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Der Sänger von The Story So Far hat ein Mädchen von der Bühne getreten

Die Leichtfertigkeit, mit der Parker Cannon einen weiblichen Fan verletzt, ist absolut abstoßend.
Emma Garland
London, GB

Als Band gibt es unglaublich viele Mittel und Wege, mit Leuten aus dem Publikum umzugehen, die in den eigenen Bühnenbereich eindringen, dabei blöd im Weg rumzustehen, auf deine Pedale latschen und generell einfach nerven. Du kannst ihnen beispielswesie auf die Schulter tippen und ihnen mit Gesten deutlich machen, dass sie bitte das Weite suchen sollen—wie ein Erwachsener eben. Wenn sie besonders aggressiv auftreten, kannst du auch die Show unterbrechen und ein paar Securitys zur Hilfe holen. Was du allerdings unbedingt vermeiden solltest, ist deine Dominanz in der denkbar ekelhaftesten Art und Weise unter Beweis zu stellen, indem du dem ungebetenen Gast mit einem Dropkick von hinten in den Rücken springst—vor allem, wenn es sich bei besagtem Konzertbesucher um ein junges Mädchen handelt, das den vielleicht streitbaren aber letztlich passiven Akt des Selfie-Schießens auf der Bühne ausübt. Irgendwie scheint dieses einfache Konzept aber nicht zu Parker Cannon, dem Sänger von The Story So Far, durchgedrungen zu sein.

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Beim Konzert in Torontos Mod Club Theatre griff Cannon nämlich am Sonntagabend auf genau diesen Lösungsweg zurück, als ein junges Mädchen auf die Bühne kam, um ein Selfie mit der Band zu machen—eine Band, die sie offensichtlich so gerne mag, dass sie ein Konzert von ihnen besucht. Cannon sprang dem Fan kurzerhand so heftig von hinten in den Rücken, dass sie kopfüber zurück ins Publikum fiel.

Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Letztes Jahr hatte Cannon schon aus dem gleichen Grund einen Typen in Houston von der Bühne getreten. Auch wenn die Tat an sich nicht unbedingt schlimmer wird, nur weil sie gegenüber einem Mädchen ausgeübt wird, ist sie das in diesem Fall allerdings doch, wenn man bedenkt, dass Pop-Punk generell ein recht feindseliger Ort für Nicht-Männer ist. Sei es, dass sexuell übergriffigen Menschen ein Freifahrtschein ausgestellt wird, oder dass das gottgegebene Recht verteidigt wird, zu Stagediven, egal wen man dadurch verletzt oder von der Show ausschließt—oder du schadenfroh deine Fans angreifst, nur weil dir deine privilegierte Stellung das erlaubt.

Die Leichtfertigkeit, mit der Cannon so aggressiv gegen diese junge Frau vorgeht, die ihm ja quasi ermöglicht, überhaupt erst auf dieser Bühne zu stehen, ist—abgesehen von der Tatsache, dass er jeden Abend „think about who you let between your thighs“ und „I know where you’ve been / You’re ruininig men“ ins Mikro brüllt—verdammt widerwärtig. Ja, Selfies auf der Bühne machen kann ziemlich nervig sein, aber als verdammt noch mal erwachsener Mann liegt es in deiner Verantwortung, damit A) angemessen und B) nicht wie ein Stück Scheiße umzugehen.

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Niemand sollte sich auf einer Show unwillkommen oder bedroht fühlen. Niemals. Es gibt ähnliche Bands da draußen, wie Joyce Manor, die sich dazu entscheiden, ihr Konzert zu unterbrechen und die Stagediver zu adressieren, die in ihren Augen besonders aggressiv und rücksichtslos gegen einige der körperlich kleineren und verletzlichen Teile des Publikums vorgegangen sind. Jede selbsternannte Punkband sollte sich daran ein Beispiel nehmen. Natürlich ist es schwierig zu kontrollieren, was genau bei Shows abgeht, aber eine Sache, über die Bands die absolute Kontrolle haben, ist ihr eigenes Verhalten. Wenn du deine Position einsetzt, um deine Fans anzugreifen—zu denen auch noch viele Mädchen im Teenageralter gehören—, dann ist das nicht nur an sich schon abstoßend, sondern verstärkt auch noch eine Kultur, in der ohnehin schon Frauenfeindlichkeit grassiert.

Der größte Punk-Move, den du momentan wohl bringen kannst, ist sexistisches und gewalttätiges Verhalten aktiv abzulehnen, um zumindest den Versuch zu unternehmen, deine eigenen Shows sicherer und inklusiver zu machen.

Folgt Emma bei Twitter—@emaggarland

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