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Ein Chronologie der Causa „Pratersauna“

Bezüglich der Zukunft der Pratersauna gingen Meldungen, Gegenmeldungen und Dementis herum. Wir haben versucht, das zu ordnen.

Foto: Niko Ostermann

In den letzten zwei Tagen bebte es in Wiens Clubszene mal wieder ein wenig. Nicht das erste Mal heuer. Genau genommen knirscht es schon seit längerem vor sich hin. Die Aufmerksamkeit der Medien bekommt das Ganze meist dann, wenn es kleinere oder größere Spannungsbeben gibt. Wie das um die Pratersauna. Hier eine kleine Chronologie der Ereignisse.

Am Mittwochabend gab Martin Ho bei einem Abendessen mit Journalisten (auch von uns war jemand dabei) die Info heraus, dass die DOTS-Gruppe die Pratersauna übernehmen würde. Die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen, würden aber in den letzten Zügen liegen.

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city4u.at, das neue Medienportal der Krone, veröffentlichte Donnerstagmorgen die Meldung, dass die Pratersauna fix an die DOTS-Gruppe gehen würde. Das gab natürlich sofort einen Aufschrei in den sozialen Medien, viele Shares, viele Kommentare. Zahlreiche Onlinemedien übernahmen die Meldung—teilweise mit dem Wording „kaufen“, was natürlich Blödsinn ist, weil es immer im Pacht ging. Andere, die sich mit der Materie für gewöhnlich besser auskennen—The Gap, FM4, auch wir—blieben zunächst ruhig. Es gab keine Bestätigung von Seiten der Pratersauna, und nur leicht kryptische Postings von einem der aktuellen Betreiber. Irgendwann erreichte Der Standard jemanden von der PR-Agentur der DOTS-Gruppe, der die Meldung grundsätzlich bestätigte. Später tat er das auch noch einmal gegenüber uns. Die Sache schien gegessen, und alle verlegten sich auf leicht melancholische „Letzte Party xy Ende November in der Sauna“-Postings.

Dann wurde es ein bisschen unübersichtlich. Hennes Weiss, der als Manager von HVOB gerade in den USA weilt und normalerweise eher die Sprecherfunktion der Sauna übernimmt, meldete sich in den sozialen Medien zu Wort und dementierte alles. Die Meldungen wären falsch. Auch gegenüber uns bestätigte er nochmal, dass es aktuell keinen Deal und keine Entscheidung gäbe. Der Sprecher von Martin Ho betonte wiederum, dass es keine direkte Verhandlungen mit den aktuellen Betreibern, sondern nur mit Verpächtern gegeben habe und diese weit fortgeschritten seien. Weiss wiederum bestätigte gestern allerdings noch einmal, dass es noch keine Entscheidung zwischen dem Verpächter und der Pratersauna Betriebs GmbH hinsichtlich einer Veränderung gäbe. Aktuell seien noch alle Möglichkeiten—auch eine Fortsetzung unter der aktueller Führung mit verändertem Konzept—möglich.

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Selbst für Leute, die sich in der Wiener Clubkultur grundsätzlich halbwegs auskennen, wirkt das Ganze ein bisschen wie ein Gordischer Knoten. Hier ein paar Anmerkungen.

Grundsätzlich muss man sagen, dass der kolpotierte Deal relativ naheliegend ist. Martin Ho gehört bereits das VIEiPEE, der Club neben der Sauna. DOTS, das am Montag seinen 10. Geburtstag feiert, hat auch das Geld, den Club auf Vordermann zu bringen.

Die Gerüchte, dass die Betreiber der Pratersauna ein wenig müde geworden seien, gibt es seit längerem. Hennes hat ja auch in dem langen Interview mit uns Anfang des Jahres bestätigt, dass sie das Zepter mittelfristig gerne übergeben würden.

Die Pratersauna Betriebs GmbH hat einen laufenden Pachtertrag für die Liegenschaft im Prater. Diese Pachtverträge—gerade, wenn ein nicht geringes Investitionsvolumen involviert ist—schließt man nicht für kurze Zeiträume ab. Wenn die Pratersauna-Jungs nicht wollen, passiert da nichts. Das heißt natürlich nicht, dass Veränderungen unmöglich sind. Da geht es schlicht auch um Geld, man kauft Leute aus diesen Verträgen heraus.

Man muss alle Infos in dieser Sache mit ein bisschen Vorsicht genießen, weil natürlich alle Beteiligten eine Agenda haben. Das aktuell naheliegendste Szenario: Der Verpächter verhandelt parallel mit dem aktuellen Pächter und Interessenten. Diese Verhandlungen sind in einem fortgeschrittenen Status, aber eben noch nicht in trockenen Tüchern. Informationen werden an die Presse rausgegeben—sei es als Nebengranate; sei es, um Druck aufzubauen; sei es, weil Leute das Gefühl hatten, jetzt schnell handeln zu müssen.

Wahrscheinlich gibt es auf die aktuell brennenden Fragen nur eine genauso sinnvolle wie unbefriedigende Antwort: abwarten. Wir bleiben natürlich dran.

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