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„Ungefähr der widerlichste Sex meines Lebens“—Schlechte Erfahrungen eines Groupies

Wie ist es, mit dem Musiker zu schlafen den du seit Ewigkeiten anhimmelst? Ziemlich scheiße.

Es ist verflucht einfach, sich in Musiker zu verlieben. Immerhin sind sie dafür verantwortlich, dass du unzählige Stunden ihren Songs lauschst, dir diese durch schwere Zeiten helfen, immer mit Rat zur Seite stehen und du dich in ihrer akustischen Gegenwart wohlfühlst. Zudem siehst du immer nur die besten Seiten der Musiker. Egal ob Promobilder, Musikvideos oder Interviews, immer scheinen sie perfekt auszusehen und extrem tiefsinnige Sachen zu sagen. Wenn du sie dann irgendwann im realen Leben wenige (oder verdammt viele) Meter vor dir auf der Bühne siehst, werden sie von einem Chor hunderter mitsingender Kehlen, tobendem Applaus und ohrenbetäubender Jubelrufe begleitet. Du weißt: Das da oben sind Götter in Menschengestalt und du willst sie haben.

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Aber was ist, wenn dir das tatsächlich gelingt? Kann das sauberpolierte Hochglanzbild mit dem realen Menschen mithalten? Ist der Sex wirklich so gut, wie du es dir unzählige Male erträumt hast? Unsere Autorin hat mit einer Freundin gesprochen, die genau das geschafft hat: Sie hatte einen One-Night-Stand mit ihrem Idol. Die „Glückliche" will in dieser nicht ganz so traumhaften Geschichte lieber anonym bleiben.

Noisey: Erzähle mir vom Tiefpunkt oder Höhepunkt deines Groupie-Lebens.
Groupie: So toll wie es klingt, ist es ja gar nicht. Also eher Tiefpunkt. Da war mal diese Band aus Deutschland. Sagen wir, dass sie schon sehr berühmt war, es jetzt aber irgendwie nicht mehr ist. Man hat sie zu der Zeit gekannt und ich fand sie toll. Ich kannte jeden Song auswendig und habe mich sehr auf das Konzert gefreut. Ich war kein so richtiges Fangirl mehr, ab 17 mag man Poster eben nicht mehr so. Aber ich wusste, wer wer ist, wo sie ihre Interviews geben und was sie für Charaktere darstellen. Und in zwei Bandmitglieder war ich auch verknallt. In den Sänger und den Drummer. OK, ich war doch ein Fangirl. Also habe ich Konzerttickets für mich und eine Freundin gekauft, als klar war, dass sie nach Wien kommen.

Und die Freundin war auch ein Fan?
Ja, schon. Sie hat im Suff ihren BH sehr ungeschickt auf die Bühne geworfen. Was irgendwie total lustig war, weil das dann viele Mädels nachgemacht haben. Wie so kleine pubertäre Lemminge halt. Ich habe meinen angelassen und erst später ausgezogen.

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Wie ging es weiter?
Nun ja, am Abend des Konzerts hat die Freundin mit mir vorgeglüht—wobei vorglühen die falsche Bezeichnung ist, weil wir komplett betrunken dort erschienen sind. Und weitergetrunken haben. Viel zu viel getrunken. Wir waren noch Teenager und nicht mit extremer Schlauheit gesegnet.

Wir wissen alle, wie hart es ist, Teenager zu sein.
Wir hatten beide einen harten Abend. Es ist nie wieder ein BH geflogen und ich habe niemals wieder mit einem Fremden geschlafen. Es war wohl Vollmond an dem Tag. Und wir waren grundsätzlich unglücklich—sie mit dem jetzigen Ex und ich, weil man mit 17 eben unglücklich ist.

Und dann?
Wir waren also sehr betrunken. Und in der ersten Reihe. Ich habe sehr viel getanzt, gekreischt und muss zugeben, dass ich versucht habe, Augenkontakt zu halten. Natürlich habe ich mir eingebildet, dass das funktioniert hat. Das Augenkontakthalten. Nach dem Konzert waren wir in so einem Nebenlokal—kein Backstage, sondern ein Raum, wo sich jeder aufhalten konnte und noch eine offene Bar war. Und da war ein Crewmitglied. Da wir total betrunken waren, mussten wir wie leichte Beute gewirkt haben—auch auf den Tourcrew-Typen. Mit ihm hätte ich niemals geschlafen, er war ja nicht mein Angebeteter. Der meinte, dass die Band gleich abgebaut hat und wenn wir warten, bekommen wir ein signiertes Poster und ein Foto. Die Chance haben wir gleich genutzt—wie erlegtes Wild auf irgendwelche Typen zu warten. Wie erbärmlich.

