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Welcher Song ist deine Bildungsstätte?

Das Semester hat begonnen. Leider.
Grafik von VICE Media.

Bildungsstätten sind Orte, an denen du dir theoretisch Bildung aneignest. In der Praxis langweilst du dich die meiste Zeit. Wenn du dich gerade nicht langweilst, dann lernst du viel zu kurzfristig und gestresst für deine Prüfungen. Ob du dich jemals wieder an deinen Prüfungsstoff erinnerst, bleibt in den Sternen. Wahrscheinlich nicht wirklich, aber wahrscheinlich ist dieses Wissen für deine spätere Karriere auch nicht von Bedeutung. Nachdem wir schon deine Studienrichtung, deinen Bezirk und dein Bundesland mit Songs versehen haben, sind wir pünktlich zu Semesteranfang in uns gegangen und haben reflektiert, welcher Song deine Bildungsstätte ist. Damit der Rahmen nicht gesprengt wird, nehmen wir die größten Bildungsstätten heraus, die man ab 15 besucht.

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TU: Beneath The Massacre—„Societys Disposable Son"

Was passiert hier überhaupt? Sind das noch einzelne Noten oder ist das einfach wahllos zusammenkopierter Krach? Ach, ich glaube das hier hab ich schon mal gehört, so ähnlich. Da war eine Note! Ich verstehe trotzdem von nichts wirklich irgendwas. Ich glaube, dieses Delta-Zeichen habe ich schonmal gesehen. Das Inferenzsymbol ist mir jedoch komplett neu. Was bedeutet das nochmal? Fragen wir mal Wikipedia. Ach, das ist auch nur ein zusammengeworfener Haufen an Dingen, die ich auch nicht verstehe. Oh Gott, warum bin ich überhaupt hier? Wenn man sich dann jahrelang Kopf voran mit der Materie beschäftigt, macht es sogar teilweise irgendwie Sinn und mit viel Schweiß, Blut und widerlichem Kaffee bekommt man dann auch einen Abschluss. Willkommen an der TU. Willkommen beim Versuch Technical Death Metal zu machen. Wenn man es tatsächlich zustande bringt, hat man tangential mehr Ahnung von der Materie und es wird einem erst wahrhaftig bewusst, wie wenig man weiß.

Fachhochschule: Twenty One Pilots—„Stressed out"

Die FH ist so etwas wie eine Schule mit vielen Werbepartnern. Zwar wird sie von Uni-Menschen verhöhnt und belächelt, aber der süße Trost eines jeden FH-Schülers ist der Job am Ende ihrer Ausbildung. Das können nur wenige Hochschulbildungsstätten nachmachen und dessen sind sich die FHler bewusst. Who cares, dass der Job ein Job bei einem der Werbepartner ist. Who cares, dass man am Ende der Ausbildung dank Praktika, verpflichtender Anwesenheit, Referaten und Tests ein geburnoutetes Wrack ist. Immerhin ist man bereit für das erwachsene Leben da draußen. Bei einem Werbepartner.

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BOKU: Michael Jackson—„Heal the world"

Die BOKU ist die trügerischste aller Unis. Das Vorurteil sagt, dass nur verkiffte, linke Studenten, die gerne an Kräuterwanderungen teilnehmen und selbstgebrautes Bier trinken, ihre Hallen betreten. Wahrscheinlich stimmt es auch. Aber die Prüfungen werden in so Fächern wie „Mechanik", „Physik" und „Chemie" abgehalten. Und hier sprechen wir nur vom ersten Semester. Ein ähnliches Fächerfeld wie das der TU, nur mit edleren Absichten—aber nicht halb so viel Anerkennung. Ihr tut uns leid, Boku-Leute.

