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So haben Eltern reagiert, als sie die Drogen ihrer Kinder gefunden haben

Von Wiesen voll mit Hanf und verschlossenen Safes—wir haben Wienerinnen und Wiener nach den Reaktionen ihrer Eltern befragt.

Wir sind wohl schon alle mal in die Situation gekommen, in der wir unseren Eltern nicht jedes Detail unseres Lebens auf dem Silbertablett serviert haben, weil wir Angst hatten, dass sie ein schlechtes Bild von uns bekommen, wenn sie davon wüssten. Oder, bewahre, sich selbst und ihrem Erziehungsstil die Schuld für irgendetwas geben. Also eigentlich ist das Verschweigen von gewissen Tatsachen nur sowas wie Nächstenliebe von uns, damit sie sich keine Sorgen machen müssen.

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Sicherlich haben viele von euch schon versucht, sich mitten in der Nacht sturzbetrunken an den Eltern vorbeizudrücken. Einfach nur ins Zimmer verschwinden und währenddessen darauf konzentrieren, so normal wie möglich zu wirken, obwohl man nicht mehr geradeaus schauen kann. Diese Strategie funktioniert nicht immer. Eltern sind nicht dumm. Sie haben euch zur Welt gebracht und aufwachsen sehen und kennen euer Verhalten wahrscheinlich besser als alle anderen ihn eurer Umgebung.

Aber was wir gerne vergessen ist, dass unsere Eltern auch mal jung waren und wissen, dass die meisten Menschen eine gewisse Sturm- und Drangzeit durchmachen, in der sie sich selbst kennenlernen und ihre Persönlichkeit entwickeln. Und sie wurden in den 70ern groß, verdammt. „Ganz Wien storniert den Wein, und raucht sich nur mehr ein“, war nicht nur eine leere Wolfgang Ambros-Floskel, sondern halt der Lifestyle von einem großen Teil der Wiener. „Du schwarzer Afghane“ war nicht umsonst die lokale Hymne dieser Zeit. Viele Eltern sind nicht solche Unschuldslämmer, wie sie es euch vielleicht verkaufen.

Falko—ein Idol​ und Repräsentant unserer Elterngeneration

Angeblich—so hat man mir erzählt—sei der Konsum von Heroin damals unter jungen Menschen beispielsweise viel verbreiteter gewesen, als heute. Aber damals wusste man auch noch nicht um die verheerenden Folgen und das hohe Suchtpotenzial vom braunen Teufelszeug.

Wir sind losgezogen und haben einige Söhne und Töcher dazu befragt, ob ihre Erzeuger schon mal ihre Drogen gefunden haben und wenn ja, wie sie reagiert haben. Hier lest ihr die interessantesten Antworten (alle Namen wurden von der Redaktion geändert):

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Paula: Mein Vater hat mein Gras einfach weggeraucht und er macht es bis heute. Wenn er was findet, naht er sich es ein. Meine Mutter hat mir ein Jahr lang abgekauft, dass es indischer Tee ist, der ur viel kostet—bis mein Bruder auch angefangen hat zu kiffen. Ab da hat sie es immer das Klo runtergespült und wollte mich in den Entzug schicken. Bis heute zuckt sie aus und unterstellt mir 24/7-Drogenkonsum.

Max: Als sie mein Gras gefunden haben, haben sie gefragt, warum ausgerechnet ich Drogen nehme bla, bla, bla. Dann habe ich dezente Aufklärungsarbeit geleistet, die sie sich mal auf der Zunge zergehen haben lassen. Dann haben sie halt bemerkt, dass ihr Sohn ja doch ein ganz normales Leben führt und seitdem macht es ihnen nicht mehr wirklich was aus. Ganz im Gegenteil.

Mit meiner Oma habe ich auch schon einen Joint geraucht beim Gassigehen mit dem Hund. Und seitdem meine Mutter—die eigentlich strikte Nichtraucherin ist—in den Wechsel gekommen ist und leichte Schlafstörungen bekommen hat, hab ich ihr von Medikamenten abgeraten und sie aufgeklärt, dass man mit Gras auch backen kann—um die selbe beziehungsweise ähnliche Wirkung wie beim Rauchen zu erzielen. Daraufhin war sie ganz verwundert und es hat nicht lang gedauert, bis die erste Mutter-Sohn Backstunde angestanden ist (sowas gibt's normal nur in der Vorweihnachtszeit). Jetzt nascht sie halt gelegentlich und ihre Schlafprobleme werden immer weniger.

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Patrick: Ich bin 2006 (mit 16) ziemlich verkartert vom Nova Rock heimgekommen und hatte noch Shrooms im Rucksack. Meine Eltern haben irgendwas „gesucht“ und dabei die Pilze, ein Chillum und Knaster gefunden. Dann hat es eine überraschend kurze Standpauke gegeben und dann haben sie die Pilze versteckt. Bin später draufgekommen, dass sie die—warum auch immer—im Safe verstaut haben.

Im Safe, von dem sie nicht wissen, dass ich den Code hab. Teufelsemoji. Hab dann später irgendwann mal einen Batch verschimmelter Pilze gegrowt und dann die schimmligen gegen die guten im Safe getauscht. Bis heute verwahren meine Eltern ein Päckchen Knaster, ein blau eloxiertes Chillum und verschimmelte Pilze in ihrem Safe.

Johannes: Also mein Dad wollte, dass ich ihm einen Joint dreh, als er es fand. Da war ich 14, haha.