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Nur ein bisschen. Und weiter?
Naja, nach Ewigkeiten ist es so weit gewesen. Endlich stand die ganze Band vor uns. Und sie waren so real, aus Fleisch und Blut. Und so verdammt klein. Aber ich war auch echt angesoffen. Also haben wir ein Foto gemacht und uns ein Poster signieren lassen. Dann hat der Drummer angefangen, auf mich und meine Freundin einzureden, dass es noch eine total coole, lässige Afterparty gibt, die total privat ist. Und die Freundin musste heim—Arbeit ist manchmal doch ein Retter—, ich musste nicht nach Hause und habe mit einem aus der Band schon Flirt-artigen Augenkontakt gehabt. Es hat gefunkt. Das liegt hauptsächlich am Alkohol, meiner Jugend, meiner Naivität und meiner Verehrung ihm gegenüber.

Wo war die Afterparty?
In einem Hotel. Sie haben jeweils in einem Doppelzimmer geschlafen. Kein besonders edles Hotel, eher so ein 0815 Drei Sterne-Scheiß. Wir haben noch ein bisschen Musik gehört und geredet—ganz ehrlich, meine Erinnerung an den Abend ist eher mau. Jedenfalls waren wir dann irgendwie im Gang zu zweit, ich glaube Getränke holen. Da haben wir uns das erste Mal geküsst. Schmetterlinge! Tausend Tode bin ich gestroben, weil wir geschmust haben. Aber so ein guter Küsser war er nicht, das wollte ich nur damals nicht sehen. Jedenfalls hat er dann meine Hand genommen und mir gesagt, dass er mir was zeigen will. Schlechtester Aufreißer ever, aber wie gesagt, ich war so irrational verknallt. Wenn er gesagt hätte, er möchte mir auf der Bühne was zeigen—ich wäre mitgekommen. Ja, also echt relativ schnell und hastig. Ich war sehr betrunken und habe hauptsächlich ihn machen lassen—er hat kein romantisches oder leidenschaftliches Tra-ra gemacht, eher schnell rein-raus. Gummi hat er noch übergezogen und gesagt: „Damit du mir nich schwanger wirst, ne?" Im Nachhinein ungefähr der widerlichste Sex meines Lebens. Also wirklich. Er war auch nicht besonders gut bestückt oder technisch begabt. Gar nichts. Es war ein sehr entzaubernder Moment—vor allem im Nachhinein. Wir sind auch nicht lange nebeneinander liegengeblieben, weil er meinte, wir sollten zu den anderen reinschauen. Mir war das plötzlich sehr peinlich und ich war wieder quasi nüchtern. Also habe ich mich geduscht, angezogen und wollte mich schnell verabschieden, um das erfolgreich zu verdrängen. Er wollte noch meine Nummer, so aus obligatorischen Gründen und ich bin sehr stolz drauf, dass ich zumindest da erhobenen Hauptes „Nein" gesagt habe.

Also nicht empfehlenswert?
Nein, natürlich nicht. Der Typ, in dem man verknallt ist, ist ja nie so toll, wie er scheint. Vor allem, wenn er dich gleich flachlegen will—dann ist es ja klar, dass er nie im Leben so emotional dabei sein kann, wie du es bist. Ich glaube auch, dass es das war, dass ich pseudo-emotional dabei war. Hätte ich mit ihm geschlafen, weil er einfach eine scharfe Sau ist und wäre ich älter—ich hätte das schon zu einer guten Nacht gemacht. Aber ich war verdammt jung und verdammt naiv. Und so Typen wie er leben von dem Scheiß. Also vom grottigen After-Show-Sex mit viel zu jungen Mädchen—in der Missionarsstellung, ohne Blowjobs (lacht). Ich glaube, zu gutem Groupie-Sex gehört ein gewisses Alter, eine gewisse Erfahrung und realistische Vorstellungen.

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