Universität für angewandte Kunst: Grimes—„Genesis"

Die Angewandte hat als Außenstehender irgendwie etwas Mysteriöses. Auf den Partys und den ganzen Ausstellungseröffnungen wirken alle so, als wären sie aufeinander eingeschworen und treffen sich heimlich untertags im MAK-Keller, um irgendwelchen unheiligen Internet-Ritualen nachzugehen. Vielleicht wollen sie ihre Göttin, die heilige Beyoncé, beschwören oder sie beten für mehr Facebook-Likes. Dabei vereint Angewandte-Menschen wahrscheinlich einfach nur der wahnsinnige Gedanke, hauptberuflich mal Künstler zu werden. Leider geht mit diesem Wahnwitz auch oft der Gedanke einher, dass sie es in das beste Studium Wiens geschafft haben und das jetzt auch herzeigen müssen. Dabei sitzen sie als Nebenjob auch nur irgendwo in einem Callcenter oder teilen Flyer vor der Hauptuni aus. Keine Sorge, wir sind hier alle nur neidisch auf euch und eure Kreativität.

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Veterinär-Medizinische Universität: Studenten—„Universität frisst Seele"

Uni frisst die Seele—das ist eine allgemeingütige, fächerübergreifende Aussage. Niemand wird sie aber besser bestätigen können, als Veterinärmediziner. Harte, lange Prüfungen und noch ein härteres Auswahlverfahren. Wer die theoretische Vorstellung so einem Studium zum Kotzen findet, sollte wissen, dass zum praktischen Teil Kühen den Arm in die Vagina zu stecken, gehört. Und trotz aller Kenntnisse in der Funktionsweise des menschlichen Körpers, bekommen sie nie so viel Anerkennung von der Allgemeinheit. Ganz zu schweigen von den Kosten, die bei der Eröffnung der eigenen Tierarzt-Praxis anfallen.

Medizinische Universität: SPD ft. Sido—„Ne Leiche"

Wer die Knock-Out-Aufnahmeprüfung geschafft hat, den erwarten noch weitere Knock-Out-Prüfungen. Denn jede Prüfung an der Medizinischen Universität ist eine Knock-Out-Prüfung. Weiters kommen viele praktische Teile dazu, die sich hauptsächlich mit Leichen beschäftigen. Nicht zu vergessen sind die unmenschlichen und unterbezahlten Schichten im Krankenhaus. Scrubs, Greys Anatomy und andere unrealistische Serien waren vor 20 Jahren. Jetzt heißt es Augenringe, Ausbildung bis nach dem 30. Lebensjahr und verdammt viele Leichen. Und Blut. Dafür viel Anerkennung. Auch während des Studiums. Und Anerkennung während des Studiums ist doch selten. Macht zwar den Leichengeruch nicht weg, aber dafür stolze Elternaugen.

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Uni Wien: Falco—„No time for revolution"

„Confusion
Desillution
No Time
No time for revolution…"

Irgendwo zwischen dem Audimax und der Votivkirche ist der revolutionäre Geist unserer Generation wohl zusammen mit dem schlechten Mensa-Essen sukzessive verdaut und ausgeschissen worden. Jetzt gibt's das Verdauungsschläfchen. Von weltverändernden, generationenübergreifenden Studentenbewegungen, wie die der 60er, sieht, hört und spürt man nicht mehr wirklich was. Was ist los Leute? Die Studienrichtungen haben sich soweit voneinander entfernt, wie die Gebäude am Uni-Wien Gelände (also ganz Wien). Wenn sie sich austauschen, dann nur ihre Körperflüssigkeiten auf Partys. Die Partykultur an der Alma Mater hat sich dafür aber dementsprechend stark revolutioniert. No time for revolution—wie auch, wenn man neben seinem unbezahlten Praktikum noch zwei Nebenjobs annehmen muss um über die Runden zu kommen.

Wirtschafts Universität: Money Boy—„Geld"

„Gürtel von Armani, neuer Maserati
Shrimps und Calamari, ich will nur das Money
Ich will nur das Geld, Geld, Geld, Geld Ich will nur das Geld, Geld, Geld, Geld"

Warum sonst sollte man die Zeit in Kauf nehmen, die man zitternd vor der Atomuhr verbringt—weil man in diesen einen Kurs reinkommen muss, um nicht noch ein Semester zu verlieren? Sicher nicht, weil Wirtschaftsrecht und die Charakteristika von Unternehmensformen so viel Spaß machen. Ja, mit einer Aussicht auf eine Michael Kors-Tasche nimmt man ja auch gerne die Gefahr von herabfallenden Häuserteilen in Kauf. OK, dafür kann man sich seine Bücher in einem Gebäude ausborgen, das wie ein Raumschiff aussieht—klingt irgendwie fair.

