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Die besten Lokale Wiens, in denen du performen kannst – Teil 2

Hier ist der zweite Teil der besten Live-Venues Wiens. Natürlich wieder aus der Sicht der Bands.

Mir wurde erst bewusst, wie Band-freundlich Wien ist, als ich letztens aktiv nach Auftrittsmöglichkeiten gesucht habe. Man stößt zwar immer auf unterschiedliche Konditionen, aber im Großen und Ganzen eignen sich sehr viele Venues für Konzerte. Das ist wichtig. Jeder fängt einmal klein an und braucht die Unterstützung der lokalen Szene. Da jede Band aber anders ist und unterschiedliches Zielpublikum sucht, soll der zweiter Teil dieses Artikels mehr Auswahl in Wiens Live-Locations bieten. Viele Infos, die ich aus meiner eigenen Erfahrung nicht vervollständigen konnte, erhielt ich durch den direkten Kontakt der Betreiber und von Erzählungen Konzert vernarrter Freunde. Vielleicht stößt du ja hier auf dein neues Stammlokal.

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Café Concerto

Man könnte nicht sagen, in welchem Jahrzehnt das Café Concerto stecken geblieben ist: Rattan-Säulen aus den 60ern, Stoffüberzüge aus den 70ern und einen Felsenkeller, der an Uralt-Zeiten erinnert. Berühmt sind vor allem die After-Hours: Jedes Wochenende macht das Café Concerto um vier Uhr morgens zu und sperrt zwei Stunden später wieder auf. Abgesehen davon hat es ein fixes Wochenprogramm: Am Dienstag ist Jazz-Abend und jeden Mittwoch gibt es ein Singer/Songwriter-Konzept. Am Wochenende kannst du laut den Betreibern von Rock bis Reggea und Fusion alles spielen. Metal ist allerdings aufgrund der zu hohen Lautstärke und der Nachbarschaft keine gute Option. Schlager ist auch nicht erwünscht, aber das muss ich jetzt nicht erklären. Um Schlagzeug und Klavier muss man sich nicht kümmern. Der Backstageraum sollte nur zum Umziehen und Abstellen benutzt werden, am besten mischt man sich unter die Leute. Der Keller fasst locker 100 Gäste. Auftreten kostet nichts, Geld gibt es von den Spenden der Besucher.

Das Bach

Das Bach befindet sich im 16. Bezirk in der Nähe von der Ottakringer Brauerei. Durch seine Lage stößt zwar wenig Laufpublikum hinzu, aber das braucht so ein Ort auch gar nicht. Die meisten der Eigenveranstaltungen (davon 100 bis 150 Konzerte) spielen sich im Punk-Bereich ab, wobei Indie-, Metal-, Hardcore- oder Ska/Reggea-Bands dort ebenfalls regelmäßig performen. Der Konzertsaal fasst etwa 200 Gäste, fühlt sich aber durch die Zweiteilung schon ab 50 Besuchern gut gefüllt an. Das gibt Mut. Der Sound ist ausgewogen und druckvoll, wofür zwei Tontechniker sorgen, die schon seit Jahren mit der Anlage arbeiten, mit den Besonderheiten gut vertraut sind und geduldig mit jungen Bands umgehen. Nach dem Konzert kann ein Mehrkanal-Tonmitschnitt erstellt werden. Die Preise werden dem Underground-Spirit gerecht. Das gilt auch für den Mietpreis—wenn sich zwei, bis drei Bands zusammentun, sind auch Gigs am Wochenende leistbar. Der Backstage-Raum ist zwar klein, aber wer auf so etwas wert legt, gehört dort sowieso nicht hin.

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Aera

Das Aera erinnert auf den ersten Blick an ein typisches Beisl: viel Bier, viel Essen, Holztheken. Geht man aber die Treppe runter, stößt man auf eine beachtliche Halle, die etwa 200 Leute fasst. Im Sommer ist es etwas ruhiger, aber ab Herbst läuft dort fast jeden Abend ein anderes Event. Jede denkbare Band kann dort auftreten, sogar Rock- und Metal-Konzerte sind keine Seltenheit. Die Treppen sind breit, mit einem Zwischenstock—da kriegst du dein Zeug mühelos hinunter. Die Backline besteht aus regelmäßig gewarteten Drums mit einer Licht-Show, die sich im High-End-Bereich abspielt. Die Saalmiete ist, wie so oft, auch an den Umsatz gekoppelt. Wenn der gut ist, gibt es Geld zurück. Abladen ist im ersten Bezirk leider nicht optimal. Parkplätze sind dort eine Seltenheit. Komm früh genug hin, dann hast du auch Zeit dort etwas zu essen.

