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Die Die-besten-House-Tracks-mit-männlichen-Vocals-Playlist

Die größten Tracks aller Zeiten—von Romanthony bis Kerri Chandler.

Romanthony. Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP-UK erschienen

Es ist Samstagnacht und du befindest dich wieder mitten im Gewusel eines Clubs. Die Luft ist schwül; hypersensitive Körper rempeln sich gegenseitig auf der Tanzfläche in Position; andere Dinge, die du aus Erfahrung typischerweise mit Clubs assoziierst, spielen sich ab—schließlich bist du gerade in einem Club und diese Dinge passieren in Clubs. Seit einer gefühlten Stunde ist die Musik streng instrumental—ein klirrendes Netz aus Percussion und Stabs, ein Gewinde aus ineinander verschlungenen Melodien und sanften Sub-Bass-Schlägen. Und dann—wie ein erster Sonnenstrahl, wie eine blaue Lücke in einer grauen Wolkendecke—ist sie da: Die Gesangsspur. Etwas Wahrhaftiges und Menschliches erfüllt die Tanzenden.

Auch wenn wir uns ständig einreden, dass Zurückhaltung und Minimalismus wichtige künstlerische Mittel sind und dass wir bestimmt keine herkömmlichen Songs in einem Club hören müssen, um eine gute Zeit zu haben, schlummert tief in uns drin das Verlangen nach etwas, das auch nur ansatzweise mit der Strophe-Refrain-Strophe-Struktur zu tun hat, mit der wir alle aufgewachsen sind. Der Mensch kann schließlich nicht nur zu "Inspector Norse" mitsingen.

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Deswegen haben wir euch jetzt eine Liste der zehn besten House-Tracks mit Männer-Vocals zusammengestellt. Warum nur Männer? Wir wissen es auch nicht. Es handelt sich jedenfalls nicht um eine endgültige Liste für alle House-Tracks. So oder so wird dir auffallen, dass hier weder Robert Owens noch Jamie Principle auftauchen—und ein paar andere Kandidaten, mit denen du vielleicht fest gerechnet hast. Auch wenn sich die Liste vielleicht nicht mit absoluter Objektivität brüsten kann, so kann ich an dieser Stelle jedoch bestätigen, dass die folgenden Tracks definitiv die besten House Songs mit Männer-Vocals aller Zeiten sind. Viel Spaß damit und du kannst gerne alle Tracks in die Kommentare schreiben, die wir vielleicht vergessen haben.

Kerri Chandler - Rain

Hier hatte ich eigentlich vorgehabt, mich total SCHLAU und LUSTIG anzustellen und in meinem Text zu imitieren, wie Kerri Chandler jede Zeile seines 98er Deep-House-Klassikers mit einem leicht gequälten Ausruf des Wortes "RAIN!" unterbricht. Ich habe es allerdings nicht hinbekommen, ohne dass das Resultat in etwa so aussah: "Auf Kerri Chandlers 98er Deep-House-Klassiker RAIN unterbricht er jede Zeile mit dem leicht gequälten Ausruf RAIN des Wortes 2RAIN!" Das sieht nicht nur bescheuert aus, sondern ist auch noch anstrengend zu lesen. Das tut mir jetzt gleich doppelt leid.

Kenny Bobien - U Gave Me Love (Unreleased Mix)

Ein spaßiger Einblick in das Leben bei VICE: Den glücklichsten Moment, den ich bei dieser Firma bislang erlebt habe, hatte ich an einem Freitagnachmittag, als der ehemalige Chefredakteur von VICE UK die Stereoanlage unseres Büros für die letzte Arbeitsstunde in Beschlag genommen hatte, mir plötzlich durch den ganzen Raum hindurch zuzwinkerte und diesen Gospel-House-Klassiker abspielte. Während ich an einem lauwarmen Bier nippte und ein paar hochwichtige Admin-Arbeiten erledigte, schwebte ich buchstäblich über dem Boden vor Glück. Bobiens Ode an die Größe von Gottes Liebe reicht aus, um selbst die fanatischsten aller Darwin-Fans zum Glauben zu bekehren. Die absolut umwerfende Gesangsperformance ist federleicht und befremdlich kraftvoll zugleich. In einer besseren, gerechteren und weniger beschissenen Welt wäre dies eine der House-Platten geworden, die selbst Scott Mills zur Hauptsendezeit von Radio 1 im Hochsommer abspielt, wenn das ganze Land nach Sonnencreme und heißem Pommesfett riecht.

