FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Leute, die mal eine Musikkarriere hatten: Hulk Hogan

Wir haben uns das für euch angehört, damit ihr es nicht selbst tun müsst.

Ich habe Hulk Hogans Penis gesehen. Ich wollte seinen Penis eigentlich gar nicht sehen und ich glaube auch, dass der Penis nicht gesehen werden wollte. Aber Hulk Hogan hat mal ein Sex-Tape gemacht. Irgendwie ist das dann durchgesickert, also hab ich mir ein bisschen was angesehen. Eigentlich muss man dazu nicht viel sagen, es kann sich sicher jeder denken, dass es in Anbetracht der ganzen Sex Tapes sowieso unglaublich daneben ist. Seltsam ist schon die Frau in dem Film, die zu großer Wahrscheinlichkeit die Frau seines besten Freundes, Bubba The Love Sponge ist. (Ja, sein bester Freund heißt wirklich Bubba The Love Sponge!) Im Porno klingelt Hulks Telefon, und der Klingelton-Song ist einer, den seine Tochter gemacht hat. Ganz Klischeehaft auch das Himmelbett. Zudem kann man seinen Bräunungslinien nach davon ausgehen, dass er die Art von Mann ist, der gern Tangas trägt. Die Aufnahme ist ziemlich grobkörnig und mit einer dieser Sicherheitskameras in einem recht komischen Winkel gefilmt. Das alles deutet darauf hin, dass das Band nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und Hulk wohl keine Ahnung hatte, dass man ihn filmte.

Anzeige

Tatsächlich wurde Gawker, der das Tape von einer anonymen Quelle erhalten hatte und einen ziemlich ausgelassen und widerlichen Text über den Film schrieb, von Hulk verklagt. Total egal wie man es drehen mag, eins wird auf jeden Fall deutlich: Hollywoods Hulk Hogen wurde sicherlich nicht zum Profi-Bumser geboren.

Klar, denn seine einzig wahre Bestimmung war eher, abgefahrende Rockmusik zu machen. Also, zumindest was das sein Plan.

Der Künstler, früher unter dem Namen Terry Gene Bollea bekannt, verbrachte ein Goßteil seiner Jugend in der Band Ruckus. Kommt ganz darauf an, wen man heute fragt, aber angeblich wurde er auch beinahe Mitglied bei Metallica oder hat es zumindest versucht. Glücklicherweise sind die Songs von Ruckus heute nicht mal mehr im Internet wiederzufinden. Der unglaubliche Hulk entschied sich dann stattdessen 1995 eine Art Kinder-Album aufzunehmen.

Der Noisey Editor-in-Chief und der mega coole Typ Ben Shapiro schwören darauf, dass das Album einfach unglaublich ist. Klar, unglaublich, da hat er recht, aber vielleicht auch auf eine andere Art. Hulk Rules ist einfach unglaublich, aber einfach schon deswegen, weil es existiert.

Nachdem ich mir die ersten beiden Songs - "Hulkster In The House" und "American Made" angehört hatte, dachte ich „Krasser Scheiß, der Typ klingt ja fast so wie Michael Bolton.“ Bevor Michael Bolton zu dem Michael Bolton wurde, den wir kennen, war er allerdings auch in einer Band – Black Jack, und sein Bandkollege wurde später der Gitarrist von KISS. Um jedoch eins klarzustellen, Michael Bolton ist, auch wenn er einen großen Hang zum Kitsch hat, ein ziemlich professioneller Sänger, der sich ohne große Mühe die Seele aus dem Leib singen kann. Und Hulk, ja der ist eben bekannt für seine krassen Muskeln und sich ab und zu das Shirt vom Leib zu reißen.

Anzeige

Der dritte Track "Hulkster’s back“ is schon verdammt merkwürdig. Ratet mal was der Hulkster da macht? Er hat sich in seinem Schlafzimmer eingesperrt und versucht, sich dort die Kunst des Rappens beizubringen. Ich habe echt keine Ahnung, wie man diesen Song erklären soll. Ihr müsst ihn euch einfach mal selber anhören. Irgendwie erinnert die Musik stark an einem Super Nintendo Videospiel. Hinzu kommt der strange Rap von Hogan, der irgendwas über Motorräder schreit und dann ganz machohaft und völlig in Rage die Frau, die irgendwas zu ihm sagt, völlig ignoriert. Seltsamer wird’s schon gleich nach dem drauffolgenden Track auf dem Album, mit dem glorreichen Titel "Wrestling Boot Traveling Band." Das verrückteste an diesem Gemisch aus Reggae und Country „Weißer-Typ-am Strand-Song“ ist, dass er auch, genau wie bei „Bananas And Blow" von Ween, irgendwie die zweite Häfte der Karriere von Kenny Chesney prophezeit hat. Noch viel verrückter als das: der Song ist echt gut. Liegt wohl auch daran, dass, wie ich feststellen musste, Hulk gar nicht wirklich an dem Song beteiligt ist.

Doch der Wahnsinn geht noch weiter, wenn man sich z.B. "I Want To Be A Hulkamaniac" anhört. Das ist auch wieder so ein Rapsong. Metaphorisch kann man den am Besten beschreiben wenn man an Blondies „Rapture“ denkt und das dann durch eine Käsereibe hobeln würde. Zudem erinnert mich das auch an Lil B, da der Hulkster uns in diesem Rap belehren möchte, wie wichtig es ist, seine Vitamine zu futtern und mit den Freunden abzuhängen. Das man mal ein Sex-Tape aufnehmen sollte, geht aus dem Song nicht hervor. Grundsätzlich geht’s nur darum wie cool es ist, wenn man ein einigermaßen geregeltes Leben lebt. So was ist aber kategorisch abzulehnen.

Anzeige

Hört man Hulk Rules, bekommt man wieder einen Sinn dafür, wie die Dinge so in den 1990ern waren. Hip-Hop, und die ganze damit aufsteigende Kultur, wurde damals noch nicht als respektierte Musikform wahrgenommen. Aber dann gab es ja noch die ausbeuterischen Svengalis der Musikindustrie, die ganz gekonnt, das Potenzial dieser Musik, mit Schrott wie von Hulk Rules für sich nutzen konnten.

Wenn ich mal ein Kind haben sollte, dann würde ich auf jeden Fall verbieten, dass es sich

Hulk Rules

reinzieht. Auch wenn es das von selbst aus hören will. Es ist einfach dieser hinterhältige Bullshit der dazu führte, dass aus Hulk Hogan ein wirklich aufgeblähtes Steroidmonster mit einem ziemlich peinlichen Sex-Tape geworden ist. Irgendwie ist die Existenz dieses grottigen Musikdings aber auch Beweis dafür, dass dieses Sex-Tape kein Zufall war. Vielmehr zeigt es uns, das Hollywood Hulk Hogan wirklich jeden Scheiß für’n paar Doller machen würde; einfach alles für ein bisschen Aufmerksamkeit und um seinen Sternchenstatus kapitalistisch vollends auszunutzen.

Auch wenn unsere Kultur dem Untergang geweiht ist, so werden wir uns dennoch immer gern an die glorreiche Zeit erinnern, in der Hulk Hogan ein wirklich tolles Album herausbrachte: bestehend aus 50% Rap, 50% Rock und einfach volle 100% unsäglicher Scheiße.

@drewmillard