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Diese Typen haben sich im Vollsuff ein Tattoo auf einem Festival stechen lassen

Wie betrunken muss man sein, um sich auf einem Festival ein Tattoo stechen zu lassen? Wir haben Leute befragt, die genau das gemacht haben.

Du bist auf einem Festival, streunerst betrunken über das Gelände, die Bands interessieren dich gerade nicht wirklich, und plötzlich denkst du dir: „Fuck, ich lasse mich tätowieren (YOLO und so)! Auf Festivals gestochene Tattoos sind oft die besten. Na gut, noch öfter die hässlichsten, aber sie liefern immerhin die besten Geschichten. Ein paar Beispiele gefällig? Hier, gebt euch die besten Festival-Tattoos der Niederländer:

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Koen (25)

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Noisey: Du hast dir da schon etwas sehr Dezentes ausgesucht. Kannst du uns verraten, was das ist?
Koen: Das Tattoomotiv stammt aus Wo die Wilden Kerle wohnen. Es ist auch das Logo vom PIP in Den Haag. Ich bin ein großer Fan vom PIP, es ist einer der coolsten Läden in den ganzen Niederlanden. Außerdem stellt es zwei Menschen dar, die sich die Hand geben. Das ist eine ganz banale Handlung, kann manchmal aber den Beginn einer großen Freundschaft markieren.

Wie betrunken warst du?
Es war sehr voll, die Schlange war unglaublich lang. Beim Warten auf meinen Termin habe ich mir gefühlte 20 Jägermeister reingehauen. Als ich dann endlich an der Reihe war, war ich ziemlich betrunken.

Weißt du noch, wer sonst alles auf dem Stuhl saß und was da abgegangen ist?
Da war ein sehr kleiner Mann, der sich ein Herz auf seine schmächtige Brust hat stechen lassen. Er saß hackevoll auf dem Boden. Seine Freundin, die noch viel fertiger war als er, lag an ihn gelehnt, während er sich das Tattoo hat machen lassen. Die waren wirklich von der Rolle. Ich habe auch noch ein Mädchen mitbekommen, das total verballert war. Sie fand irgendeinen DJ, den sie zuhause gehört hatte, so gut, dass sie sich seinen Namen tätowieren lassen wollte. Doch anstatt den richtigen Namen zu sagen, sagte sie, der DJ würde NoNo heißen. Naja, jetzt hat sie das für den Rest ihres Lebens auf ihrem Körper stehen.

War das für dich nicht eine Art Weckruf?
Es gab noch ein paar andere Menschen in der Schlange, die—während ich wartete—meinten: ‚‚Junge, tu das nicht. Morgen wirst du es bereuen.“ Ich wusste aber, dass ich es unbedingt haben wollte und es bereuen würde, mir das nicht stechen zu lassen. Und das stellte sich auch als richtig heraus. Ich finde es noch immer cool. Offenbar kann ich auch total besoffen noch weise Entscheidungen treffen. Jetzt bei i-D zum Thema Körpermodifikation: Grace Neutrals Schönheit ist nicht von dieser Welt

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Tim (23)

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Noisey: Wie bist du zu diesem Schmuckstück gekommen?
Tim: Ich habe mir dieses Tattoo in einem Anfall künstlicher Freiheit stechen lassen. Das war so: Ein Freund hatte beim Lowlands 2010 Nadel, Faden und Essstäbchen dabei und konnte tätowieren. Wir hatten eine Menge Bier und Chemikalien intus und haben dann irgendwann beschlossen, mir ein Tattoo auf das Bein zu stechen. Die ganzen anderen Freunde waren noch im 24-Stunden-Zelt feiern. Ich würde immer noch sagen, dass es eine gute Idee war, nur blöderweise war die Umsetzung weniger entspannt. Ich habe die ganze Zeit über in einem stickigen, stinkigen Zelt gelegen, während er mir mit einer Nadel in die Wade gestochen hat.

