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„Es hätte mich umgebracht, auf den Release meines Albums zu warten“

Unsere neue Kolumnistin Angel Haze schreibt über ihren Kampf mit der Musikindustrie und den Leak ihres Debütalbums.

Am 18. Dezember 2013 habe ich mein eigenes Album geleakt. Die Leute dachten, ich wäre total durchgeknallt—dass ich meine eigene Karriere ruinieren würde. Aber war ich wirklich die Verrückte? Mal ehrlich, welcher normale Mensch stellt in drei Monaten ein Album fertig und hat dann noch Bock weitere zehn Monate bis zur Veröffentlichung zu warten? Das war einfach mega-frustrierend.

Das Label wollte den Release-Termin aus lauter banalen Gründen wie Marketing und anderem Zeug immer weiter hinauszögern. Das größere Problem war aber, dass die meisten Leute nicht vernünftig mit mir umgehen konnten. Menschen kamen zu mir und sagten Sachen wie: „Du kommst wie eine Bitch rüber, aber in echt bist du total nett". Ich musste mir erst mal klar werden, wer ich bin und wie ich wahrgenommen werden wollte. Jeder will direkt der tighteste Rapper sein, aber ich hatte schon immer einen eher bescheidenen Blick auf meine Fähigkeiten. In meinen Augen bin ich momentan noch recht durchschnittlich und muss noch die Grundlagen meistern. Ich arbeite ständig daran, meine künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Deswegen bringt es mir auch nichts, wenn ich jetzt plötzlich ankomme und behaupte: „Ich bin die geilste Rapperin, die du je zu Gesicht bekommst." Vor allem, wenn das einfach nicht stimmt.

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Am Ende musste ich meinen Manager feuern und das Album leaken, um meine Karriere in den Griff zu bekommen. Ich sagte zu meinem alten Manager: „Das ist meine einzige Chance. Wenn du dich mich nicht so vertreten kannst, wie ich es gerade brauche, dann fick dich! Ich suche mir jemand anderen." Und das habe ich gemacht. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich ein Problem mit der ganzen Musikindustrie oder meinem Label habe. Mein Label hat sich super um mich gekümmert. Ich hatte die kreative Freiheit, das Album zu machen, das ich wollte—ohne dass mir tausend Leute eingeredet haben, dass ich einen verdammten Hit landen muss.

Die ganze Maschinerie der Industrie kann sowohl Hilfe als auch Hindernis für Künstler sein. Es hängt viel davon ab, bei welchem Label du unterschreibst, aber es ist noch viel wichtiger, wie gefestigt deine eigene künstlerische Vision ist. Wenn du immer nur beigibst und andere Leute alles für dich entscheiden lässt, dann wirst du nie das machen können, was du eigentlich wolltest. Für manche Leute ist das auch vollkommen okay so. Die wollen einfach nur berühmt sein. Dann zieht das Label seine eigenen Ideen durch, sucht die Songwriter und Produzenten aus und bringt andere Künstler dazu, mit ihnen zusammenzuarbeiten. So läuft das mit den meisten Leuten ab, denen es nur darum geht berühmt zu werden—das Label kann dann die Kontrolle übernehmen und das für sie erledigen.

Manche Menschen nehmen sich Zeit, an ihren Sachen zu arbeiten. Sie arbeiten sorgfältig und scheren sich nicht um Hits. Andere Leute können es nicht abwarten und haben dann einen Haufen Songwriter und den ganzen anderen Kram. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Ich sage den Leuten immer nur, dass sie sich sicher sein sollen, dass es auch wirklich das ist, was sie auf lange Sicht machen wollen. Mein Manager hat mir das mal ganz gut erklärt: Jetzt gerade bist du auf der Bekanntheitsskala eine 10, bald dann eine 20, du bewegst dich auf die 30 zu und wenn du bei 100 angekommen bist, gibt es kein Zurück mehr. Du musst immer das Beste aus dem machen, was du gerade hast. Solange du es noch kannst, musst du dir gut überlegen, ob du ein Star werden willst oder lieber aussteigst und nur den Kids in deinem Kiez ein Begriff bist.

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Ich will eine verfickte Ikone werden, deswegen will ich die Zeit auch auskosten, die ich noch eine 10 oder eine 20 auf dieser Skala bin. Dann komme ich irgendwann auf die 100 und bringe mich mit 30 um und das wäre völlig okay so. Es ist nur etwas, auf das du dich vernünftig vorbereiten musst und du musst darauf gefasst sein, dass dir einige Dinge entrissen werden.

Am Ende war ich wohl einfach nicht daran gewöhnt, so lange auf den Release warten zu müssen, ich muss das noch lernen. Für den größtmöglichen Effekt müssen solche Veröffentlichungstermine gut abgepasst werden. Ich glaube aber immer noch, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Es ist abgefahren, wie gut das mit der Veröffentlichung im Internet funktioniert hat. Davor dachte ich nur noch, das Teil kommt besser nicht erst 2015 raus, das würde mich umbringen. Ich denke, die Leute wissen jetzt auch, wer ich bin.

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