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Eine Ode an verhasste Metalalben beliebter Metalbands

Ein Überblick über Heavy Metals schlimmste Fehltritte, bescheuertste Experimente und größte Reinfälle.

Metallica, nachdem sie schon scheiße geworden waren

Als echter Metalfan solltest du folgende Dinge unbedingt können: Wirklich Ahnung von der Materie haben, deine Favoriten mit voller Hingabe und bis aufs Blut lieben und, was noch viel wichtiger ist, bestimmte Alben abgrundtief hassen. Wenn du auch nur den leisesten Anflug von Geschmack hast oder etwas neugierig bist, ist es ziemlich einfach, Musik zu finden, die dir gefällt. Aber zu wissen, über welche Alben man ohne zu Zögern herziehen sollte, ist nicht nur in der Metalszene eine wichtige Wertanlange. Manchmal muss man allerdings dabei gewesen sein, um zu verstehen, warum ein bestimmtes Album mit dem Arsch nicht angeguckt werden sollte. Hier findest du einen kleinen Überblick über die schlimmsten Fehltritte, bescheuertsten Experimente und größten Reinfälle im Heavy Metal.

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Metallica – Metallica

Die Welt hasst Das schwarze Album nicht wirklich, aber gerade diese Tatsache bringt Horden von Metallern mit Stock im Arsch dazu, es noch viel beschissener zu finden. Wenn du irgendeinen Metallica-Song im Radio hörst, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass dieser von dem 30 Millionen Mal verkauften Album stammt und das ist mitunter auch der Grund für den ganzen Terz. Wenn du damals den ausufernden und leicht depressiven Thrash von „One“ im Radio hörtest, war das noch eine geradezu transzendentale Erfahrung. Wenn aber zum zwölf trilliardensten Mal „Enter Sandman“ gespielt wird, pennst du einfach nur noch hinterm Steuer ein. Es ist dann auch nicht gerade förderlich, dass dieses extrem radiofreundliche Album von „Nothing Else Matters“ und „Unforgiven“ —zwei schmalzige Balladen, die weder die Eier noch die Energie eines „Fade to Black“ haben—noch weiter runtergezogen wird. Ich würde aber lügen, wenn ich nicht zugebe, dass ich die Platte kurz nach ihrem Erscheinen rauf und runter gehört habe. Im Laufe der Zeit zeigte sich jedoch, dass irgendetwas mit dem Album nicht stimmt. Dank der tollen Fähigkeit, die ganze Misere jetzt rückblickend betrachten zu können, markiert dieses Album für mich—und viele andere—den Anfang vom Ende meiner Teenagerliebe zu Metal. Die meisten Menschen sind nicht sauer auf diese Platte, aber für den kleinen Rest von uns, ist Das schwarze Album der ultimative Abturner—ein Flashback in das Jahr, in dem Heavy Metal seine Eier verlor.

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Black Sabbath – Technical Ecstasy

Die rolltreppefahrenden Roboter auf dem Cover von Technical Ecstasy, die eine komische Art von Ölwechsel praktizieren, erwecken vielleicht den Anschein, dass es sich dabei um eins dieser komischen elektronischen Experimente handelt, mit denen Rockbands in den 70ern ankamen, nachdem sie Kraftwerk für sich entdeckt hatten. Keyboards und Synthies—das Weihwasser eines jeden Metalhead—tauchen zwar auf, aber das hier ist kein Metal Machine Music. Iommis Riffs stehen weiterhin klar im Vordergrund—sie sind nur weniger nachdenklich und doomig, als wir es bis dahin gewohnt waren. Wenn überhaupt fühlt sich dieses Album wie eine lauwarme Vorschau auf Ozzys unbekanntere Solowerke an, mit großem Augenmerk auf diese catchy Mitsingrefrains, von denen er in den 80ern noch viel mehr abliefern sollte. Bill Ward, der Drummer, singt auf dem beatlesmäßigen „It’s All Right“—dem am wenigsten nach Sabbath klingenden Song des Albums und, weil er so aus dem Rahmen fällt, vielleicht auch dem coolsten. Das Beste an Technical Ecstasy ist die Tatsache, dass es in dem gleichen Studio aufgenommen wurde, in dem auch die Eagles zu der Zeit Hotel California aufnahmen. Die koksgetriebenen, irrsinnig lauten Sessions von Sabbath führten wohl öfters dazu, dass Henley und Konsorten mit ihrer eigenen Arbeit warten mussten, bis sich der Lärm gelegt hatte.