Warum ein Haus?
Wir kommen alle aus einem Dorf in der Nähe von Biddinghuizen und hatten uns tiefsinnige philosophische Gedanken über die Wörter „Haus“ und „Zuhause“ gemacht—um genau zu sein darüber, dass dein Haus manchmal nicht dein wirkliches Zuhause ist. Mein Heimatdorf war voll von spießigen Menschen und ich hasste es. Aber es ist auch meine Heimat, weil ich dort mit Freunden aufgewachsen bin, die nicht so engstirnig sind. Diese Menschen sind mein Zuhause.

Hattest du bei der amateurhaften Durchführung nicht Angst vor einer Entzündung?
Das ist der große Vorteil, wenn du dich von einem Arztsohn tätowieren lässt, der was von Hygiene versteht. Alles wurde mit medizinischem Alkohol desinfiziert und er benutzte Plastikhandschuhe und noch anderes Desinfektionsmittel. Es war jetzt natürlich nicht die schönste Umgebung, aber insgesamt hat alles ganz gut geklappt.

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Dilen (21)

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Noisey: Erzähl mal.
Dilen: Ich habe mir das letztes Jahr auf dem Sziget stechen lassen. Es fing alles damit an, dass wir in der ersten Nacht auf dem Weg zum Campingplatz an so einem Tattoostand vorbeikamen. Jedes Mal, wenn wir wieder daran vorbeikamen, redeten wir darüber, dass wir uns unbedingt etwas stechen lassen müssen. Nach ein paar Tagen Dauersaufen hatte ich mir in den Kopf gesetzt, es wirklich zu tun. Ich bin also eines Abends besoffen zu einem dieser Stände gelaufen. Es war eine Katastrophe. Der Tätowierer sprach kein Wort Englisch und ich musste ihm mit Bildern zeigen, was ich eigentlich will. Da war der Damm aber bereits gebrochen und es gab kein Zurück mehr.

Das Ergebnis ist ein abgefuckter Smiley.
Nun, er ist schlechter geworden, als ich das eigentlich geplant hatte. Der Smiley stammt von einem Piece, das ein Freund von mir auf einer Party gezeichnet hatte und das ich richtig fett fand. Das wollte ich auf meinem Bein haben, aber es ist einfach keine gute Idee, sich das von einem schlechtgelaunten Osteuropäer machen zu lassen, der kein Wort Englisch spricht. Es hat wahrscheinlich auch nicht geholfen, dass ich dabei von einem Haufen besoffener Holländer umgeben war (lacht). Es ging alles ganz gut, bis er anfing, an der Unterseite weiße Punkte zu setzen. Dadurch ist daraus eine Art Bukkake-Smiley geworden. Das war so nicht geplant.

Was ging dir durch den Kopf, als du gemerkt hast, dass da gerade was gehörig schiefläuft?
Ich musste sofort an die Reaktion meine Mutter denken. Sie würde das bestimmt gar nicht gut finden. Aber ich habe die Situation sehr genossen, mich von diesem Typen tätowieren zu lassen. So ein dicker, schlechtgelaunter Kerl in übergroßen Khaki-Hosen tackert dir irgendwas auf dein Bein, während du da mit benebeltem Kopf sitzt und das alles beobachtest. Das ist schon ein eindrucksvolles Bild—eine Art Karikatur. Wenn ich dem Kerl eine Note geben müsste, dann wäre es wohl eine Fünf für seine mangelnden Sprachkenntnisse. Seine Kleidung war da schon besser, aber wen interessiert die schon?

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Jeroen (24)

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Noisey: Wie ist dieses Tattoo auf deinen Hintern gekommen?
Jeroen: 2008 oder 2009 war ich beim Sziget und ein paar Freunde weckten mich morgens damit, dass sie in mein Zelt brüllten, sie hätten sich alle tätowieren lassen. Ich war schlecht gelaunt und sagte ihnen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Aber als dann etwas Zeit vergangen war und sie da alle in Plastikfolie eingewickelt rumsaßen, fand ich das doch irgendwie lustig. Am Abend hatten sie dann mein besoffenes Ich überzeugt und schleiften mich zu einer solchen Tätorwierbude auf dem Gelände. In der Schlange hatte ich dann eigentlich noch genug Zeit, mir es nochmal zu überlegen, was ich aber nicht tat. Ich bin dann einfach rein und habe es mir stechen lassen.

