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Len Sander erklären uns ihre Songs

Warum also selbst aktiv werden, wenn die Band doch eh viel besser weiß, wovon die Songs handeln.

Noisey ist diese Woche ziemlich fremdgesteuert. Erst hacken sich Atari Teenage Riot in den Twitter-Account der deutschen Kollegen und jetzt veröffentlichen wir auch noch einen Text, in dem die Schweizer Band Len Sander Geschichten zu ihren eigenen Songs erzählen. Was ist los mit die Noisey? Faul geworden, oder wie? Du Lauch.

Ja, ist so. Wir haben keine Lust mehr, selber Artikel zu schreiben, unsere Finger tun schon weh von der elenden Tipperei, außerdem scheint draußen die Sonne. Warum also selbst aktiv werden, wenn die Band doch eh viel besser weiß, wovon die Songs handeln. Also lassen wir Sängerin Blanka Inauen von Len Sander ihre Song einfach selbst erklären:

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„Electrocardiography“

2010 reiste ich mit meinem Bruder und meinem Vater nach Island. Wir wollten Rejkjavik abchecken, ein paar seltsame Klänge recorden und einsame Strände besuchen. Am Black Sands Beach lag da dieser riesige, tote Wal. Vögel pickten auf ihm herum. Eine Weile lang beobachteten und fotografierten wir den Wal. Der Strand besteht aus Vulkansand und sehr leichten Steinen. Wir nahmen die Klänge auf, die die Vulkansteine machten, wenn wir sie aneinander schlugen. Zu Hause bastelte mein Bruder daraus einen Beat und es entstand ein Song, den wir Stones nannten. Der Song klang kühl, distanziert und abstrakt. Ich schrieb dazu „I am the observer, of each and every move you make“ und stellte mir ein Labor vor, in dem ein Mensch untersucht wird. Es geht darum, dass man jemanden, den man liebt, durchleuchten und in Einzelteile zerlegen will, um ihn zu verstehen und Gewissheit über seine Gefühle zu erlangen. Dazu passte der Titel „Electrocardiography“.

„Ungrowing“

Unsere Arbeitsweise ist ziemlich langsam und etwas chaotisch, geprägt von Umwegen. Wir schrauben ewig an Beats, wechseln Sounds aus, komponieren zusätzliche Teile, nur um sie wieder zu verwerfen. Manchmal finden wir jahrealte Skizzen und zig Versionen von Songs, an denen wir immer noch arbeiten. Für „Ungrowing“ machte Simon ein 7/8 Beat, inspiriert von einem Cinematic Orchestra Song. Als ich die Lyrics dazu schrieb, dachte ich an das expandierende Universum, und dass alles irgendwann auseinander fallen muss. Ich wollte den Song „Expanding Universe“ nennen, aber die Jungs sind für solch dramatische Titel kaum empfänglich. Als wir mit dem Song schon fast fertig waren, waren plötzlich alle Aufnahmen verschwunden. Wir hatten keine Erklärung dafür, aber es war klar, dass wir den Song auf dem Album brauchten. So bauten wir den ganzen Song innerhalb von drei Tagen und Nächten wieder zusammen. Und er klingt heute wahrscheinlich noch besser als das verschollene Original.

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„Black Bryony“

Wir versuchten mit Black Bryony einen klanglichen Bogen zu spannen. Das Klavier steht dominant im Raum, meditative, tibetische Schalen sind nah am Ohr, ein Waldorf Synthesizer verbindet die Räume. Über das dominante Klavier nahm ich eine Gesangsskizze auf. Ich sang über das Gefühl, wenn man gerade aus der Ohnmacht erwacht, keine Orientierung mehr hat und sich nicht erinnert, was eben passiert ist. Vor allem der Teil „So hold on to my hand and lead me out of here“ war sehr emotional und ich konnte die Line so nie mehr reproduzieren, so dass Flavio und Alessandro mit der klangtechnisch ziemlich schlechten Skizze arbeiten mussten.

„Phantom Garden“

Am Anfang stand eine Synthesizer-Line. Der Klang und die Rhythmik des Synthesizers bestimmten aufgrund seiner Vielschichtigkeit, wie wir mit dem Song umzugehen hatten. Akustisches Schlagzeug wollte der Synthesizer nicht. Achtel Hihats wollte er nicht. Wir haben vieles ausprobiert und fast alles verworfen. Der Synthesizer blieb egoistisch. Nur die Gesangsline respektierte er. „I was slowly starving in a phantom garden, my hunger pains were feeding phantasies.“ So ist am Ende einer der reduziertesten und einfachsten Songs auf dem Album entstanden. Im Text beschreibe ich einen Garten, von dem man glaubt, ernährt zu werden, der aber nur eine Illusion ist, wobei man langsam verhungert, ohne es zu merken. Das ist natürlich nur eine Metapher, die das Gefühl von unerfüllten Erwartungen beschreiben soll.

Das neue Len Sander-Album Phantom Garden erscheint am 20.02., ihr könnt es hier kaufen.

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