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Die exzessive Wiederverwertung geht weiter: Im November erscheint ein Soloalbum von Kurt Cobain

Würde Kurt ein Album voller unvollendeter Homerecordings veröffentlichen? Oder würde er dem Plattenlabel höflich sagen, dass es sich verpissen soll?
Ryan Bassil
London, GB

Screenshot via YouTube

Die kürzlich erschienene Kurt-Cobain-Doku Montage of Heck war in fast jeglicher Hinsicht ein Erfolg. Sie ist eine echte Zeitreise in die 90er und die Einbindung von Homevideos bietet ein sensibles und liebevolles Porträt des Nirvana-Frontmanns. Auf der einen Seite war die Verwendung von Archivaufnahmen eindrucksvoll; zum ersten Mal seit 21 Jahren haben wir Kurt aus einer weiblichen Perspektive gesehen. Andererseits fühlte es sich an, als würden wir zu sehr in die Privatsphäre eindringen. Können wir es gutheißen, uns intime Aufnahmen anzusehen, die wahrscheinlich Privatsache bleiben sollten, besonders wenn die Person, um die es geht, sich nicht dagegen wehren kann, was öffentlich gezeigt wird?

Monate nach der Veröffentlichung des Films ist diese Frage noch immer aktuell. Und jetzt will das Team hinter Montage of Heck im November tatsächlich ein „Kurt-Cobain-Soloalbum“ veröffentlichen, auf dem es Homerecordings, seltene Tracks und vorher noch nicht gehörtes Material geben wird. Der Regisseur des Films, Brett Morgen, sagt, dass es „sich anfühlen wird, als würdest du an einem heißen Sommertag mit Kurt Cobain in Olympia, Washington, rumhängen, während er herumklimpert“ und dass „es kein Nirvana-Album ist, es ist einfach Kurt und du wirst ihn Dinge tun hören, die du nie von ihm erwartet hättest.“

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Der letzte Satz hat wirklich meine Aufmerksamkeit erregt. Du wirst ihn Dinge tun hören, die du nie von ihm erwartet hättest. Ist das etwas Gutes? Wir wissen, dass Kurt Cobain ein Genie ist. Sein Vermächtnis ist in die Geschichte eingemeißelt. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie qualitativ minderwertige Homerecordings unsere Wahrnehmung da noch steigern könnten. Brett Morgen hat keinen exklusiven Zugang zu Kurt Cobains Kid A, To Pimp a Butterfly oder Sgt Peppers. Er hat einfach ein paar Tracks, die Kurt nie zu Ende geschrieben hat. Leider sind für einige Die-Hard-Fans nie gehörte Demos von Kurt Cobain vielleicht eine notwendige Sache, um ihr Idol zu verstehen.

Seit seinem Tod wurden mittlerweile drei Compilation-Alben, drei Livealben und drei Boxsets offiziell veröffentlicht. Aber mit diesem neuen „Soloalbum“-Ansatz, verbunden mit der Veröffentlichung einer DVD und eines Buchs, um ihm zu gedenken, kommen wir dem Ende dieses ganzen exzessiven Recyclings von Kurt Cobain einen Schritt näher. Diese Veröffentlichungen werden sein Erbe nicht beeinträchtigen, aber es fühlt sich so an, als würden sie mangelnden Respekt davor zeigen.

Stell dir die Frage: Wenn Kurt noch am Leben wäre, würde er nach In-Utero ein Album voller unvollendeter Homerecordings veröffentlichen? Oder würde er dem Plattenlabel höflich sagen, dass es sich verpissen soll?

Ryan Bassil ist bei Twitter: @RyanBassil

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