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Aaron-Carl - Crucified

Was Introzeilen von House-Tracks angeht, kommt, "Drowning in despair/looking for a love that isn't there/a cry for life is over/see the tears flow like a river/ashes stone me from behind", schon außerordentlich geprügelt rüber. "Crucified" ist ein unglaublich düsterer, verzweifelter und kaputter Track—das absolute Gegenteil von Bobiens gottesfürchtigem Lobgesang. Viel introspektiver—und schöner—geht House nicht. Carl trägt seine Vocals hier mit der nötigen emotionalen Schwere vor, die es braucht, um Zeilen wie "I might as well be crucified/drowning, drowning, drowning, drowning for love", auch glaubhaft an den Hörer zu bringen. In den Händen eines schlechteren Produzenten, Arrangeurs und Performers hätte das Ganze schnell wie wehleidiges Teeanger-Gejammer rüberkommen können. Das hier ist ganz klar, die beste Endzeit-Deep-House-Platte der 90er. Kein Zweifel.

Romanthony - Let Me Show You Love (Gerd's Crooklyn Full Vox Mix)

Eine Liste der besten House-Platten mit Männergesang zusammenzustellen, ohne den leider viel zu früh verstorbenen Romanthy aufzuführen, wäre letztendlich ein Verbrechen gegen die Menschheit. Millionen von Müttern als der Typ bekannt, der "One More Time" von Daft Punk gesungen hat, quilt Romanthonys Back-Katalog förmlich über vor Hits. Es war dementsprechend alles andere als leicht, einen Song des einzigartigsten, einfühlsamsten und unglaublichsten Sängers, der jemals auf Vinyl gebannt wurde, auszuwählen—"The Wanderer", "Make This Love Right" und "Hold On" waren alles sehr starke Mitstreiter um einen Platz in dieser Liste, aber am Ende haben wir uns für den gefühlvollsten Track von allen entschieden. "Let Me Show You Love" ist ein ausladender, offenherziger Banger jenseits des Möglichen—ein sensationell ehrlicher OTT-Klassiker, der dich tränenüberströmt im Raucherbereich zurücklassen wird. Gerds Remix ist in unseren Ohren der beste von all den Hunderten draußen. Die sind wirklich fast alle super, aber dieser hier bringt's einfach: großspuriger, mutiger, dreister Vocal House, wie er besser nicht geht.

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Lenny Williams - Gotta Lotta Luv (House Mix)

Zugegeben: Abgesehen von diesem Song weiß ich so gut wie nichts über Lenny Williams. Und ich werde auch weiterhin nicht viel über Lenny und sein Leben wissen, denn—verdammt noch mal—wenn er noch andere Songs veröffentlicht haben sollte, die von einer derartig transzendentalen Brillanz sind wie dieser, dann habe ich mein ganzes Leben damit verschwendet, Platten von Menschen zu hören, die nicht Lenny Williams sind. Das wäre einfach nur grauenvoll. "Gotta Lotta Luv" läuft acht unglaubliche Minuten über eine der besten Piano-House-Akkordfolgen aller Zeiten—was, da Piano House bekanntermaßen göttliche Musik ist, schon was heißt—und Williams makellos abgelieferten Loverman-Vocals. Er klingt wie jemand, der am mildesten Abend des Jahres unglaublich teures und unglaublich lecker duftendes Handwaschmittel sanft über Seidenbettwäsche verteilt. Das Lied ist so gut, dass ich mich dazu entschieden habe, Fahrstunden zu nehmen, nur damit ich in etwa einem Jahr in der Abenddämmerung die Promenade von Great Yarmouth hoch und runter fahren kann, während dieser Song aus den Boxen erklingt. Wenn es ein größeres Kompliment gibt, das man einer Platte machen kann, dann—bitte, nur zu—lass es mich wissen.

