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Wenn du beim Anhören von The Leaving's neuem Album-Stream weinen musst, ist das schon OK

Zatokrev-Fronter Frederyk Rotter gehört zur Krach-Avantgarde der Schweiz, doch anstatt Noise Doom schwappt einem auf „Faces“ düstere Folk-Melancholie entgegen.
Albumcover

Ob Doom-Legende Wino, John Baizley von Baroness oder Scott Kelly von Neurosis—in den letzten Jahren haben immer mehr angesehene Krachmacher ihre softe Seite entdeckt. Und mit ihren Singer- und Songwriter-Ambitionen nicht nur überrascht, sondern auch überzeugt. Keine Ahnung, woher das kommt, aber zu leugnen ist das nicht mehr: Metaller sind die besseren Folker.

Der Schweizer Beweis dafür: The Leaving, das Akustik-Projekt des Basler Musikers Frederyk Rotter. Bisher vor allem als headbangender Fronter der international gefeierten Brachialgewalt Zatokrev bekannt, bricht er mit seiner neuen Platte „Faces“ zwar nicht deine Nackenwirbel, dafür aber dein unter der Kutte verstecktes Herz mit schwermütigen Liedern in der Tradition von Townes Van Zandt, Neil Young und all den anderen traurigen Männern der Landstrasse.

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Etwas Einsames haftet den zehn Songs auf diesem Album an und auch wenn die scheue Gitarre und der mal flüsternde, mal beschwörende Gesang immer wieder von einem Cello (gespielt von Alexandra Werner von Serafyn) umschmiegt werden, ein Drum sachte zum Einsatz kommt und Rotter in „Shades“ von einer zweiten Stimme begleitet wird: „Faces“ klingt nach Alleinsein, nach dem Moment, an dem der letzte Gast die Party verlassen hat und du alleine dastehst, im ganzen Chaos. „Faces“ ist der Soundtrack für nach der Show, der Soundtrack zum Bei-sich-selber-Sein und so macht das dann auch alles wieder Sinn. Wer kennt diesen Augenblick der Stille besser als ein Rockmusiker?

Lust auf ein wohliges Bad in Melancholie, Intimität und Einsamkeit? Hier hast du „Faces“ von The Leaving als kompletten Stream:

„Faces“ erscheint am 26. Februar über das Basler Label Czar of Revelations. Kollektives Traurigsein steht am kommenden Samstag, 27. Februar, im Parterre in Basel an. Dort gibt's nämlich die Plattentaufe.

Weitere Infos und akustische Traurigkeit von The Leaving findest du auf Bandcamp, Youtube und Facebook.

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