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Interviews

Oberösterreich bringt die Zukunftsmusik—M.P. im Interview

Wir haben wieder einmal einen neuen österreichischen Act für euch.

Foto: Daniel Wadl

Ich hab da wieder einmal etwas Neues für euch. M.P. Schon mal gehört? Nein? Na dann, runterscrollen. M.P. ist Produzent, Rapper und Sänger aus einem kleinen Kaff namens Eferding/Oberösterreich. Ja, richtig, auch Leyya kommen dorther. Sollten diese beiden Wunderwuzzis also auch nur ein bisschen ähnliche Einflüsse (he, ehrlich, ihr oberösterreichischen Mamis, was gebt ihr euren Kindern in den Brei?) wie M.P. genossen haben, kann seine Musik ja schon mal kein vollkommener Mist sein. Spoiler: Ist sie auch nicht. Hier mal gleich vorab ein Beweis, das Video zur aktuellen Single „Good Life“, die es in den FM4 Charts immerhin bis auf Platz zwei geschafft hat:

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Und jetzt ein bisschen Klatsch & Tratsch. Beim gemeinsamen Biertrinken letzte Woche hat sich wieder einmal herausgestellt, dass man Game of Thrones gar nicht schauen muss, um trotzdem darüber zu sprechen, dass es in Wien sehr wohl noch harte Straßenfights gibt und Oberösterreich einfach the place to be ist. Lest selbst.

Noisey: M.P. sind deine Initialen, Marco. Du bist also entweder a) egoistisch oder b) es stehst wirklich nur du hinter diesem Projekt.
Marco: Nein, ganz so ist das nicht. Ich schreibe, habe die Ideen für die Songs, deshalb ist das Projekt im Endeffekt auch nach mir benannt. Natürlich brauche ich aber gerade live Personen, die mir mit der Umsetzung helfen. Getextet und produziert wird auf alle Fälle von mir selbst. Manchmal habe ich aber das Glück mit Leuten zusammenzuarbeiten die mir dann z.B. die Gitarre auf „Coming Around“ einspielen, wie es Matthias Kollos gemacht hat, der unter anderem auch bei The Boys You Know spielt. Es ist dem Namen nach ein Soloprojekt, aber hinter den Kulissen ziehen schon mehrere Leute die Fäden.

Ich habe es schon erwähnt, du kommst auch aus dem oberösterreichischen Ländle. Der Musikexport aus diesem Bundesland hat in den letzten Monaten exorbitant zugenommen. Kriegt ihr statt der Zeckenimpfung als Kinder was anderes durch die Venen gejagt?
Haha, guter Punkt. Ich habe wirklich keine Ahnung, wieso das momentan so ist. Vielleicht auch einfach nur ein glücklicher Zufall.

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Ihr kennt euch ja sowieso alle. Inzeststadl olé? Was sagst du z.B. zu Leyya?
Ich finde Leyya super. Sind die Homies! Sophie hat mir auch schon einmal ihre Stimme geliehen (Anm. d. Red.: für den Track „Take My Hand“). Wir kommen ja wirklich aus den selben Kreisen. Lustigerweise sind uns aber zuerst nicht wirklich über den Weg gelaufen. Später haben wir uns dann kennengelernt und tauschen uns jetzt auch regelmäßig aus. Vor allem mit Marco bin ich ganz gerne am Tüfteln, man bringt sich gut gegenseitig weiter.

Hast du eine klassische Musikausbildung genossen? Means in Österreich: Hast du mit der Blockflöte begonnen?
Nein, gar nicht. Das meiste war eigentlich learning by doing. Über YouTube-Tutorials habe ich mir dann noch bestmöglich Musiktheorie beigebracht und mittlerweile bin ich am Ende meines Bachelorstudiums in welchem auch die eine oder andere Vorlesung zu Tonsatz vorkam.

Wie hat dann dein eigenes Musikschaffen seinen Anfang genommen?
Es hat eigentlich so begonnen, dass ich zusammen mit Freunden zuhause in Oberösterreich aufgelegt habe. Eins ist zum Anderen gekommen, man entwickelt eigene Beats und fängt an, Songs bzw. Songstrukturen zu basteln. Vor allem hat in diesen Jahren auch das Produzieren begonnen.