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HTL: Iron Maiden—„Aces High"

Willkommen in der Höheren Technischen Lehranstalt—vulgo HTL. Unendlich viel überschwängliches Testosteron, möglichst viel Selbstinszenierung und rebellische lange Haare. All das gibt's im einzig wahren Iron Maiden-Klassiker „Aces High" auch. Der Song ist genau so prätentiös, wie man selbst in seiner HTL-Zeit war. Man meint auch, dass das Lied schwer zu spielen sei und wenn man es dann kann, dass man absolut ganz oben in der Nahrungskette sei. Weit gefehlt. Man kratzt nur so langsam an der Oberfläche von allem, was noch kommen wird. Weil du ein paar Blues Licks schneller spielen kannst, bist du der Gitarrenchef? Weil du etwas integrieren kannst (oder auch nicht), bist du der Mathe-Chef? Nein. Man braucht zwar für alles ein solides Fundament, aber man hat viel, viel weniger Ahnung von seinem Gebiet, als man meint.

HAK: Shane McMahon Theme Song—„Here Comes The Money"

Alle Handelsakademie-Absolventen besitzen drei Skills, die sie fortan durchs Leben begleiten: die Perfektion des Zehnfingersystems, die Kenntnis, dass Rechnungswesen von niemandem richtig verstanden werden kann und eine nie versiegende Liebe zum Kapitalismus. Immerhin muss man sich fünf Jahre damit auseinandersetzen, wie man mit Geld so umgeht, dass das eigene hippe Start-Up nicht schon im ersten Monat abhaust. Wenn es mit der eigenen Firma nicht hinhaut, kann man immer noch als perfekter Sekretär oder Bankangestellte durchstarten. Hauptsache, die Kohle stimmt. Man sagt immer, Geld kann kein Glück kaufen, aber HAKler wissen, dass ein fünfstelliger Kontostand schon dabei hilft den perfekten Partner zu finden. Das hat uns schon die Saturday-Night-Fever Tara in ihrer unendlichen Weisheit beigebracht.

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Berufsschule: Biggie Smalls feat Jr. M.A.F.I.A—„Get Money"

Ob man sich mit 15 oder mit 20 für die Berufsschule entschieden hat—man hat sich für Geld und einen schnellen Einstieg ins Berufsleben entschieden. Böse Zungen behaupten, dass sich Berufsschüler und Studenten nicht verstehen. Vielleicht liegt es an der Selbstständigkeit, die den Studenten lange fehlt. Das sagen zumindest Berufsschüler. Vielleicht liegt es aber auch an der fehlenden höheren Bildung, die die Berufsschüler nicht haben. Das sagen zumindest Studenten. Bei der Lebensführung scheiden sich also die Geister. Während Studenten nämlich mit 25 noch immer Papa um „ein bisschen Hilfe" bitten, gründen ehemalige Berufsschüler eine Familie und nehmen ein Kredit auf.

Gymnasium: Bilderbuch—„Spliff"

Wie landet man in einem Gymnasium? Wenn die Eltern in einem Gymnasium waren. Akademiker-Eltern schicken ihre Kinder bevorzugt in ein Gymnasium. Zwar sind die Fächer nicht praktisch orientiert und allgemeiner könnte die Bildung wirklich nicht sein, aber was die akademischen Bauern-Eltern nicht kennen, frisst das akademische Bauern-Kind nicht. Immerhin kann das Kind dann etwas mit Medizin, Jus oder Wirtschaft studieren. Ja, das könnte es auch mit einer HAK. Aber das hat nicht die hundertjährige Prestige. Während Eltern bei dem Gedanken an das Gymnasium Schüler Gerber-artige Situationen vor den Augen haben, saufen, schwänzen und kiffen die Schüler im Park um die Ecke. Und studieren später Kultur-und Sozialwissenschaften.

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