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Do They Actually Suck? Paul Kalkbrenner

Paul Kalkbrenner steht wie kein Zweiter für kommerzielle Elektroscheiße. Aber hat er das verdient?

Foto: Tim Lehmann / Flickr | CC By 2.0

In der Rubrik „Do They Acutally Suck“ schauen wir uns einige Bands an, die allseits gehasst werden, um zu untersuchen, ob der überwältigende Hass der Leute gerechtfertigt ist oder ob die Bands ungerechtfertigter Kritik ausgesetzt sind. Wir beurteilen ganz objektive Kriterien wie ihre Musik, ihr Verhalten, ihr Auftreten und ihre Fanbase, um festzustellen, ob die Bands tatsächlich scheiße sind.

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Heute werfen wir einen Blick auf Paul Kalkbrenner, der wie kein Zweiter für kommerzielle Elektroscheiße steht. Spätestens seit deine Mutti auf einem Paul Kalkbrenner-Konzert war, findest wahrscheinlich auch du ihn scheiße, aber hat er das auch verdient? Hier unsere objektive Bewertung verschiedener Kategorien auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 das Beschissenste ist…

Musik: 6/10

Ob du den Berlin Calling-Soundtrack nun gefeiert hast oder schon seine ersten Alben scheiße fandest, ist vollkommen egal, ebenso, aus welchen Gründen, du sie scheiße fandest (Prinzip, Langeweile, Schluckauf…). Alles, was diesem Soundtrack und „Sky And Sand“ nachgeschoben wurde, klang so derartig hingerotzt, dass es schwer vorzustellen ist, dass Paul nicht seinen Laptop statt Autozeitschriften mit aufs Klo nimmt, um die Scheiße zu produzieren.

Klar, es gibt deutlich schlechtere Musik und auf den Nachfolgealben Icke Wieder und Guten Tag passieren weder Fauxpas noch sind Tiesto-ähnliche Tracks platziert, bei denen du dir an den Kopf fassen willst. Eigentlich ist das Ganze eine solide Sache, jedoch auch eine lieblose und vorhersehbare. Öfter als zweimal kann man den Track nicht anhören, ohne sich dabei zu langweilen. Ja, der Singular bei dem Wort ,Track’ war beabsichtigt. Da eigentlich keiner von den Tracks ein besonderes Alleinstellungsmerkmal hat, aufregend klingt, oder deutlich von den anderen zu unterscheiden ist, kann man das gesamte Werk auch als Einheitsbrei verstehen. „Paule spielt wieder seinen Track. Nein, nicht das Rumschmus-Gesülze mit seinem Bruder, den anderen.“

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Verhalten: 4/10

Paul Kalkbrenner verhält sich für seine Musik gar nicht mal so scheiße. Es ist beinahe schon schwer, sein Verhalten zu beurteilen, weil er so gut wie immer seine Klappe hält, nirgendwo mitmacht, nichts präsentiert und eigentlich immer nur grinsend hinter dem DJ-Pult steht. An diesem Verhalten kann man nichts aussetzen. Andere großen DJs dagegen haben solche Instagram-Profile, bumsen den DJ-Pult oder sind David Guetta. Da haben ist der deutsche Superstar-DJ noch ein unauffälliger, angenehmer Typ.

Ein paar Minuspunkte gibt es für seine Versuche, die Karriere seiner Angetrauten mithilfe seines Namens zu pushen. Wenn man sich zurückzieht und sein Privatleben aus der Öffentlichkeit halten will, dann bitte auch konsequent. Das ist in etwa so, wie einen Hit wie „Sky And Sand“ zu produzieren und sich dann beschweren, wenn er im Mainstream ankommt.

Auftreten: 8/10

Paule gibt sich mit seinem Auftreten in etwa so viel Mühe wie mit seinem Künstlernamen oder seinen Songtiteln. Seine bescheuerten, pardon neckischen, Songtitel wie „Schnurbi“, „Kleines Bubu“ oder „Schnakeln“ sind laut eigener Aussage eine Ausgeburt aus dem Kumpelwortschatz, den er eine halbe Stunde lang abgeklappert hat. Künstlerischer hört sich das aber auch nicht an.

Neben der Tatsache, dass er wenig redet (was wir ja als durchaus positiv beurteilen), kommuniziert er auch sonst eher selten mit seinen Fans oder seinem Publikum. Lieber schlendert er unauffällig zu seiner Bühne und starrt dann unbeeindruckt auf seinen Laptop. Gut, er bewegt sich dabei auch ein wenig, aber eine Show kann man das Ganze nicht titulieren. Er scheint seinem Publikum einfach nicht zu viel Zuneigung geben zu wollen und sie etwa noch zu verwöhnen. In einem Interview mit Debug sagte er mal, er möchte seinem Publikum gar nicht gefallen, deswegen wird es auch kein zweites „Sky and Sand“ geben.

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Fanbase: 9/10

Jeder, der seinen Partner schmachtend im „Das ist unser Lied, Schatz“-Modus ansieht, wenn die ersten Töne von Kalkbrenners Hit ertönen, verdient die volle Punktzahl auf der Beschissenheitsskala, ganz egal, ob sie das erste Mal verliebt sind oder auf MDMA. Einen Punkt Abzug gibt es, weil ich meine Mutter echt gern habe und sie sein letztes Konzert „total abgefahren, echt gute Stimmung“ fand.

Tatsächliche Beschissenheitswertung: 6.75/10

Man könnte das natürlich alles auf „Sky And Sand“ schieben, aber tatsächlich ist das wahrscheinlich der einzige Song, bei dem sich Paul Mühe gegeben hat. Vielleicht hätte er doch besser noch ein zweites „Sky And Sand“ rausgehauen. Wenn er es nicht macht, dann macht es eben Wankelmut.

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