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Interviews

Die Suicide Girls erklären ihre Faszination

„Ich bin übrigens lesbisch und ich liebe Whiskey und Titten.“

Die Suicide Girls haben vor kurzem mit ihrer Blackheart Burlesque-Show in Toronto Halt gemacht, einer Mischung aus Comic-Con und burlesquer Nerd-Orgie. Als wir sie im Toronto Opernhaus getroffen haben, steckte die Hälfte der Mädchen noch im Tourbus fest, da die Tür klemmte. Jennings, die Regina-Regenbogen-Rap-Fee der Truppe, schmiss sich ohne Erfolg mit vollem Körpereinsatz gegen die Tür, während Mel Suicide, der DJ/PinUp-Star, aus dem hinteren Fenster kletterte. Der Gründer der Suicide Girls, Sean Suhl, stand im Hintergrund und lachte hysterisch über all das. Ach ja, das Leben auf der Straße…

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Die Show besteht aus ungefähr einem Dutzend rockenden und choreografierten Nummern, die meistens Nerd-Themen beinhalten, wie sexy Harry Potter, sexy Link (von Zelda), eine sexy weibliche Big Lebowski-Version im Bademantel, sexy Dr. Zaius, sexy Sturmtrupplern und, naja, sexy alles halt. Frauen haben sich ausgezogen, die Nippel waren überklebt, Alkohol floss in Münder und das ekstatische Publikum aus Jungs in den 20ern hat sich die ganze Zeit in die Seiten geboxt, während sie gehofft haben, dass niemand von ihren Freunden bemerkt, dass sie ihre Ladung in die Hose geschossen haben.

Uns wurde ein Interview mit der charmanten Sunny Suicide gewährt. Sie ist die Moderatorin und der MC der Truppe und außerdem das neueste Mitglied, das es innerhalb von sechs Monaten von einer Regierungsangestellten (begleitet von einer Tanz- und Theaterkarriere) zu einem Suicide Girl gebracht hat. Ihr eher bescheiden gepiercter und tätowierter Körper mag vielleicht nicht das sein, was du von einem Suicide Girl erwartest, aber ihre Lust an Burleque ist wohl das, was sie an die Spitze der Auswahlliste gebracht hat.

Noisey: Erzähl mir von dir.
Sunny: Ich bin 27 und komme aus dem New Yorker Umland. Als ich 18 war hat mir meine Mitbewohnerin gesagt, ich solle zu diesem Vortanzen bei dieser Tanztruppe namens The Charmed and Dangerous Cabaret gehen, die in BHs und Unterwäsche auftreten, da das ziemlich genau dem entsprach, was ich gerne in meinem Schlafzimmer tat! Ich wurde aufgenommen und habe es vom jüngsten Mitglied zur Leiterin und Lehrerin der Gruppe gebracht. Ich habe mir den Namen Sunny Holiday ausgesucht, weil das zu der Zeit unschuldig genug war. Ich habe mich bezüglich Burlesque sehr zurückgehalten und wenn die Leute herausgefunden hätten, dass ich dabei bin, wäre es nicht so schlimm gewesen. Die Namen von allen anderen waren so anzüglich. Ich wollte etwas Niedliches. Als Dominikanerin habe ich spanische Nummern gemacht, weil ich diese Persönlichkeit darstellen wollte. Sie haben mich immer als "Sunny Holiday, deine Fahrkarte zum Paradies südlich der Grenze" angekündigt! Haha. Ganz schön kitschig, nicht wahr? Ich mache das noch immer zu Hause.

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Und wie bist du zu den Suicide Girls gekommen?
Ich habe mir letzten Herbst ihre Show angesehen und habe all meine Freunde eingeladen. Ich wollte ihnen das nur näherbringen. Wir machen zu Hause auch Tänze mit Popkultur-Referenzen, wie zum Beispiel Star Wars. Als ich bei der Show war, dachte ich: "Wow, das ist genau das Event, zu dem ich schon immer gehen wollte."

Ich war so begeistert und so beeindruckt, dass sie mich auf die Bühne geholt haben. Ich habe mich während des Publikum-Tanzwettbewerbs komplett ausgezogen und dachte "Das ist mein Moment!" Ich habe den ersten Preis gewonnen. Das andere Mal habe ich mich zur Bühne durchgekämpft und versucht, es einem der Mädchen zu besorgen. Ich bin übrigens lesbisch und ich liebe Whiskey und Titten.

Ich habe später erfahren, dass es ein Vortanzen in L.A. geben wird, also habe ich all mein Geld zusammengekratzt und bin dort hin. Als ich reinkam, erinnerten sich alle von der Show in New York an mich. Sie sagten: "Oh mein Gott, du bist dieses verrückte Mädchen!" Manwe, der Choreograph, sah mich an und sagte: "Enttäusch mich nicht!" Ich war überrascht, dass sie mich genommen haben, da ich nicht zutätowiert bin und auch nicht besonders alternativ aussehe. Vor ein paar Monaten habe ich mir die Show einfach nur angesehen und jetzt bin ich dabei und leite die Sache auch noch. Das ist so cool.