Warum eine Gitarre?
Ich habe im Jahr davor mit den gleichen Freunden einen Interrail-Urlaub gemacht und da hatten wir eine Ukulele dabei, auf der ich viel gespielt habe. Ich hatte eine Art Beziehung zu dem Teil aufgebaut. Wir gaben ihr im Scherz den Namen Fredwin. Irgendwann starb Fredwin aber in einem Pool in Prag und dieses Tattoo ist nun eine Hommage an Fredwin.

Das Ding sieht aber schon mehr nach Gitarre als nach Ukulele aus.
Ja, der Typ konnte überhaupt kein Englisch. Er wusste nicht, was eine Ukulele ist. Letztendlich musste ich es ihm auf einem Zettel aufmalen. Ich glaube, er hat das einfach eins zu eins übernommen und auf meinen Hintern gestochen. Ich dachte eigentlich, er würde das schon etwas schöner machen, aber nun gut. Der Typ hat sich dann auch einen an mir abgebrochen. Ich war ungeduldig und fand das alles ziemlich schmerzhaft. Das alles dauerte sehr lange und sein Werkeln hinter mir irritierte mich. Kein Wunder, dass es ein hässliches Tattoo geworden ist. Zum Glück sieht man es nicht so schnell.

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Was dachtest du, als du wieder nüchtern wurdest? Hast du das Tattoo bereut?
Ich wachte am nächsten Morgen mit der Erkenntnis auf, dass dieses Tattoo jetzt für immer auf meinem Hintern sein würde. Im Laufe des Tages war aber wieder alles in Ordnung. Es befindet sich an einer taktisch günstigen Stelle und ist nicht besonders groß. Im Gesicht wäre es wahrscheinlich weniger gut gewesen.

Patrick (29)

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Noisey: Du bist also ein großer Fan vom Lowlands.
Patrick: Das stimmt! Ich habe mir das Tattoo 2012 stechen lassen. An diesem Samstag wurde mir gesagt, dass ich endlich nach Curaçao auswandern kann, um dort einen Skateshop zu betreiben. Ich hatte ein halbes Jahr darauf gewartet, also war ich begeistert. Ich habe das dann mit einigen Bieren gefeiert und beschlossen, mir ein Tattoo machen zu lassen. Ich war zum neunten Mal beim Lowlands und plötzlich wurde mir klar, dass es kein zehntes Mal geben wird. Deshalb die Tätowierung mit dem Logo von Lowlands.

Weißt du, dass du zu den wenigen Leuten gehörst, die nicht betrunken waren, als sie sich das Festival-Tattoo haben stechen lassen?
Ich war eher in einer Party-Stimmung, ohne dass ich wirklich betrunken war. Ich wollte mich mit einem Tattoo verwöhnen. Da war das Logo vom Lowlands die beste Wahl, da ich es so schnell nicht zu meinem zehnten Lowlands schaffen würde. Also habe ich die neun Jahre mit diesem Logo gefeiert. Ich denke sehr gerne daran zurück.

Wenn man sich das erste Tattoo stechen lässt, sollte man das dann auf einem Festival machen?
Also wenn es dein erstes ist, würde ich es nicht auf einem Festival machen. Da liegt es nahe, dass du dir besoffen etwas stechen lässt, was du später mal bereust. Es sei denn, das Festival ist so unglaublich und du hattest die Idee schon länger im Kopf. Dann musst du es tun, aber danach beachten, dass du mit etwas herumläufst, dass sich leicht entzünden kann. Besonders bei schlammigen, heißen Festivals ist das nicht so einfach. Also am besten sollte man es in einem professionellen Studio machen lassen, wenn man nüchtern die Entscheidung getroffen hat.

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