Laura G.: Meine Mutter hat zwar nie was gefunden—zumindest wüsst ich nichts davon—allerdings hatte sie den Verdacht. Also es gab eine Phase, in der sie immer ausgezuckt ist, wann immer ich meine Nase—wegen Schnupfen—hochgezogen habe und mich immer gefragt hat: „Hast du etwa gekokst?!?“

Screenshot via Youtube

Martin: Mama so: „Und wos is des?!“

Laurenz: Meine Eltern sind draufgekommen, dass ich kiffe, weil ich immer heimlich was vom Grasvorrat meines Vaters genommen hab—und sie irgendwann gemerkt haben, dass der immer kleiner wird. Sie fanden das dann ziemlich rattig und haben gesagt, ich soll das nächste Mal einfach fragen, wenn ich was brauche.

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Heinz-Christopher: Ich war ca. 19 und hab wiedermal Outdoor gegrowt. Lief ganz gut, nur das Trocknen war immer ein Problem, weil mein Growpartner und ich noch bei unseren Eltern gewohnt haben. Uns ist also nichts anderes übrig geblieben, als das Ganze bei mir am Dachboden zu trocknen. Da liegt nur altes Zeug rum und meine Eltern gehen da nie rauf. Hab also einen großen Karton aufgestellt und alles fein säuberlich aufgehängt. Werden wohl so 400 Gramm gewesen sein. Sogar ein Heizkabel und einen Lüfter hab ich eingebaut, damit es schneller geht.

Am nächsten Tag rauch ich grad ein paar Hüte bei einem Freund, als mein Vater anruft und nur meint, ich soll nachhause kommen. Zufällig ist er genau an dem Tag auf den Dachboden rauf und hat da meine Kiste entdeckt. Hab kurz ausgenüchtert und bin heimgefahren. Während mein Vater den Karton zerlegt hat, hab ich eine kurze, dreiminütige Standpauke bekommen und das war‘s. Interessanterweise sind die Standpauken immer kürzer geworden, je krasser der Scheiß war, den ich abgeliefert hab.

Mein Bruder wollte ein bissl aufmüpfig sein und hat dann später noch gefragt, was er jetzt mit dem Gras gemacht hat. Schließlich war das auch nicht gratis und sonst schaut mein Vater ja auch so aufs Geld. Er meinte, er hats vergraben und hat dann mit ein paar Watschen gedroht.

Ein Jahr später hat sich dann herausgestellt, wo er es vergraben hat. Mein Onkel (Landwirt und Weinbauer) hat direkt neben seinem Weingarten einen riesigen, landwirtschaftlichen Komposthaufen, der einmal im Jahr gründlich umgepflügt wird. Bei den Leseausfahrten ist mir dann irgendwann aufgefallen, dass da hunderte Hanfpflanzen wachsen. Sorten, die aber so gar nicht wild sind, sondern eher meinen gegrowten Strains ähnlich sahen. Habs genauer untersucht. War zwar leider alles versamt, aber trotzdem ein schöner Anblick.

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Foto via Flickr I MaariuhanayMedicina I CC BY 2.0

Anna: Ich bin mal von der Schule heimgekommen. Meine Mutter ist beim Küchentisch gesessen und wir haben gequatscht. Dann hat sie mitten im Gespräch begonnen, verschwörerisch zu lächeln und hat gesagt: „Aja, dein Gras hab ich dir in deine Lade gatan.“ Ich hab nur danke gsagt. Meine Eltern haben mir dann daraufhin einen 20 Jahre alten Dope-Würfel geschenkt und eine uralte Joint-Rollmaschine. „Aber eh nicht zu oft, gell? Das macht dich sonst dumm.“

Maria: Meine Mutter hat es mir mit der Zeit an den Augen angesehen. Sie hat gemeint, sie als Mutter erkennt, dass sich mein Verhalten geändert hat. Und dass sie mich auch nicht mehr schön findet—da hatte ich eine ganz orge Zeit. Sie hat alles mögliche versucht, dass ich es nicht mehr berühre, aber sie hat es nicht geschafft, weil ich ein sehr stures Kind war. Dann hat sie mir mein ganzes Geld gestrichen und auch zu meiner Familie gesagt, sie dürfen mir kein Geld mehr geben. Da ging‘s aber nicht nur um Gras, sondern auch um Härteres.

Jetzt glaubt sie, ich mach es nicht mehr und wir haben die beste Beziehung zueinander, fühle mich eigentlich auch ziemlich mies, weil sie alles für mich getan hat und mir alles ermöglicht hat. Sie ist jetzt wie meine beste Freundin und ich kann mit ihr über alles reden. Aber sie war halt anfangs sehr enttäuscht und hat nächtelang wegen mir geweint.

Auf jeden Fall ist sowas immer sehr unangenehm. Irgendwie respektlos gegenüber den Eltern—ich hab noch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich es mache. Einfach aus dem Grund, weil meine Mama das Gefühl bekommen hat, sie hätte etwas in der Erziehung falsch gemacht, obwohl es nicht so ist. Sie hat alles für mich getan und mir, wie gesagt, alles ermöglicht.

Symbolfoto von besorgten, konservativen Eltern via Flickr I David Trawin I CC by 2.0

Die Angst vieler Eltern ist nicht, dass man mal ein bisschen mit Substanzen herumexperimentiert, sondern eben, dass der Konsum das Leben negativ beeinflusst und man nicht mehr ohne kann. Zurecht, denn Drogen können Leben zerstören, da sind wir uns sicher einig. Viele Eltern sind aber auch überraschend liberal und wissen, dass diese Phasen ihrer Kinder meistens vorbeigehen. Wenn es hart auf hart kommt und ihr wirklich ein Problem mit Drogen habt, werden die meisten Eltern wahscheinlich trotzdem hinter euch stehen und alles tun, um euch zu helfen.

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