Wie läuft das ab, woher kriegst du da deine Kontakte?
Internet. Das läuft wirklich alles online. Oft kennt man die Leute einfach auch gar nicht persönlich, für die man dann einen Track gestaltet. Von den großen Placements, von denen jeder Producer träumt, bin ich noch weit entfernt, aber ich arbeite jetzt seit einiger Zeit auch mit Songwritern zusammen die echt teilweise coole Hooks auf die Instrumentals packen. Es würde mich aber auch echt freuen, mal für österreichische Künstler zu produzieren.

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Und nach jahrelanger Ausbeutung deiner kreativen Energie für andere dachtest du dir, eigentlich wäre es auch ganz fein, mal den eigenen Namen als Interpreten zu lesen?
So ähnlich, ja. Man entwirft einfach manche Nummern und gibt sie weiter, aber bei einigen ist das Gefühl ein anderes. So, als ob sie einem selbst gehören, bzw. dass man sie auch einfach selbst rausbringen will.

Magie, Baby.
True that. Die EP heißt ja auch so. Magic. Klingt kitschig und ist es vielleicht auch, aber damit habe ich genau den Moment gemeint, wenn man ein Lied schreibt und man es in der Sekunde vielleicht gar nicht merkt, sich aber etwas Großartiges tut.

Wer würdest du sagen, sind deine größten Vorbilder—national und international?
Vorbild ist ein schwieriges Wort. Ich würde vielleicht eher Einflüsse sagen, lass mich kurz überlegen. Im nationalen Bereich wird mir oft gesagt, dass ich Left Boy ähnlich bin. Find ich cool, weil ich seine Musik feiere und großen Respekt vor dem habe, was er erreicht hat. Nachmachen will ich aber sicher niemanden. Meine Theorie dazu ist, dass der Output eines Musikers irgendwie—ob er das will oder nicht—eine Mischung von dem repräsentiert, was er selbst gut findet. Auf der internationalen Ebene steuere ich schon seit Jahren viel zu den Streaming-Einnahmen von Künstlern wie Drake oder Frank Ocean bei, haha. Gerade habe ich auch wieder alte Sachen von James Blake neu für mich entdeckt. Die Bandbreite ist also einigermaßen groß. Und Fun Fact, bei Game of Thrones gibt es einen Schauspieler, der auch ziemlich gute Musik macht, nur weiß das niemand.

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Sag jetzt nicht Jon Snow. Dann sterbe ich.
Nein, leider. Grey Worm a.k.a. Raleigh Ritchie, weißt du, wen ich meine?

Habe ich schon Jon Snow erwähnt.
Ja, aber wirklich, hör mal rein. Um aber noch einmal auf Österreich zurückzukommen: Ich finde natürlich auch Bilderbuch großartig. Also „Om“ zum Beispiel hat mich total geflasht, weil es einfach so wahnsinnig gut produziert ist.

Hast du diese Wahnsinnsshow in der Wiener Arena vor kurzem gesehen?
Leider nicht. Habe aber die Bilder gesehen, die für sich gesprochen haben! Großen Respekt an die Jungs und was die in den letzten Jahren geschafft haben! So etwas motiviert natürlich.

Ja sag, wann sieht man euch denn dann mal live?
Also es gibt noch keine fixen Dates, jedoch sind wir gerade fleißig am proben. Es wird ein Liveset mit Drummer und DJ-Backing. Dabei können wir nicht abstreiten, dass wir von diversen Ami-Acts inspiriert worden sind. Wir freuen uns auf jeden Fall, unsere Show auf die Bühne zu bringen.

Ihr arbeitet jetzt aber vorrangig in Wien an eurer Musik, richtig?
Das stimmt. Ich wohne im 15. Bezirk, da ist schon immer wieder mal was los. Gerade vor ein paar Tagen wurde in unserem Keller wieder einmal eingebrochen. Aber läuft, irgendwo muss man seine street credibility ja herbekommen. HAHA!

Stimmt. Schönen Gruß & danke von Hipster-Town (1070) nach Gangsterville.

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