Slayer – Diabolus In Musica

Satanseidank ist dieses ganze Nu-Metal Ding vorbei (oder doch nicht?), aber damals, 1998, muss es als alteingesessene Metalband hart gewesen sein, zu sehen, wie diese jungen Hüpfer mit ihren Wursthaaren und Gummimasken den ganzen Ruhm einheimsten. Also setzten sich Slayer (ohne Drummer Dave Lombardo) mit Rick Rubin zusammen, um ihre Antwort auf Slipknot aufzunehmen. Das Endergebnis ist nicht ganz so beschissen, wie man vermuten könnte—du kannst das Slayer halt nicht aus Slayer nehmen, aber du kannst es auf jeden Fall tierisch verwässern. Das damals so beliebte Drop-Gitarrentuning lässt viele Tracks sludgy klingen, was ganz cool ist, aber wenn die Band dann versucht zu grooven, wird es peinlich—vor allem wenn die funky Rhythmen Tom Arraya dazu zwingen, seine nihilisitschen Texte fast schon zu rappen. Neben den ganzen noblen (und vielleicht auch leicht verzweifelten) Experimenten haben Slayer auf Diabolus In Musica auch einen ordentlichen Knüppelsong eingespielt. „Scrum“ klingt wie die Ausgeburt eines Circlepits—der Song ist kurz, kommt auf den Punkt und ist Beweis dafür, dass es bei Slayer eigentlich nie etwas zu ändern gab.

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Iron Maiden – No Prayer For The Dying

Iron Maiden waren etwas verloren, nachdem sie ihren Orson Scott Card-inspirierten Progmetalklassiker Seventh Son of A Seventh Son veröffentlicht hatten. Auf No Prayer For The Dying ließ die Band ihre geschichts- und kulturbezogenen Themen hinter sich, die bis dahin ihr Markenzeichen waren, um sich aktuelleren Angelegenheiten zuzuwenden. Songs wie „Holy Smoke“ und „Public Enema Number One“ beschäftigen sich mit Fernsehpredigern und urbanem Verfall—als ob es nicht schon genug Metalsongs über Priester und Politiker geben würde. Für diese bodenständigeren Themen gab Bruce Dickinson seinen opernhaften Stil auf und fügte seinem Gesang eine bellende, heisere Note hinzu und lies sich zum ersten (und letzten) Mal dazu herab, schmutzige Wörter zu singen. Vulgäre Themen wie Scheiße und Cadillacs ziemen sich einfach nicht für einen Typen, der ein Schloss besitzt und eine 747 fliegt. Nichtsdestotrotz bescherte der bescheuerte, durch und durch unsexy klingende Song „Bring Your Daughter to the Slaughter“ Iron Maiden ihre einzige Nummer-Eins-Single in Großbritannien. Lasst euch aber nicht vom Erfolg blenden: das Album ist genau das, was das bis dahin so ehrwürdige Schiff Iron Maiden zum Sinken brachte und seitdem haben sie auch keine einzige gute Platte mehr veröffentlicht.

Judas Priest – Turbo

Das wiederum ist das Album, bei dem alle Hater daneben liegen. Unter den Fans ging damals ein Aufschrei um, dass die Band jetzt zum Glamrock gewechselt wäre, aber aus der Distanz verschwimmen die kleinen Nuancen zwischen Leather Daddy und post-apokalyptischem Biker nun mal auch schnell. Sie haben schon Recht damit, dass Turbo eine Platte voll mit Partyhymnen ist—die Art von Songs, die du nachts beim Vorglühen auf dem Parkplatz der Metaldisco aufdrehst. Niemand, aber auch wirklich niemand, hat diese aufmunternd-aggressiven Songs als Aufruf zum Selbstmord verstanden. Der Einsatz von Keyboards in Songs wie „Out in the Cold“ zeigt deutlich, dass sich die Band dem aufkommenden Trend der Metalkeyboards ergeben hatte. „Turbo Lover“, mit Abstand der beste Track auf dem Album, wäre aber ohne dieses stotternden Elektronika einfach nicht das Gleiche. Genau wie Dio richteten sich Priest vor allem nach den Whimps und servierten Metal in leicht verdaulichen Häppchen.

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Gus Mastrapa spielt Computer, schreibt und versucht sich als Vater. Folgt ihm auf Twitter—@Triphibian

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