FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Die beschissensten Songs meiner Teenie-Zeit

Uns ist heute nach Vergangenheitsbewältigung. Deshalb hat unsere Autorin mit den beschissensten Songs ihrer Teenie-Zeit abgerechnet.

Screenshot: YouTube

Erst dachte ich, dass das doch gar nicht so lustig sein kann wenn ich die schlimmsten und peinlichsten Songs meiner Teenager-Zeit aufliste. Immerhin ist diese erst knappe zehn Jahre her. Damit will ich nicht sagen, dass ich damals gute Musik gehört habe, ganz im Gegenteil. Ich war nicht immer so cool wie heute. Wobei ich damals eigentlich durchaus cool war in meiner oberösterreichischen Provinz-Teenie-Blase. Viele Journalisten, die heute vorrangig über Musik schreiben, wurden als Kinder mit den Beatles sozialisiert und fingen bereits mit zwölf Jahren an, superseltene Platten zu sammeln. Sie sagen im Rückblick oft, sie hätten sich schon immer für Musik interessiert. Besonders für die abseits des Mainstreams, für die, die sonst niemand mochte oder überhaupt erst kannte. Wohl saßen sie dabei ganz eigenbrötlerisch neben ihren Plattenspielern in abgedunkelten Zimmern und träumten vor sich hin. So stellte man sich das zumindest vor. Ich war nicht so. Absolut nicht.

Anzeige

Jedenfalls fand ich die Idee erst schwierig, weil ich dachte, meine Auswahl würde zu plump und zu offensichtlich furchtbar ausfallen. Aber gerade das fand ich selbst so lustig, dass ich ab jetzt bitte nie wieder über gute Musik schreiben, sondern nur mehr schlechte Alben aus der Vergangenheit verreißen möchte. Ich würde ein Leben lang zu tun haben.

Nun stelle ich mir vor, wie ich in meinem Kinder- nein, Jugendzimmer sitze, überall hängen Poster aus der Bravo, vielleicht auch noch ein Starschnitt—kommt auf das Jahr an. Aus dem silbernen, mit Stickern beklebten CD-Player schallen unter anderem folgende fünf Songs. Ich singe dabei lauthals mit, tanze, weine, alles.

Good Charlotte—„Lifestyles Of The Rich And Famous“

Oh Gott, Good Charlotte. Die Punk-Zwillinge Joel und Benji Madden waren damals solche Rowdies mit ihren schwarzen Haaren, Lidstrichen und Fingernägeln. Dazu wilde Tattoos, Muscle-Shirts und irgendwann auch die beiden The Simple Life-Tussis Paris Hilton und Nicole Richie im Arm. Man stand damals halt auf echte Bad Boys. Ich stand nicht auf die Typen selbst, sondern auf ihre Fuck-Authority-Anti-Establishment-Songs. Zumindest fand ich „Lifestyles Of The Rich And Famous“ mitsamt dem rebellischen Video im Gerichtssaal so großartig, dass ich mir dachte, dass das komplette Album The Young & The Hopeless es auch sein musste. Das war es nicht. Es war grottenschlecht. Das fiel mir sogar damals in meiner musikalischen Ahnungslosigkeit schon auf. Ich hörte es trotzdem rauf und runter. Warum weiß ich leider auch nicht.

Anzeige

No Use For A Name—„XY“

Ähnlich ging es mir mit der von meinen coolen Freunden viel beachteten Punkband No Use For A Name. Zu der Zeit war ich in einer Phase, in der ich meine CDs und furchtbar unvorteilhaft geschnittenen Girlie-Bandshirts bei EMP bestellte und unbedingt um jeden Preis ebenso cool sein wollte wie meine coolen Freunde, die eigentlich nicht wirklich meine Freunde waren, aber von denen ich eben wollte, dass sie es waren. Oder zumindest irgendwann werden würden. Ich tat also sogar so, als würde mir dieser Punk-Scheiß von No Use For A Name gefallen. Ganz im Ernst, was soll das? Heute würde ich mir von so einem Album vielleicht einen halben Song anhören, bevor ich das Ding aus Wut anzünden würde. „XY“ ist übrigens nicht wirklich ein Song, es sind Variablen, die sagen sollen, dass ich mich an keinen einzigen Songtitel erinnern kann, dass alle Songs ohnehin gleich klingen und dass sie alle das Letzte sind.

Avril Lavigne—„Sk8er Boi“

Beim Gedanken an Avril Lavigne musste ich erst einmal sehr hart lachen. Dann fiel mir ein, dass die Gute mittlerweile mit Nickelback-Frontmann Chad Kroeger verheiratet ist und dann wurde mir kurz ein bisschen schlecht. Dieses Bild. Angeblich haben die beiden sogar einen Song zusammen aufgenommen. Ich habe mich aber geweigert, ihn mir anzuhören, geschweige denn mir das Video dazu anzusehen. Jedenfalls war ich vor zehn Jahren ein großer Fan von der kleinen Rocker-Punker-Skater-Avril mit dem Kaugummi-Englisch und den „ausgeflippten“ Klamotten. Meine beste Freundin wollte damals unbedingt so sein wie sie, trug bunte Krawatten und verschmierten Kajal und hatte lange fettige Haare. Ich eh auch. „Sk8erboy“ war dieser aufgeweckte Love-Song über einen Buben, der nicht gut genug für das reiche Mädchen war, weil er eben nur dieser „Sk8erboy“ war. Avril fetzte dabei mit dem Mikrofon durch leere Stiegenhäuser und über Autodächer, ihre Band rockte im Hintergrund.

Anzeige

Linkin Park—„In The End“

Linkin Park waren damals ja quasi die Könige des Nu Metal. Heute machen sie Songs mit Skrillex und wurschteln sich damit irgendwie immer noch durch die Charts. Menschen wie ich, die damals Fans waren, sind sie heute wohl kaum noch. Wobei ich doch noch eine Person kenne, die vor ein paar Jahren nur wegen Linkin Park zum Nova Rock gefahren ist. Ich habe sie nie live gesehen. Keine einzige Band in dieser Liste übrigens. Ich weiß jedenfalls noch, ich hatte die beiden ersten Alben Hybrid Theory und Meteora in meinem dürftigen Glas-CD-Regal stehen. Die Songs darauf waren damals das Maß aller Dinge. Ob nun eben „In The End“ mit dieser sandigen Endzeit-Vision von einem Video, das aggressive „Papercut“ oder die Selbstverstümmelungs-Hymne „Numb“. Ich war wirklich großer Fan. Obwohl ich doch ein relativ fröhlicher Teenager war.

Evanescence—„My Immortal“

Ich möchte hiermit noch einmal unterstreichen, dass ich ein relativ fröhlicher Teenager war. Evanescence habe ich trotzdem gehört. Nach „Bring Me To Life“, welches ich schon sehr heiß liebte, kam schließlich „My Immortal“. Für mich war das damals der traurigste Song aller Zeiten. Ich kaufte natürlich das Album. Auch die anderen Songs waren traurig. Aber durch die Metal-Riffs meist etwas rockiger. Ich weiß noch, wie die Opern-Stimme von Sängerin Amy Lee immer in monotones Gekreische ausartete, wenn sie lauter sang. Das war schon ziemlich furchtbar. Auf einem Festival gab es vergangenen Sommer den Schmäh, dass London Grammar die neuen Evanescence seien. Voll gemein und unwahr natürlich, aus dem Kopf bekamen wir den Gedanken aber trotzdem nicht mehr. Hannah Reids zauberhaftes Organ klingt leise aber irgendwie auch besser als so richtig laut.

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.