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Joe Schraube: Das Problem bei psychedelischen Drogen ist nicht unbedingt ein medizinisches, sie können aber psychisch nicht ganz einfach sein. Es können Ängste auftauchen und man kann mit dem völlig veränderten Erleben schlichtweg überfordert sein. Ich kann mich auch noch an meinen ersten Trip erinnern. Auf so einem Festival findet man oft keinen geeigneten Platz, um zu erleben, wie alles anfängt.Deswegen seid ihr hier vor Ort, damit man zu euch kommen kann, wenn man Probleme auf dem Trip hat?
Ja genau. Nebenbei gibt es dann auch noch Chill-Out, Obst und Drogeninformation. Viele kommen auch vorbei, um sich zu informieren, was sie mischen können. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, geschickt zu mischen, ein bisschen so wie beim Essen kochen. Ein bisschen Gewürz hier und da, aber nicht einfach alle Zutaten, die ich in der Küche finde, hintereinander in einen großen Topf werfen und umrühren. Aber die Kernidee ist, dass manchmal nur wenig notwendig ist, um einen unangenehmen Trip in einen guten zu wandeln. Dann fragen wir, ob sie sich hinsetzen wollen, ob sie eine Banane essen wollen und dann ist plötzlich wieder alles gut und die Leute wuseln davon.Und das nennt sich dann Tripsitting.
Ja genau. Das Sitten ist im Prinzip ein ganz netter und passender Begriff, weil sich die Probanden dann oft auch ein bisschen kindlich benehmen.
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In der Regel kriegen wir die problematischen Fälle, klar. Oft werden Leute von ihren Freunden gebracht, weil es jemandem nicht gut geht, was das dann auch immer ist.Wie läuft das dann ab?
Unser erster Job ist es abzuklären, ob es überhaupt ein Fall für uns ist. Wenn das Leben bedroht wird, ist es ein Fall für die Sanitäter. Wenn es psychische Probleme sind, können die Sanis nicht viel mit ihnen anfangen, weil sie massiv stören, desorientiert sind und alles anfassen wollen.Was war dein längster Tripsitting Einsatz?
Wir hatten hier mal jemanden, der wirklich eine absurde Menge von Speed und Ketamin im Wechsel eingenommen hat und immer mehr, mehr, mehr. Ich dachte ja, da stirbt man dran. Und der war dann die ganze Fusion über hier und war in einem komplett psychedelischen Zustand. Er hat sich immer mehr verkrochen, wollte niemanden sehen, hatte Angstzustände. Er war dann am Sonntagmorgen soweit, dass er seinen Rucksack genommen hat und dann nach Hause zu seinen Eltern gegangen ist. Das fand ich total süß. Er hat sich dann wirklich wie ein kleiner Junge geschämt, dass er Mist gebaut hat. (lacht)Wie alt war er denn?
Keine Ahnung, 17 oder 16. Eine Regel ist, nicht auf Trip Drogen nachzukonsumieren. Du weißt einfach nicht, was ein Gramm ist. Er hatte einfach zum Schluss irgendwie drei Gramm Speed verschluckt. Völlig absurd. Da erlebt man dann schon eine Menge Leid.
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Das ist von Vorteil. Wenn du die Erfahrung selbst nicht hast, braucht es wirklich ein gutes Maß an Empathie. Die Leute sind auf einer Alltagslogik nicht mehr erreichbar. Wenn für ihn Zeit nicht existiert, dann braucht man ihm auch nichts von sechs Stunden erzählen. Man sagt lieber „Ach ja, guck mal jetzt ist es hell. Und wenn es dunkel wird, dann wird es schon weniger." Das funktioniert dann. Wenn du das nicht kennst, kannst du einfach ruhig, nett und sympathisch sein und ihnen eine Banane oder eine Decke bringen.Muss man beim Sitten nicht auch ständig das Gleiche sagen?
Da müssten wir jetzt grob differenzieren. Bei nicht so klassischen Psychedelika müssen wir oft eine Überdosis sitten, weil die Leute extrem unruhig sind. Also sie wissen, wer sie sind und wo sie wohnen, aber sie sind motorisch so überaktiv, dass es problematisch wird. Aber denen geben wir dann eine Banane. Oder man setzt zwei Amphetamin-jojojojojoÜberdosierte zusammen und dann labern sie sich gegenseitig zu.Ist man nicht vielleicht ein total guter Tripsitter, wenn man selber auf einem Trip ist?
Jein. Es kann funktionieren. Aber es kann auch total schief gehen. Die Einschätzungen, die man unter Drogen trifft, sind nicht unbedingt sehr zutreffend. Es kann also zum Beispiel sein, der eine hat gerade ein Kuschelbedürfnis und das Gegenüber ist ein auf der Mann-Frau-Ebene gestörtes Wesen und dann ist es überhaupt nicht angemessen, was du da machst.
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Es gibt echt so nette Stunden, in denen drei Amphetamin-Überdosierte auf einmal kommen und wir sie zusammen setzen. Man hört dann die Gespräche und für jeden Normalen wären schon fünf Minuten super anstrengend. Die erzählen ihr Leben in zehn Minuten, aber drei davon finden es spannend. (lacht)Du warst gerade auf einem Einsatz. Kannst du mir davon erzählen?
Das war ganz nett. Das war quasi der Klassiker. Jemand hat zum ersten Mal in seinem Leben LSD genommen und hat dann seine Freunde verloren. Er hat dann auf dem Dancefloor eine Fremde angesprochen, ob sie ihm helfen kann. Er war ein ganz sonniges Gemüt und sie hat ihn dann hierher gebracht. Wir haben ihn erstmal liegen gelassen. Irgendwann haben wir mitbekommen, dass er schon noch weiß, wo sein Zelt ist und dass da möglicherweise noch Freunde von ihm sind. Und das hat funktioniert. Der Zeltplatz stimmte und ich hab ihn bei seiner Crew abgegeben und das machte einen guten Eindruck.Man hat das Gefühl, wenn du über deine Einsätze sprichst, dass du die ganz niedlich und lustig findest. Darf man dann auch lachen?
Ja. Ich glaube, es ist sogar gut, dass man keine Angst davor hat. Man kennt das ja auch. Ich habe auch richtig Spaß dabei.Fühlen die sich dann nicht verarscht?
Nein, das ist dann wieder der Punkt, dass die gut in dich reingucken können. Ich glaube, dass das wirklich nicht schlimm ist.
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Wenn wir es uns personell leisten können, dann gehen wir auch gerne mal mit. Der Einsatz beschränkt sich nicht nur auf die 200 qm hier.Du nimmst selber auch Drogen. Nimmst du auch immer gleich ein Tripsitter mit, so als alter Profi?
Es kommt auf den Kontext drauf an. Wenn ich Psychedlika hochdosiert nutze, dann gehe ich in eine Erfahrung, wo ich meine Kontrolle komplett abgebe. Dann ist es schon gut, dass jemand sicher stellt, dass ich nicht in die Küche gehe und das Gas andrehe oder anderes dummes Zeug mache. Für mich ist ein Tripsitter Luxus.Mehr Infos gibt es bei www.eclipse-online.deDieser Text erschien zuvor bei den Kollegen von VICE.**Folgt Noisey bei Twitter und Facebook.