Das Werk

Das Werk in den Stadtbahnbögen bei Spittelau erinnert auf den ersten Blick an ein verlassenes Lokal, in dem sich ein paar Punks eingenistet haben. Ein bisschen ist das ja auch so. Der Unterschied zu den anderen Underground-Locations liegt aber in der deutlich stärkeren Electro-Affinität. Neben den Club-Veranstaltungen gibt es aber auch Punk- und Rock-Konzerte. Die Bühne ist mit sechs Quadratmetern nicht die größte, kann aber noch erweitert werden. Finanzielles steht bei den Auftritten nicht im Vordergrund.

Fluc, fluc_wanne

Die Venue besteht aus zwei Teilen: Oben befindet sich das fluc, es fasst etwa 200 Personen. Saalmiete gibt es keine, nur der Tontechniker muss bezahlt werden. Der Backstageraum ist klein und eignet sich daher nur für kurze Aufenthalte. Unten befindet sich die fluc_wanne, ein Konzert- und Partylocation, in die rund doppelt so viele Leute reinpassen. Da kommt auch eine Saalmiete ins Spiel, die nach Wochentagen gestaffelt ist. Dort gibt es einen großzügig angelegten Doppel-Backstage-Raum mit Toilette und einem eigenen Garten. Oben gibt es immer eine Tendenz zu experimentellen Spielarten von Pop, Rock, Wave oder Electronic. Mehrköpfige Bands gehen sich locker aus. Die fluc_wanne setzt ihren Schwerpunkt auf die Bass-Culture—von Dub über D’n’B bis Dubstep und zurück. Es gibt drei Bühnenebenen, auf denen man sich als Band verteilen kann. Die Veranstaltern setzen sich selbst den Anspruch, das Programm „anspruchsvoll“ zu gestalten. fluc und fluc_wanne sind großartige Locations, aber für die ersten Gigs vielleicht nicht die richtige Wahl.

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Weberknecht

Den Weberknecht am Gürtel kann man trotz regelmäßig stattfindender Gothic- oder Dark-Wave-Events in keine Ecke stellen. Das Programm zieht sich von Wrestling-Veranstaltungen über Theaterstücke bis hin zu Black-und Death Metal-Konzerten. Jeden Sonntag findet dort auch eine Jam-Session statt, bei der jeder mitmachen kann. Eine gute Gelegenheit für viele Bands, einen Blick auf die Konzerthalle zu werfen. Die Bühne ist groß genug für eine fünfköpfige Band, der Backstage-Raum ist einer der wenigen, wo man keine Platzangst bekommt. Abhängen vor dem Gig ist durchaus möglich. Der Saal fast mit Sicherheit 150 Leute. Momentan wird der Sound massiv verbessert: Laut dem Besitzer wird das Prinzip der Tonanlage vom Flex nachgebaut und gezielt auf die Bassboxen geachtet. Die Betreiber kommen jungen Bands gerne entgegen, auch der Tontechniker ist bezahlbar.

Local

Das Local zählt ebenfalls zu den Stadtbahnbögen-Venues Wiens. Es liegt bei Spittelau, außerhalb des Hotspots der Gürtelbögen. Dadurch büßt das Local zwar an Laufpublikum ein, was aber laut den Betreibern durch eine hohe Zahl an Stammgästen ausgeglichen wird. Obwohl immer wieder auch internationale Acts dort spielen, liegt der Schwerpunkt auf der lokalen Musikszene. Konzerte finden dort mehrmals die Woche statt. Wie im B72 gibt es auch dort einen zweiten Stock und einen Balkon mit Blick auf die Bühne. Bands in der eigenen Parkgarage stressfrei ihr Zeug abladen. Für gewöhnlich schickt man ein Mail mit seinem Konzept und ein paar Hörbeispielen an den Veranstalter und wartet dann auf den zugehörigen Spot. Prinzipiell ist jede Musikrichtung erlaubt, aber Rock und Indie-Zeug steht ganz oben auf der Liste. Sonderpreise gibt es ab einem Publikum von 50 Leuten, das klingt fair.

Reigen

Das Reigen gibt es schon knapp 30 Jahre und befindet sich gleich gegenüber der U-Bahn-Station Hietzing. Falls du in einer Jazz-, Blues-, Reggea- oder Latin-Band spielst, ist es der perfekte Ort für dich. Der Konzertsaal ist mit rund 500 Quadratmetern ziemlich groß, was bedeutet, dass du schon einige Leute mitbringen solltest, wenn du dort ein Konzert geben willst. Dementsprechend groß ist auch die Bühne. Die Bedingungen, unter denen man ein Konzert spielt, sind unterschiedlich, je nachdem, was man veranstalten möchte (z.B. Blues-Sessions, im Rahmen des Vienna Blues Springs oder als Eigenveranstaltung). Vor dem Lokal gibt es eine eigene Ladezone, um das Equipment gut transportieren zu können, danach muss man sich einen Parkplatz suchen. Das ist in der Gegend aber kein großes Problem. Der Tontechniker ist hervorragend. Wenn man nett ist und freundlich fragt, schneidet er auch das Konzert mit einer passablen Tonqualität von seinem Mischpult aus mit.

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