Erzähl mir von Manwe, dem Choreografen der Stars.
Manwe ist großartig. Er hat mit Lady Gaga, J-Lo und Michael Jackson gearbeitet. Er war sogar mit Gloria Estefan auf Tour. Er ist immer noch so lebhaft und leidenschaftlich und kommt ebenfalls aus New York, also hat es sofort gepasst zwischen uns. Die Show ist sehr skurril. Wir spielen Planet der Affen mit Gorilla-Masken nach, das macht mich auf merkwürdige Weise total an, aber es gibt auch klassische Burlesque-Elemente. Ich eröffne die Show mit einer Nummer, die sich fast schon über klassische Sachen lustig macht und bei der ich mit dieser kitschigen Federboa rauskomme, während "Big Spender" läuft, und dann von der Bühne geschmissen werde. Es ist nicht so, dass wir es niedermachen, aber es ist witzig, weil wir dadurch sagen, dass das, was wir mit Blackheart machen, nicht klassisches Burluesque ist und die Leute sich fragen, was es ist. Die Leute müssen verstehen, dass es unsere Version von Burlesque ist und letztendlich will die Firma, dass wir bei dem, was wir machen, Spaß haben und individuell sind. Sie wollen, dass wir unsere Qualitäten selbst schätzen. Wir bekommen gut zu essen und sie wollen, dass wir kurvig bleiben.

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Wie sind eure Fans so?
Viele der Fans sind wirklich höflich und stehen einfach nur gebannt da und gucken. Manchmal ist das das beste Kompliment. Aber es kann auch ziemlich grob werden. Wir ziehen die Fans von Sucide Girls an und kommen in die kleinsten Städte in den USA und fragen uns dann, wer wohl so zur Show kommt. Ich finde auch ziemlich cool, dass ich lesbische Frauen auf der ganzen Welt treffe, die ich sonst nicht treffen würde.

Gab es auch schon gruselige Fans?
Das kommt vor. Mel, unser DJ, ist in England ziemlich berühmt. Sie war sogar auf dem Cover der Maxim. In Europa ist Nacktheit viel angesehener, also werden wir dort eher als glamouröse Models gesehen und nicht als etwas, das unter dem Playboy steht, so wie hier; ich denke jedoch, dass die Nacktheit bestärkend ist. Heute hat hier ein Typ mit einer Einwegkamera auf Mel gewartet. Er hatte kein VIP-Ticket bekommen und wollte draußen auf sie warten, um ein Foto mit ihr zu machen. Wir müssen uns in Gruppen bewegen, um in Sicherheit zu sein, und manche Leute werden unheimlich, aber es ist nicht so schlimm, wie du vielleicht denken würdest.

Sind viele von den Suicide Girls lesbisch?
Nein, was witzig ist, weil das viele Leute annehmen. Instagram ist eine große Sache bei uns und viele Leute machen dort Kommentare. Sie sagen dann: "Das wird zu einer Lesbensache, all diese Frauen liegen aufeinander!" Und ich sage dann: "Alter, was zur Hölle?" Die meisten von uns sind heterosexuell. Warum beschwerst du dich darüber? Ich wusste die meiste Zeit der Proben gar nicht, dass Liryc lesbisch ist. Ich hatte auch bei einigen die Vermutung, aber habe dann mitbekommen, dass sie Freunde haben. Das ist wie in einer Folge von Sex In The City nur mit einem Haufen tätowierter Mädels. Gestern Nacht habe ich mit meiner Freundin über Snapchat kommuniziert, vier Mädchen, ein Raum, keine T-Shirts… Gute Nacht! Woooo!

Wie denkt sie darüber, dass du auf Tour bist?
Wir sind erst seit Januar zusammen, aber ich kenne sie schon seit 10 Jahren. Sie hat sich ewig nicht geoutet und ich habe das schon vor einer ganzen Weile getan. Jetzt kennt sie jedes Suicide Girl. Wir sprechen über FaceTime und auch die anderen Mädels sprechen manchmal mit ihr. Ich hasse es zu sehen, wenn die anderen Probleme mit ihren Freunden haben. Sie fragt immer, ob alles OK ist.

Wie sieht euer Tourplan aus?
Wir touren noch bis Ende des Jahres. Wir haben zwischendrin eine längere Pause, aber wir fahren zu den Comic-Cons und dann geht es im August nach Europa und im September nach Südamerika und dann für den Rest des Jahres durch die USA. Die US-Tour dauert 12 Wochen, die ganze Zeit in einem Bus – das ist hart. Während des Castings haben sie gefragt: "Seid ihr sicher, dass ihr nach Kanada fahren wollt? Es wird hart und kalt." Aber alle gehen sehr respektvoll miteinander um und es ist sehr angenehm im Bus. Wir schauen Mädchenfilme mit Sean, dem Besitzer – wir haben ihn gefragt, wie er damit zurecht kommt, die ganze Zeit von Frauen umgeben zu sein; er sagt, dass er das jetzt seit 13 Jahren macht, also hat er sich mittlerweile daran gewöhnt.

Jesse Ship ist Journalist und lebt in Toronto. Er ist bei Twitter: @jesse_ship

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