-Doku Rechtsrockland vergeudet keine Zeit, um klarzumachen, dass die Neonazi-Szene inzwischen routiniert scheinbar friedliche Orte wie Ostritz besetzt. Dieses Jahr feierten dort rund 1.000 Besucher beim "Schild und Schwert"-Festival" den Geburtstag Adolf Hitlers. Rechtsrock, Liedermacher, Kampfsport – unter den Augen der nachsichtigen Polizei und Presse klopften sich hier Rechtsextreme auf die Schulter und vernetzten sich.

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Zwar gab es Proteste gegen das Festival, doch werden diese laut Doku von den Polizisten eher als Störfaktor wahrgenommen. Das Motto sei demnach: Lasst die Rechten doch in Ruhe machen, dann gibt es auch keinen Stress.


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Ähnlich auch voriges Jahr im thüringischen Themar, wo beim "Rock gegen Überfremdung" ganze 6000 Besucher bei dem als "politische Versammlung" ordnungsgemäß angemeldeten Konzert teilnahmen. Die jetzt wieder in der Doku gezeigten Bilder von Besuchern, die mit Hitlergrüßen und "Heil!"-Rufen die Band anfeuerten, wurden zum medialen Symbol dieser "Versammlung".

Rechtsrockland schaut auf Konzert-Veranstalter wie Thorsten Heise (Ostritz) oder Tommy Frenck (Themar) und zeigt ihre Verbindungen zum sehr vitalen internationalen Neonazi-Netzwerk Blood & Honour. Vom Rocker-Sicherheitsdienst der Turonen, zur NS-Blackmetal-Szene um Hendrik Möbus, bis zu den Kampfsport-Events "Kampf der Nibelungen" werden die Verbindungen der Rechten beleuchtet, sodass man eine ungefähre Ahnung bekommt, wie präzise das alles mittlerweile abläuft.

Als beklemmendes Fazit nach 45 Minuten bleibt: Die Neonaziszene floriert wie seit den frühen Neunzigern nicht mehr und die Generation von damals hat ihr Wissen längst an die Nächsten weitergegeben. Die Konzerte sind dabei lukrative Einnahmequelle und Möglichkeit, sich zu treffen und weiter zu vernetzen. Bei alldem sehen die Behörden trotzdem recht tatenlos zu. Ausgang offen.

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