Basil Hardhaus Feat. Burrell - "Black Man" (Nicholas Black & Proud Mix)

Nachdem uns Lenny alle ganz wuschig gemacht hat, hielten wir es für eine gute Idee, die Stimmung mit dieser ordentlichen Portion eiskaltem, kellerpartyfreundlichen House' mit Techno-Note wieder etwas abzukühlen. Erschienen ist dieser Schatz vor ein paar Jahren auf einer von Nicholas' fantastischen Nu Groove Re-Edit EPs. Das großartig betitelte Basil Hardhaus feat. Burrell Original ist eine Art percussionlastige Zeitlupenhypnose, die für sich schon aufregend genug ist. Nicholas nimmt den Track dann aber mit auf einen verwinkelten 70-Meterlauf, bevor er ihn dann in der linken, oberen Ecke mit einem Piano-Stampfer verwandelt. Du kannst den nach MDMA stinkenden Schweiß förmlich aus den Boxen riechen.

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Blaze - Lovlee Dae

Genau wie YouTube-Userin Reyna Quintana schon adäquat meinte: "HOW COULD U DESCRIBE BEING HAPPY BETTER THAN THIS??? AND 4 A BETTER REASON!!! PERFECTION, ABSOLUTE PERFECTION!!!"

Yohan Square - Love of Life (Genesis Mix)

Dieser PLO Man-Favorit hat es in die Liste geschafft, weil die hier gezeigte Ausdrucksweise von einem absolut anderen Stern ist. E-40 zuzuhören macht so großen Spaß, weil er die Wörter in seinem Mund ständig bizarr umherrollt—er fügt nach Belieben Silben hinzu und lässt andere dafür weg, erbaut daraus Beinahe-Reime und erschafft ein ganz eigenes Vokabular. 1991 ritt der geheimnisvolle Yohan Square auf einer ganz ähnlichen Welle. Ich will hier nichts vorwegenehmen, aber wenn du den Track vorher noch nie gehört hast, dann bereite dich darauf vor, Freunden, Familie und Kollegen mit deiner Square-Imitation gehörig auf die Nerven zu gehen. Ein exzentrischer Klassiker.

CeCe Rogers - No Love Lost (Tribal Mix)

Alles an diesem für die nächste Grillparty bestens geeignetem Burner schreit "OVER THE TOP". CeCe gibt hier perfekt die männliche Diva und verleiht jedem einzelnen Wort eine solche Dringlichkeit und Intensität, dass sein Gesang eigentlich lachhaft und lächerlich-theatralisch rüberkommen würde, würde es sich nicht so verdammt real anfühlen. Es ist eine klassische Geschichte einer, ja nun, verlorenen Liebe, die mit eben jener theatralischen Souveränität vorgetragen wird, die eigentlich alle Tracks in dieser Liste hier miteinander verbindet. Wenn du vor Kurzem abserviert worden bist und diese Platte auflegst, läufst du ernsthaft Gefahr, nur wenige Stunden später mit den Worten "I ONCE BELIEVED IN PERFECT LOVE/I THOUGHT THAT YOU WERE FROM UP ABOVE/BUT NOW I KNOW AND THE TRUTH IS CLEAR/HEARTBREAK IS REAL AND HAS LEFT ME IN TEARS" für immer auf deinen Rücken tätowiert durch die Gegend zu laufen.

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Ten City - That's the Way Love Goes (Underground Mix)

Wir schließen diese Liste mit der besten Platte aller Zeiten. Wenn du mich oder irgendjemand anderen brauchst, um die erklären zu lassen, warum genau dieser Track eigentlich so unfassbar gut ist, dann hast du es nicht verdient, mit zwei funktionierenden Ohren gesegnet worden zu sein.

Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.

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